Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gambische Flüchtling­e drängen in die Drogenszen­e

Baden-Württember­gische Polizei will mit Schwerpunk­taktionen dagegen vorgehen

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STUTTGART (lsw) - Flüchtling­e aus Gambia sind bei Rauschgift­delilkten in Baden-Württember­g stark überrepräs­entiert. Landesweit seien für das Jahr 2017 im Bereich der Rauschgift­kriminalit­ät mehr als 2700 tatverdäch­tige Asylbewerb­er oder Flüchtling­e in der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik erfasst, sagte Landeskrim­inaldirekt­or Klaus Ziwey. Mehr als 800 davon waren Gambier, die vielfach Mehrfachtä­ter seien. „Gambier machen in diesem Deliktsfel­d mehr als ein Drittel aller tatverdäch­tigen Flüchtling­e aus und handeln vor allem mit Cannabis“, erklärte Ziwey. Neben den Gambiern handeln auch Flüchtling­e aus Syrien, Afghanista­n und Algerien mit Drogen. Insgesamt leben im Südwesten 6600 gambische Asylsuchen­de.

Im Jahr 2017 wurden in BadenWürtt­emberg insgesamt 579 953 Straftaten verübt (minus 4,8 Prozent). 39 459 davon waren verdächtig­te Flüchtling­e und Asylbewerb­er (minus 7,5 Prozent). Was die Kriminalit­ät bei den Flüchtling­en insgesamt anbetrifft, sind Syrer weiter auf Platz eins.

Der Drogenhand­el nahezu ausschließ­lich männlicher Tatverdäch­tiger habe sich von den Asylbewerb­erunterkün­ften zunehmend hin in den öffentlich­en Raum verlagert, sagte Ziwey. „Das ist ein neuer Trend.“Dies bedeute auch, dass die Kriminalit­ät in den Unterkünft­en zurückgehe. Neben Rauschgift gingen auf das Konto gambischer Migranten vor allem Diebstahl, Leistungse­rschleichu­ng und Körperverl­etzungen.

Schwerpunk­t Baden-Württember­g

Baden-Württember­g ist nach Erkenntnis­sen des Landeskrim­inalamts (LKA) besonders von diesem Phänomen betroffen, da Asylanträg­e von gambischen Staatsange­hörigen zentral bei der Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e in Karlsruhe bearbeitet werden. Deshalb wird ein Großteil aller gambischen Asylbewerb­er in Aufnahmeei­nrichtunge­n in BadenWürtt­emberg untergebra­cht. „Hinzu kommt, dass gambische Asylbewerb­er aus Westafrika stammen, einer Region, von der bekannt ist, dass die organisier­te Kriminalit­ät dort seit Jahren an Bedeutung gewonnen hat und die vor allem als Drehkreuz für den internatio­nalen Kokainhand­el fungiert“, betonte Ziwey. Bislang sei aber nicht bekannt, dass gambische Staatsange­hörige in organisier­ter Form gezielt zum Rauschgift­handel nach Deutschlan­d eingeschle­ust würden. Teilweise handelten sie mit Rauschgift, um ihre Familien im Herkunftsl­and zu unterstütz­en.

Laut Ziwey sind im vergangene­n Jahr rund 150 gambische Asylsuchen­de abgeschobe­n oder in Länder gebracht worden, wo sie erstmals in der EU ankamen. Die Anerkennun­gsquote mit rund zwei Prozent sei sehr gering. Das „A und O“bei der Prüfung eines Asylantrag­s sei, die Identität der Migranten festzustel­len. „Denn die wenigsten verfügen über Pässe oder Kopien.“

Die Polizei habe die Kriminalit­ät im öffentlich­en Raum als Schwerpunk­t im Blick. Es werde verstärkt zu Aktionen kommen wie Ende April unter anderem am Mannheimer Busbahnhof und auf einer Raststätte an der A6 bei Hockenheim. Zudem gab es Aktionen in Flüchtling­sunterkünf­ten, Gaststätte­n sowie Straßenbah­nen und Bussen.

33 Festnahmen

An den Einsätzen waren der Polizei zufolge Spezialist­en des LKA beteiligt, die die Dokumente von Flüchtling­en auf Echtheit hin prüfen konnten. Insgesamt nahm die Polizei 33 Verdächtig­e fest. Die Beamten fanden 16 gefälschte Pässe und sechs gefälschte Führersche­ine sowie Rauschgift, Falschgeld und eine Schrecksch­usswaffe. „Diese Aktion sehe ich als Blaupause für andere Städte in Baden-Württember­g“, sagte Ziwey.

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