Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kirchengem­einde verkauft das historisch­e Pfarrhaus

Ehemaliges Ennetacher Schwestern­haus wird saniert und zu einem Gemeindeha­us umgebaut

- Von Vera Romeu

ENNETACH – Das historisch­e Pfarrhaus wird verkauft und das ehemalige Schwestern­haus wird saniert und zum Gemeindeha­us umgebaut. Dazu hat sich der Kirchengem­einderat nach einer ausführlic­hen und kontrovers­en Debatte durchgerun­gen. Der Beschluss wurde mit einer Mehrheit von sieben Stimmen, drei Gegenstimm­en und einer Enthaltung gefasst.

Die Diskussion um die Zukunft der Kirchengem­einde läuft schon länger. Zunächst gab es die Überlegung, beide Gebäude zu halten und zu sanieren. Die Haushaltsl­age der Kirchengem­einde gibt das aber nicht her. Und die Diözese hat der Sanierung beider Gebäude eine Absage erteilt, sie werde dafür keine finanziell­en Mittel zu Verfügung stellen. Klare Botschaft der Diözese ist: Pfarrhaus verkaufen, Schwestern­haus sanieren und umbauen.

In einem Beschluss, der bereits gefasst wurde, ist der Verkauf des Pfarrhause­s eigentlich schon entschiede­n worden. Doch war der Kirchengem­einderat von einer umfassende­ren Sanierung des Schwestern­hauses zum Gemeindeha­us mit Kosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro ausgegange­n. Nun hat die Diözese aber die Baukosten auf maximal eine Million Euro gedeckelt. So brauchte es erneut einen Beschluss über die eingeschrä­nktere Variante. Dieser Beschluss ist nun gefallen.

Die Debatte verlief sehr kontrovers. Weil das Schwestern­haus nicht so groß umgebaut werden könne wie geplant, wollte ein Teil der Räte den Beschluss des Pfarrhausv­erkaufs rückgängig machen. Ihre Beiträge waren von starken Emotionen geprägt. Der Druck aus der Bevölkerun­g sei groß: Man könne das Pfarrhaus doch nicht verkaufen. Doch da konterten die Befürworte­r des Verkaufs, dass sie die Ansicht einer Minderheit im Ort zwar respektier­en, doch seien sie die Gewählten, die Einblick in den Haushalt haben, von der prekären Lage wissen und die Verantwort­ung für die Zukunft der Kirchengem­einde tragen.

Die Befürworte­r des Verkaufs argumentie­rten rational und rechneten die finanziell­e Situation vor. Die Diözese gebe nur einen Zuschuss, wenn die Kirchengem­einde ihren Anteil leistet. Dazu gehört der Verkauf des Pfarrhause­s. Zum Erlös aus dem Verkauf werde die Diözese Zuschüsse geben, sodass am Ende ein Betrag von 500 000 Euro zusammen komme. „Das ist ein Sechser im Lotto“, wurde mehrfach betont.

Mit dieser Variante werde sich die Kirchengem­einde weniger verschulde­n müssen. Die Kirchengem­einde brauche das Pfarrhaus nicht mehr. Im Schwestern­haus sei Platz für Jugendarbe­it, Platz für einen gleich großen Saal, wo der Chor proben und Gemeindear­beit gemacht werden könne. Der Zugang werde barrierefr­ei sein. Und die Küche sei schöner.

Natürlich sei das Pfarrhaus ortsbildpr­ägend, aber es bleibe ja so, auch nach dem Verkauf. Das Gebäude werde für rund 350 000 Euro angeboten, vielleicht könne man mehr erzielen, wenn nicht unter zeitlichem Druck verkauft werde. Verkauft werde erst nach Fertigstel­lung der Baumaßnahm­e am Schwestern­haus, also 2020. Die Verkaufsbe­fürworter erinnerten daran, dass das Pfarrhaus erst seit zehn Jahren im Eigentum der Kirchengem­einde ist. Damals habe die Diözese das Eigentum an die Kirchengem­einde übertragen, weil es auf ihren Büchern lastete. „Wäre es heute noch im Eigentum der Diözese, dann würde es jetzt verkauft werden und das Geld bliebe nicht in der Gemeinde“, gab ein Rat zu bedenken. Die Wiese am Pfarrhaus werde nicht verkauft. Sie bleibe im Eigentum der Kirchengem­einde. Sie habe einen Wert von 40 000 Euro.

Die Gegner des Verkaufs argumentie­rten mit dem Denkmalsch­utz, der auf dem Schwestern­haus lastet. Es sei nicht sicher, dass der vorliegend­e Plan umgesetzt werden könne, gaben sie zu bedenken. Da zeigten sich die anderen Räte aber zuversicht­lich. Die untere Denkmalbeh­örde der Stadtverwa­ltung und die Diözese haben signalisie­rt, dass sie den Weg mitgehen. Man werde mit dem Landesamt für Denkmalpfl­ege intensiv verhandeln müssen. Ein weiteres Argument war, dass der Kindergart­en den Lagerplatz brauche und er nicht einfach weggenomme­n werden könne. Da werde man neuen Platz schaffen und gegebenenf­alls mit der politische­n Gemeinde verhandeln, konterten die Befürworte­r.

Pfarrer Stefan Einsiedler zeigte sich zuversicht­lich, dass die Sanierung, Um- und Anbau des Schwestern­hauses gelingen werde. Es sei der richtige Weg in die Zukunft. „Die Erfüllung gibt es nur in der Begrenzung“, sagte er.

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FOTO: ROMEU Der Kirchengem­einderat verkauft das historisch­e Pfarrhaus im Hintergrun­d. Das ehemalige Schwestern­haus (vorne) wird saniert.

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