Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der Oberschwabentag steht im Zeichen des Wassers
500 Besucher beim evangelischen Festgottesdienst mit Prälatin Wulz in der Dobelmühle
BLÖNRIED - Protestanten sind furchtlos – zumindest was das Wetter betrifft. Obwohl einige Schauer vorhergesagt waren, strömten jüngst rund 500 Besucher in die Dobelmühle bei Aulendorf, um dort zum Auftakt des Evangelischen Oberschwabentags (EOT) den Festgottesdienst im Zirkuszelt unter dem Motto „Belebend“zu feiern. Außerdem stand ein kleines Jubiläum an: Bereits zum 25. Mal lud der EOT in die Dobelmühle ein. Und in guter Tradition gab es nach dem Gottesdienst nicht nur reichlich zu essen und zu trinken, sondern auch zahlreiche Workshops, unterhaltsame Begegnungen sowie sportliche und kreative Angebote.
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle lebendigen Wassers umsonst.“Die Losung aus der Offenbarung zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltungen des Tages. So spielten die Bläser aus den Bezirken Ravensburg und Biberach unter Leitung von Markus Schließer zum Auftakt des Gottesdienstes Händels festliche Wassermusik, bevor dann Pfarrer Georg A. Maile aus Bad Schussenried die vielen Gäste begrüßte und die Himmelfahrt Jesu aus der Apostelgeschichte vorlas. Die zahlreichen Kinder und Jugendlichen zogen zusammen mit Pfarrer Thomas Breitkreuz und Miriam Rampp zu ihren Gottesdiensten aus.
Prälatin Gabriele Wulz aus Ulm erinnerte in ihrer Predigt anlässlich des Erdüberlastungstages am 2. Mai daran, dass unsere Gesellschaft mehr verbraucht, als ihr zusteht. Der Text aus der Offenbarung hingegen war an eine Gemeinde gerichtet, die von Mangel bedroht war. Allerdings, so räumte die Theologin ein, bedeute Überfluss noch lange nicht Glück. Das Entscheidende im Leben könne man sich nicht kaufen, das bekomme man geschenkt.
„Wie das lebendige Wasser, das den Durst des Lebens wirklich stillt.“Sie wünschte den Besuchern, dass für sie dieser Tag auch belebend wirke, durch die Gemeinschaft und das Gefühl, nicht allein zu sein. Durch die Kontinuität, die stütze und trage. Durch das Angenommensein am richtigen Ort.
Seit 1993 wird der EOT, die Nachfolgeveranstaltung des einstigen traditionellen Diasporatages von Aulendorf, in der Dobelmühle abgehalten. Rund 100 Menschen helfen inzwischen zusammen, um jährlich den „Kleinen Kirchentag“zu organisieren. Zum 25. Jubiläum des EOT gab Fördervereinsmitglied Sigfried Hornung im Gottesdienst einen kleinen geschichtlichen Abriss, und am Infostand wurde kräftig um weitere Unterstützung getrommelt: 485 Mitglieder zählt der Verein. Im Jubiläumsjahr soll sich die Zahl runden.
In den Fürbitten wurde auch des plötzlichen Unfalltodes von Friedrich Herzog von Württemberg gedacht. So bekam der Workshop über Notfallseelsorge einen ungewollt aktuellen Bezug. Iris Espenlaub, die im Landkreis Biberach die ehrenamtliche Notfallseelsorge im Auftrag des evangelischen Kirchenbezirks und des katholischen Dekanats leitet, erläuterte zusammen mit Notfallseelsorgerin Birgit Grünelt, dass diese Akutbegleitung sehr viel Einfühlvermögen erfordere. „Was hält die von einem schweren Unglück betroffenen Menschen über Wasser?“Auf diese Frage könne es keine allgemeingültige Antwort geben. Einfach nur da sein, die Menschen in ihrer Verlassenheit stützen, sei aber immer eine große Hilfe, sagte Referentin Espenlaub.
Zehn Workshops
Bei insgesamt zehn Workshops ging es neben dem traditionellen Bibelgespräch zur Jahreslosung mit Landesbischof i. R. Gerhard Maier auch um das bedingungslose Grundeinkommen, das Gesundheitskonzept nach Pfarrer Kneipp, die Bedeutung von Wasser in Afrika, die Wasserkraft. Selbst Aquarellmalen war angesagt. Die Kollekte ging an das Gustav Adolf Werk, das eine reformierte Gemeinde in Batjowo in der Westukraine unterstützt.