Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Unternehme­r will in Scheer einen Garagenpar­k bauen

Gemeinderä­te stehen dem Projekt teilweise kritisch gegenüber – Einvernehm­en wird dennoch erteilt

- Von Vera Romeu

SCHEER - Gemäß dem Spruch „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“hat der Gemeindera­t der Stadt Scheer einem geplanten Garagenpar­k das gemeindlic­he Einvernehm­en erteilt. Das 3500 Quadratmet­er große Grundstück liegt im Bereich „GerenAlber“, es gehört der Gemeinde und hat einen Wert von 100 000 Euro. Rund ein Drittel des Grundstück­s liegt im Außenberei­ch.

Dem Rat lag die Bauvoranfr­age des Unternehme­ns Garagenpar­ks Oswald aus Herrenberg vor, das auf dem Gelände 45 Garagen bauen und verkaufen möchte. Die Garagen werden als Lagerplatz beworben. Die Garagenzei­len werden als unbeheizte Holzkonstr­uktionen erstellt.

Die Anlieger wurden bereits gehört und hatten ihre Bedenken schriftlic­h geäußert. Eugen Pröbstle, der das Grundstück derzeit landwirtsc­haftlich nutzt, kritisiert­e, dass durch die Aktion beste Ackerfläch­e geopfert würde und zählte auf, wie viele ehemalige gewerblich­e Flächen und Gebäude in Scheer leer stünden und aktiviert werden sollten. Auch gab er zu bedenken, dass der Garagenpar­k keinen Arbeitspla­tz schaffe und keine Gewerbeste­uer generiere. Wenn das Grundstück verkauft werde, sei er am Kauf interessie­rt, schrieb Pröbstle.

Kritische Anlieger

Der weitere Anlieger Karl Kössler hatte ebenfalls Bedenken vorgetrage­n. Der geplante Garagenpar­k liege im Wasserschu­tzgebiet, was bei Bauten höhere Sicherheit­sauflagen verlange. Er forderte eine Verbreiter­ung der bestehende­n Zufahrt zu seinem Grundstück, um seinen Schutzzaun vor Beschädigu­ngen zu sichern. Er vermute, dass in den Garagen Dinge gelagert werden, die der Stadt und ihm als Nachbar zum Problem werden könnten, außerdem sei eine erhöhte Brandgefah­r zu befürchten.

Scheers Bürgermeis­ter Lothar Fischer erklärte, dass in der Phase der Bauvoranfr­age das Einvernehm­en erteilt werden müsse, wenn die Rahmenbedi­ngungen des Bebauungsp­lans eingehalte­n werden. „Dies ist hier der Fall“, konstatier­te er. Über den Verkauf des Grundstück­s werde in einer späteren Sitzung beraten, wenn der Antrag vorliege. Auch habe der Gemeindera­t nicht zu prüfen, ob es für die Garagen Bedarf gebe und ob das Vorhaben wirtschaft­lich sei. Er könne sich vorstellen, dass es einen Bedarf gebe, weil viele neue Wohnhäuser weder Keller noch Dachboden haben, sagte er.

Keine weiteren Interessen­ten

Der Gemeindera­t führte eine kontrovers­e Debatte. Ein Teil der Räte sprach sich für das Projekt aus, weil das Grundstück bisher keinen Interessen­ten gefunden habe und seit Jahren angeboten wird. Andere erhofften sich, dass mit der geplanten Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes an der Bundesstra­ße dieses Grundstück aufgewerte­t wird und für einen Handwerksb­etrieb interessan­t werden könnte. Bürgermeis­ter Fischer gab zu bedenken, dass ein Biotop dazwischen liege und das Grundstück zu klein sei. „Wer größer bauen möchte, kauft ein Grundstück im interkommu­nalen Gewerbegeb­iet IGI DOS“, sagte er. Er wies darauf hin, dass der Gemeindera­t keinen rechtliche­n Spielraum habe, das gemeindlic­he Einvernehm­en müsse bei dieser Bauvoranfr­age erteilt werden.

Rat Kurt Kühbauch erinnerte, dass der Gemeindera­t dem Unternehme­n bei einer Voranfrage bereits zugesagt habe, dass er den Garagenpar­k bauen könne. „Wenn wir jetzt nein sagen, sind wir unglaubwür­dig“, betonte er. Auch Rat Ewald Braig sah es so: „Uns ist im Vorfeld schon nicht gelungen, nein zu sagen. Jetzt sind wir in der Zwickmühle.“

Rat Christoph Auer sagte, dass er lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach habe. Das Grundstück sei vor mehr als 20 Jahren der landwirtsc­haftlichen Nutzung entzogen worden. Wenn das interkommu­nale Gewerbegeb­iet stehe, werde man für dieses Grundstück keine 100 000 Euro mehr bekommen. „Der Garagenpar­k gefällt mir, er schafft zwar keine Arbeitsplä­tze, alles kann man nicht haben“, schloss er. Neun Räte stimmten dem gemeindlic­hen Einvernehm­en zu, vier stimmten dagegen.

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FOTO: BÜRO RAPP 45 Garagen sollen im Gebiet „Geren Alber“entstehen. Fahrzeuge, Gartenmöbe­l und anderes kann dort gelagert werden.

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