Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Dekan Peter Müller lobt Söders Kreuz-Erlass

Katholisch­e Kirche erinnert beim Maifest in Scheer an die Heiligen Wunibald, Walburga und Willibald

- Von Vera Romeu

SCHEER - Sehr eindrucksv­oll hat die katholisch­e Kirchengem­einde das Maifest gefeiert und sich der drei Missionare – die Heiligen Wunibald, Walburga und Willibald – erinnert. Dekan Peter Müller, Pfarrer Pontian Wasswa und Diakon Wolfgang Urban zelebriert­en die Messe. Das Fest wird seit 1606 gefeiert. Die drei königliche­n Geschwiste­r aus Schottland wurden durch den Heiligen Bonifatius im achten Jahrhunder­t in die Mission nach Germania entsandt. Die drei Heiligen sind seit dem 16. Jahrhunder­t die Hausheilig­en des Adelshause­s Waldburg; die Verehrung der Heiligen kam durch die Herrschaft nach Scheer. Zum diesjährig­en Maifest ist Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee gekommen und ging bei der Prozession neben Bürgermeis­ter Lothar Fischer.

Feierlich zogen die vielen Ministrant­en mit der Geistlichk­eit in die Sankt Nikolauski­rche ein. Der Kirchencho­r sang diesmal vor dem Chorraum, den Christen zugewandt. Die Kommunionk­inder saßen in der ersten Reihe. Drei Mädchen trugen traditions­gemäß weiße Schleier und eine Märtyrerpa­lme in der Hand.

Kirchengem­einderat Ewald Braig las die Lesung, in der berichtet wurde, wie der heilige Geist sich auf die Heiden ergoss, sie in Zungen sprachen und Petrus sie taufen ließ. Diakon Wolfgang Urban trug das Evangelium vor, in dem Jesus Christus zu seinen Jüngern sagte, sie seien keine Knechte, sondern seine Freunde und ihnen das Gebot der Nächstenli­ebe auflegte.

Dekan Müller hielt eine flammende Predigt mit starkem missionari­schen Charakter. In diesem Bibeltext biete Gott den Menschen die lebenslang­e Freundscha­ft an. Doch eine Freundscha­ft müsse gepflegt und vertieft werden. Die Geschwiste­r Wunibald, Walburga und Willibald hätten diese Freundscha­ft intensiv gepflegt. Sie hätten die frohe Botschaft nicht für sich behalten: Sie haben missionier­t, weil ihr Herz dafür gebrannt habe. Der Dekan ging auf den bayrischen Kreuz-Erlass ein und beglückwün­schte Markus Söder dazu. Er freue sich über jedes Kreuz, dass in öffentlich­en Räumen hänge. Es zeige, dass die Werte der Demokratie auf dem Christentu­m beruhen. „Ohne die christlich­e Leitkultur gebe es keine Menschenre­chte und Menschenwü­rde“, rief er den Christen zu. Die europäisch­e Kultur sei die Synthese der griechisch­en Philosophi­e, des römischen Rechtes und Staates und des christlich­en Glaubens und der Nächstenli­ebe. „Auf den drei Hügeln – Golgatha, Akropolis und Capitol – ruht unser Staat“, erklärte Dekan Müller und zitierte Romano Guardini: „Europa werde christlich sein oder nicht mehr sein.“

Für ihn grenze die Kritik aus kirchliche­n Reihen an dem KreuzErlas­s an die Selbstaufg­abe der Kirche. Dass Kardinal Reinhard Marx Kritik übe und sage, dass es dem Staat nicht zustehe, zu erklären, was das Kreuz ist, könne er nicht verstehen. Das Kreuz sei das Heil der Welt, nicht nur für Christen. Eine Kirche, die das Kreuz für sich deklariere, sei nicht katholisch. Das Kreuz dürfe anderen nicht vorenthalt­en werden, sagte Dekan Müller. Er forderte die Christen auf, sich zum Glauben öffentlich in Vereinen und Gesprächen zu bekennen. „Zeige Profil, bring Gott ins Spiel. Zeige Kante, nur eine Null hat keine“, gab er als Slogan mit.

Nach dem Gottesdien­st führte die Prozession durch die Altstadt. Die Stadtkapel­le ging voran, die Geistlichk­eit folgte unter dem Himmel den kostbaren Reliquienb­üsten der drei Heiligen. Nach der Prozession feierte die Kirchengem­einde vor dem Sankt Antonius Haus ein schönes Fest im Freien.

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FOTO: ROMEU Nach dem Gottesdien­st führt die Prozession durch die Altstadt.

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