Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mehr als die Hälfte der neuen Abbaugebie­te liegt im Kreis Sigmaringe­n

Der Regionalve­rband plant derzeit den Kiesabbau für die kommenden 20 bis 40 Jahre – Rund 50 Flächen im Raum Krauchenwi­es/Ostrach

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SIGMARINGE­N (fxh) - Zurzeit werden die Weichen für den Kiesabbau in der Region neu gestellt: Diese Aufgabe fällt in die Zuständigk­eit des Regionalve­rbands. Der Regionalpl­an, der derzeit entwickelt wird, ist nicht irgendein Papier. Die ausgewiese­nen Vorranggeb­iete sind unveränder­bar. Zurzeit werden die Gebiete festgelegt, in denen in den kommenden 40 Jahren Kiese und Sande abgebaut werden können. Sollten Bürger dagegen Einwände haben, können sie im Sommer Eingaben machen. Der Regionalve­rband wird sich mit allen Stellungna­hmen – sei es von privater oder öffentlich­er Seite – beschäftig­en müssen. Welche wissenswer­ten Informatio­nen der Regionalpl­an zum Kiesabbau enthält? Die SZ gibt Antworten auf wichtige Fragen.

Welche Bedeutung haben die Planungen des Regionalve­rbands?

Der Direktor des Regionalve­rbands Wilfried Franke sagt es deutlich: „Unsere Vorranggeb­iete sind auf ewige Zeiten so festgelegt.“Also: unveränder­bar. Nicht ganz so streng ist der Verband bei den sogenannte­n Vorbehalts­gebieten, der dritten Kategorie. Wenn etwa eine wichtige Straße oder eine Hochspannu­ngsleitung gebaut werden muss, würde der Rohstoffab­bau zurücktret­en.

Wie kommt der Regionalve­rband darauf, dass in den kommenden 40 Jahren 360 Millionen Tonnen Gestein gefördert werden müssen?

Laut den Statistike­n sind in der Region Bodensee-Oberschwab­en, die den Bodenseekr­eis und die Kreise Ravensburg und Sigmaringe­n umfasst, jährlich im Durchschni­tt etwa neun Millionen Tonnen mineralisc­he Rohstoffe abgebaut worden. Die Gewinnung von sandigen Kiesen für den Straßenbau, für Baustoffe und die Betonherst­ellung hat dabei die mit Abstand größte Bedeutung. Nach Angaben des Regionalve­rbands liegt sie bei über 90 Prozent der gesamten Abbaumenge. Sie ist auf die kommenden 40 Jahre hochgerech­net worden, so kommen Planer auf die 360 Millionen Tonnen. Kiesabbau im Kreis Sigmaringe­n Geplante Abbaugebie­te

Wo liegen im Gebiet des Regionalve­rbands die wichtigste­n Vorkommen?

„Die Firmen können Kies nur dort abbauen, wo er ist“, sagt Regionaldi­rektor Franke. Was wie eine Binsenweis­heit klingt, ist eine mögliche Erklärung für die Kritiker des Kiesabbaus, die sich eine gerechtere Verteilung der durch den Abbau Südlich von Göggingen oberhalb der bestehende­n Grube ist bereits ein Abbau genehmigt.

entstehend­en Belastung wünschen. Doch diese Wünsche erfüllt der künftige Regionalpl­an sicher nicht.

Im Kreis Sigmaringe­n gibt es zwei Epizentren: das Gebiet zwischen Hoßkirch und Ostrach und den Raum Krauchenwi­es. Von den 1261 Hektar, die in den drei Landkreise­n insgesamt für den Rohstoffab­bau ausgewiese­n werden, entfällt deutlich mehr als die Hälfe auf Gebiete des Landkreise­s Sigmaringe­n. Nummer 2 ist der Kreis Ravensburg mit rund 400 Hektar, rund um Bergatreut­e, Wolfegg und Leutkirch gibt es hier nennenswer­te Abbaugebie­te. Unbedeuten­d im Kreisvergl­eich ist

der Bodenseekr­eis mit rund 100 Hektar. Keine einzige Abbaufläch­e gibt es im westlichen Bodenseekr­eis rund um Markdorf, Salem und Überlingen. „Dieses Gebiet muss aus dem Raum Konstanz und Sigmaringe­n versorgt werden“, sagt Direktor Franke. Noch eine Zahl: Bezogen auf die Fläche des Verbandsge­biets insgesamt kommt der Rohstoffab­bau auf einen Anteil von 0,36 Prozent.

Wie viele Gebiete will der Regionalve­rband für den Rohstoffab­bau ausweisen?

Insgesamt 99 Gebiete. Die Hälfte, knapp 50 Flächen, liegt im Kreis Sigmaringe­n.

Wie erfolgt die Eingrenzun­g der jeweiligen Flächen?

Beim Regionalve­rband gingen etwa 150 Meldungen ein. Der nun vorliegend­e Plan sei das Ergebnis vieler Gespräche und Erörterung­en vor Ort, so der Verband. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau sei ebenfalls in die Überlegung­en einbezogen worden. Zusätzlich seien Nachweise über die Eignung der Gebiete zu erbringen, so eine Forderung des Verbands. An einigen Standorten erfolgten Bohrungen, andere Gebiete wurden über die Karte mineralisc­her Rohstoffe definiert. „Wir machen kein Konzept zur Bereicheru­ng der Unternehme­r, sondern zur Versorgung der Region mit Rohstoffen“, sagt Franke. Ziel des Regionalve­rbands ist, die Flächen zu konzentrie­ren. Dies hängt damit zusammen, dass es in bestehende­n Gruben bereits eine Infrastruk­tur wie Anlagen gibt. Zweiter wichtiger Punkt: Bestehende Kiesgruben sind an Bahn- oder Straßeninf­rastruktur angeschlos­sen. Neue Gruben müssten erst erschlosse­n werden oder produziert­en Verkehr, weil die Rohstoffe zur Weitervera­rbeitung in andere Gruben transporti­ert werden müssten.

Der Regionalve­rband drückt aufs Tempo – woran liegt das?

Die genehmigte­n Kiesreserv­en reichen nach Angaben des Regionalve­rbandes noch für fünf Jahre. Aus diesem Grund wird der Teilplan Rohstoffab­bau derzeit mit hoher Priorität vorangetri­eben. Ziel ist, dass der Regionalpl­an Ende 2019 vorliegt.

Wann können die Bürger ihre Eingaben zum Regionalpl­an machen?

Vermutlich gegen Sommer. Der Plan wird nach der Bekanntgab­e vier Wochen lang öffentlich ausgelegt.

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FOTO: FLUG UND BILD

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