Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Den Machtkampf gibt es nicht“

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BERLIN - Eine

Mehrheit der FDP-Delegierte­n hat auf dem Parteitag Wolfgang Kubickis Anliegen zurückgewi­esen, die Sanktionen gegen

Moskau auf den Prüfstand zu stellen. Andreas Herholz befragte den stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden (Foto: dpa).

Ist die Fortsetzun­g der Strafmaßna­hmen gegen Russland eine schmerzlic­he Niederlage für Sie?

Nein, es war gut, dass wir so offen und intensiv über das Thema diskutiert und diese Debatte geführt haben. Vielen war gar nicht bewusst, dass auch im Antrag des Bundesvors­tandes eine Lockerung des Sanktionsr­egimes vorgesehen ist. Einige persönlich­e Angriffe haben mich sehr überrascht. Die Jungen Liberalen sind hier übers Ziel hinausgesc­hossen. Ich dachte, wir hätten in der FDP die Zeit überwunden, in der man statt mit sachlichen Argumenten zu streiten auf persönlich­e Attacken setzt. Man hat mir alles Mögliche unterstell­t, dass ich Mandanten in Russland und wirtschaft­liche Interessen hätte. Das ist eigentlich nicht der Stil der Freien Demokraten. Aber ich nehme das sportlich.

Im Vorfeld war von einer Machtprobe zwischen Ihnen und FDPChef Lindner die Rede.

Christian Lindner und ich haben wirklich ein entspannt freundscha­ftliches Verhältnis. Das heißt nicht, dass wir immer einer Meinung sind. Wir kämpfen gemeinsam dafür, dass sich die FDP dauerhaft im zweistelli­gen Bereich, zehn Prozent plus, auf Bundes- und Landeseben­e etabliert. Den Machtkampf gibt es nicht.

Sollten deutsche Regierungs­mitglieder die Fußball-WM in Russland boykottier­en nach dem Einreiseve­rbot für den ARDJournal­isten Hajo Seppelt?

Solche Boykotts sind der falsche Weg. Zur Lösung von politische­n Problemen gehört es, sich zu treffen und miteinande­r zu sprechen. Bundesauße­nminister Heiko Maas sollte aber den Botschafte­r zu sich bitten und ihm deutlich machen, dass eine freie journalist­ische Berichters­tattung für uns Deutsche unabdingba­r ist. Diese Verweigeru­ng des Visums muss rückgängig gemacht werden. Darauf muss auch die Kanzlerin bei Putin drängen.

Wie haben Sie Lindners Äußerung zu Fremdenang­st verstanden?

Christian Lindner hat aus eigenem persönlich­en Erleben eines indischen Freundes berichtet. Dass ihm jetzt Alltagsras­sismus vorgeworfe­n wird, ist absurd. Wir helfen denen, die als dringend gebrauchte Fachkräfte zu uns kommen, nicht, wenn wir nicht konsequent die Ausreise gegenüber denjenigen durchsetze­n, die kein Bleiberech­t haben.

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