Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zweckverband hilft Bad Saulgau
Nitratproblem: Die Hundsrückengruppe liefert Wasser zum Mischen.
BAD SAULGAU – Zonen mit extrem hohen Nitratwerten im Grundwasser bewegen sich auf die Bad Saulgauer Trinkwasserfassung im Gebiet Mannsgrab zu. Besonders gefährdet ist einer der Hauptversorgungsbrunnen für die Stadt Bad Saulgau. Der Zweckverband Wasserversorgung Hundsrücken hat am Montag im Schulungsraum der Stadtwerke Bad Saulgau den Weg frei gemacht für eine Zulieferung mit weniger belastetem Trinkwasser aus zwei Brunnen bei Wagenhausen bei Bad Saulgau. Damit soll der Nitratgehalt des Bad Saulgauer Trinkwassers gesenkt werden – und Zeit für eine nachhaltige Lösung gewonnen werden.
Die Verbandsversammlung stimmte verschiedenen Untersuchungen des Schutzgebiets und der Wasserfassung in Wagenhausen zu. Sie sollen Erkenntnisse darüber bringen, ob die vom Zweckverband Hundsrücken betriebene Wasserfassung ergiebig genug ist und eine Erhöhung der Fördermenge auch technisch möglich ist und welche Auswirkungen auf das Schutzgebiet dies hat. „Vorerst“gilt diese Regelung für einen Zeitraum von zwei Jahren.
Die Bad Saulgauer Bürgermeisterin Doris Schröter leitete am Montag als Vorsitzende des Zweckverbands die Sitzung. Der Verband versorgt Gemeinden im Gemeindeverwaltungsverband Altshausen und Stadtteile von Bad Saulgau mit Trinkwasser. Die beteiligten Gemeinden senden Vertreter in die Verbandsversammlung. Die Betriebsführung hat der Zweckverband den Stadtwerken Bad Saulgau übertragen.
Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke, und Henning Jobmann vom Büro Bieske und Partner, einem Ingenieurbüro für Wasserversorgung und Umwelttechnik in Lohmar, stellten die prekäre Lage der Wasserversorgung in Bad Saulgau und die Möglichkeiten einer Zulieferung aus der Wasserfassung Wagenhart dar.
Bad Saulgaus Trinkwasser ist durch Nitrateintrag in der Umgebung der Wasserfassung gefährdet. In einem der Hauptversorgungsbrunnen ist inzwischen bereits eine Belastung von 50 Milligramm je Liter Trinkwasser gemessen worden, die gesetzlich gerade noch erlaubte Höchstgrenze. Durch Mischen mit Trinkwasser aus anderen Brunnen wird der Wert unter der Grenze gehalten. Bei um die 40 Milligramm pro Liter liegt noch der durchschnittliche Wert. Pegelmessungen im größeren Umkreis der Wasserfassung haben gezeigt, dass Grundwasser im Einzugsbereich mit bis über 60 Milligramm Nitrat belastet ist. Diese Zonen erhöhter Konzentration wandern. „Das bewegt sich auf die Brunnenfassung zu“, sagte Ingenieur Jobmann. Durch die jahrelangen Messungen ist auch klar, dass der Nitratgehalt im Trinkwasser kontinuierlich ansteigt. Jobmann: „Wir haben hier eine Steigerung von 0,07 Milligramm pro Jahr“.
Gesundheitliche Auswirkungen
Nitrat an sich ist nicht gesundheitsschädlich. Es kann sich aber durch Reaktionen im Körper in schädliches Nitrit umwandeln. Als besonders anfällig für gesundheitsschädliche Auswirkungen hoher Nitratbelastungen gelten Säuglinge bis zu einem Alter von drei Monaten. Als Hauptverursacher für den Nitrateintrag gilt die Landwirtschaft.
Eigene Lösungsansätze der Stadtwerke blieben ohne durchschlagenden Erfolg. Da der stark belastete Brunnen eins saniert werden muss, gab es Überlegungen einen neuen Brunnen an einem weniger belasteten Standort zu bohren. „Dafür müsste das Wasserschutzgebiet geändert werden“, gab Übelhör die Antwort des Landratamts auf eine Anfrage wieder. Ein abermaliges langwieriges Verfahren zur Ausweisung des Schutzgebiets aber sei zu aufwendig.
Möglichkeiten, die Nitratbelastung durch andere Wasserfassungen der Stadtwerke zu reduzieren, sind beschränkt. Diese Vorkommen in Braunenweiler und Bierstetten können die notwendigen Wassermengen nicht liefern. Für die größere Wasserfassung in Fulgenstadt haben die Stadtwerke ein hydrologisches Gutachten erstellen lassen. Hier fördert auch die Gemeinde Herbertingen Trinkwasser mit einem bereits erhöhten Nitratwert von über 30 Milligramm. Von einer starken Ausweitung der Förderung rieten die Gutachter ab.
So bleibt die Lösung, die benötigten Wassermengen aus der Wasserfassung des Zweckverbands in Wagenhausen zu gewinnen. Das Trinkwasser der beiden Brunnsen dort weist laut Johannes Übelhör Nitratwerte von um die 25 Milligramm auf. „Die Werte in der Wasserfassung Mannsgrab sind doppelt so hoch“, betont Übelhör. Die Zulieferung soll ermöglichen, die Förderung des am stärksten belasteten Brunnens im Mannsgrab zu drosseln.
200 0000 Kubikmeter im Jahr
Eine Lieferung von bis zu 260 000 Kubikmetern (ein Kubikmeter sind 1000 Liter) wäre aus der Wasserfassung theoretisch möglich. Etwa 200 000 Kubikmeter hat die Stadt beantragt. Von den Kosten für die dafür notwendigen Untersuchungen werden die Stadtwerke bis zu 50 Prozent übernehmen.
Die Vertreter aus dem Raum Altshausen verlangten nach Sicherheit, falls durch die erhöhte Wasserentnahme der Nitratspiegel auch in Wagenhausen steige.
Johannes Übelhör blieb klar: „Falls das der Fall ist, dann brechen wir ab“. Ein Passus, dass die Verbandsversammlung in diesem Fall informiert wird, wurde in den Beschlussvorschlag aufgenommen.
„Das Problem werden wir kurzfristig nicht lösen“, sagte Verbandsvorsitzende Schröter. Damit liegt sie auf einer Linie mit der Landesregierung. Die hat den Grundwasserkörper der Region als gefährdet eingestuft. Woher bei möglichen weiteren Sanierungsfällen künftig das Wasser zum Zumischen kommen soll, blieb in dieser Sitzung unbeantwortet.