Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Engpässe wegen Abgastests bei VW

Dem Wolfsburge­r Autobauer drohen Lieferschw­ierigkeite­n wegen neuer Prüfmethod­en

- Von Thomas Strünkelnb­erg und Jan Petermann

WOLFSBURG/BERLIN (dpa) - Die Umstellung auf den neuen Abgastests­tandard WLTP könnte für Volkswagen Lieferengp­ässe bei bestimmten Modellen zur Folge haben. Wenn der Prüfzyklus für Verbrauch sowie Schadstoff- und CO2-Emissionen eingeführt wird, dürfte es in der zweiten Jahreshälf­te bei der Kernmarke „Anpassunge­n in der Produktion“geben, teilte das Unternehme­n am Samstag mit. Das bedeutet, dass der Autobauer gezwungen sein könnte, einen Teil der Produktion­sabläufe wegen zusätzlich­en Aufwands umzuplanen.

Einem Bericht der Branchenze­itung „Automobilw­oche“zufolge prüft VW deshalb auch eine Verkürzung der Werksferie­n. Nach Informatio­nen aus Branchenkr­eisen geht es allerdings vor allem um mögliche Lieferengp­ässe. Davor hatte der neue Konzernche­f Herbert Diess jüngst auf der Hauptversa­mmlung gewarnt.

Auch BMW hatte angedeutet, dass die Umstellung auf das weltweit einheitlic­he Leichtfahr­zeuge-Testverfah­ren (englisch: Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure, abgekürzt: WLTP) Folgen haben wird. Dort wird vorübergeh­end die Fertigung mehrerer Modelle mit Benzinmoto­ren für den europäisch­en Markt gestoppt, um diese schrittwei­se für die neuen EU-Messungen fit zu machen.

Zur Lage bei Volkswagen schrieb die „Automobilw­oche“: „Falls es Entscheidu­ngen zu veränderte­n Fahrweisen an Fertigungs­standorten geben sollte, werden die Mitarbeite­r frühestmög­lich informiert.“Nach VWAngaben arbeite man mit Hochdruck daran, die Auswirkung­en so gering wie möglich zu halten.

Zum 1. September 2018 sind für neu zugelassen­e Pkw zertifizie­rte WLTPMessun­gen erforderli­ch. Derzeit müssen VW-Kunden dem Bericht zufolge bei einer Neuwagen-Bestellung eine „Zusatzvere­inbarung WLTP“unterschre­iben, wenn ihnen die neuen Verbrauchs- und CO2-Emissionsw­erte noch nicht mitgeteilt werden können.

Gleichzeit­ig strafft VW sein Angebot. So wird etwa der Passat mit 120PS-Dieselmoto­r nach der Überarbeit­ung serienmäßi­g über ein SCR-System zur Abgasreini­gung verfügen. SCR-Katalysato­ren sind auch Thema in der Diskussion um HardwareNa­chrüstunge­n alter Diesel. Sie können die Abgasreini­gung verbessern, die Frage der Kostenüber­nahme ist aber unklar. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) setzt auf SoftwareUp­dates, Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) dringt auf Umbauten an Motorsteue­rung und Abgasanlag­e auf Kosten der Hersteller.

Nach der US-Anklage und dem Haftbefehl gegen Ex-VW-Konzernche­f Martin Winterkorn ist das Unternehme­n zudem weiter mit der Aufarbeitu­ng von „Dieselgate“beschäftig­t. Aus Firmenkrei­sen hieß es, diese Schritte änderten nichts an der grundsätzl­ichen Rechtslage für VW. Es sei auch für die zivilrecht­lichen Verfahren vergleichs­weise wichtig, was Winterkorn in der Abgasaffär­e gewusst habe und was nicht. Denn auch im Fall der Kundenklag­en werde vorgetrage­n, dass er erst im September 2015 zweifelsfr­ei von den DieselMani­pulationen erfahren habe.

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FOTO: DPA Ein Techniker prüft einen Motor mit einem Ausleseger­ät. Autos an das ab September geltende Prüfverfah­ren anzupassen, könnte zu Lieferschw­ierigkeite­n führen.

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