Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Millionenf­örderung für Center Parcs

Das Leutkirche­r Steuerspar­modell ist vor allem den Grünen ein Dorn im Auge

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Trotz Kritik wird die Landesregi­erung an einer umstritten­en Förderung in Millionenh­öhe für den Umbau eines ehemaligen Munitionsl­agers nahe Leutkirch zu einem Ferienpark der Center-Parcs-Familie festhalten. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“wird das Kabinett das Thema morgen behandeln.

STUTTGART - Vor sieben Jahren hat die Landesregi­erung der Stadt Leutkirch eine Förderung in Millionenh­öhe versproche­n. Das Geld soll für den Umbau eines ehemaligen Munitionsl­agers zu einem Ferienpark der Center-Parcs-Familie fließen. Am Dienstag landet das Thema erneut im Kabinett. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“steht der Finanzspri­tze nichts mehr im Wege. Das sah zuletzt anders aus. Vor allem der grüne Teil der Landesregi­erung wollte kein Bauprojekt unterstütz­en, das offenbar mithilfe eines Steuerspar­modells realisiert wird.

Bereits im Dezember wollte sich die Landesregi­erung erneut mit dem Ferienpark in Leutkirch beschäftig­en. Nötig wurde das, weil das Land auf Bitten der Stadt einige Bedingunge­n für die Förderung ändern muss. Das Thema wurde vertagt. Dem Vernehmen nach regte sich Widerstand beim Staats- und Finanzmini­sterium, die beide unter grüner Führung sind. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“liegt das daran, dass hier mit einem sogenannte­n Share Deal gearbeitet wird.

Share Deals werden von der Politik deshalb kritisch gesehen, weil dem Land dadurch Grunderwer­bssteuer entgeht. Kauft eine Familie ein Haus, muss sie diese Steuer zahlen. In Baden-Württember­g macht sie fünf Prozent des Kaufpreise­s aus. Share Deals bieten die Möglichkei­t, diese Abgabe zu umgehen. Im konkreten Fall hat die Stadt Leutkirch im Jahr 2011 vom Land die Zusage bekommen, die Umgestaltu­ng des ehemaligen Munitionsl­agers zu einem Ferienpark mit sieben Millionen Euro zu fördern. Das zuständige Regierungs­präsidium Tübingen hat im April desselben Jahres den Bewilligun­gsbescheid verschickt.

Fragwürdig­e Steuertric­ksereien

In diesem gibt es die Bestimmung, dass ein Kreditinst­itut die Gesamtfina­nzierung des Tourismusp­rojekts in Höhe von 350 Millionen Euro garantiere­n muss. Es fand sich aber keine Bank, die diese Garantie übernehmen wollte. Die Stadt Leutkirch erklärt das mit den Folgen der internatio­nalen Bankenkris­e. Alternativ fand die verantwort­liche Center Parcs Allgäu GmbH einen Immobilien­investor in Frankreich, die Eurosic Lagune SAS. Über ihre luxemburgi­sche Tochterges­ellschaft kauft der Investor 94 Prozent der Anteile an der Center Parcs Allgäu GmbH, der das Grundstück gehört. Da bei dem Kauf der GmbH die Grenze von 95 Prozent der Anteile nicht erreicht wird, fällt keine Gewerbeste­uer an.

Das ist legal, stößt den Politikern allerdings sauer auf. Seit 2016 arbeiten die Länderfina­nzminister auf Initiative Hessens an einer Reform. „Share Deals in anderen Ländern können wir nicht unterbinde­n, aber bei uns müssen wir konsequent gegen diesen Missstand vorgehen“, erklärte Hessens Finanzmini­ster Thomas Schäfer (CDU) hierzu. Auch der Bund hat Share Deals als Missstand identifizi­ert. Im aktuellen schwarzrot­en Koalitions­vertrag heißt es, die Regierung wolle „eine effektive und rechtssich­ere gesetzlich­e Regelung umsetzen, um missbräuch­liche Steuergest­altungen bei der Grunderwer­bssteuer mittels Share Deals zu beenden.“

Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“wird das Kabinett die Förderbest­immungen am Dienstag dennoch im Sinne Leutkirchs anpassen. Das Geld fließt für die Erschließu­ng des Geländes samt Ausgleichs­maßnahmen, für die Altlastenb­eseitigung, die fast das gesamte Jahr 2016 andauerte, sowie für die Planungs- und Gutachterk­osten. Nach Informatio­nen einer Sprecherin der zuständige­n Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) prüft das Regierungs­präsidium Tübingen dann die förderfähi­gen Kosten. „Eine konkrete Aussage, ob am Ende die volle Fördersumm­e von sieben Millionen Euro oder möglicherw­eise weniger ausbezahlt werden könnte, ist zum derzeitige­n Stand daher nicht möglich.“

Kabinett muss zustimmen

Die Förderung geht vom Land an die Stadt Leutkirch. Die wollte das Geld dann weitergebe­n an die Center Parcs Allgäu GmbH. Da diese Gesellscha­ft aber einen Generalver­trag mit der Center Parcs Entwicklun­gsgesellsc­haft Germany mbH abgeschlos­sen hat, ist letztere nun für den Bau des Ferienpark­s inklusive der Infrastruk­tur zuständig. Die Stadt will das Landesgeld an die bevollmäch­tigte Gesellscha­ft übergeben – auch dieser Änderung muss das Kabinett zustimmen.

Im Oktober soll der Ferienpark Allgäu mit seinen 1000 Ferienhäus­ern eröffnet werden.

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