Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Freiburg feiert: „Mir sin noch debii“

Der SC darf sich auf die 19. Saison in der Bundesliga freuen – Kapitän Schuster verabschie­det

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Für Christian Streich gab es kein Entkommen. Der Trainer des SC Freiburg flüchtet nach dem Schlusspfi­ff oft in die Kabine – diesmal wurde er aufgehalte­n. Torjäger Nils Petersen umarmte direkt nach Spielende den 52-Jährigen. Nach dem 2:0-Sieg gegen Augsburg sollte die Feier nicht ohne Freiburgs Energiezen­trum beginnen. „Ohne Christian fangen wir nicht an“, sangen die Fans lautstark. Streich folgte der Aufforderu­ng und zog sich wie die Spieler das T-Shirt an, dessen Aufdruck vom Klassenerh­alt kündet: „SChaffer – mir sin noch debii“(wir sind noch dabei).

Clubs wie Freiburg, Augsburg und Mainz mit ihren begrenzten finanziell­en Mitteln sind noch dabei, die Metropolen Hamburg und Köln sind zweitklass­ig. „Der Klassenerh­alt fühlt sich für uns an wie ein Meistertit­el“, sagte Freiburgs Sportvorst­and Jochen Saier. Voriges Jahr hatte der SC die Europa-League-Qualifikat­ion erreicht, der 15. Platz in dieser Saison ist für Streich dennoch „gefühlt mehr als der siebte Platz im vergangene­n Jahr“. Langfristi­ge Verletzung­en (Florian Niederlech­ner, Mike Frantz), der Verlust von Leistungst­rägern (Maximilian Philipp, Vinzenco Grifo), Leihspiele­r, die keine Verstärkun­g waren (Bartosz Kapustka, Ryan Kent), unglücklic­he Schiedsric­hterentsch­eidungen – all das hatte Freiburg zugesetzt. „Es gab Phasen in dieser Saison, da hat uns keiner zugetraut, dass wir drei Mannschaft­en hinter uns lassen“, meinte Petersen. „Ein Kontertor von Augsburg und du liegst hinten, dann musst du vielleicht zum Relegation­sspiel nach Kiel reisen“, schauderte es Petersen noch hinterher. „Darauf hatte keiner Bock. Es gibt andere schöne Orte, die man diese Woche als Flugziel haben kann.“Den Urlaub ermöglicht­en der gebürtige Überlinger Nicolas Höfler, der beim 1:0 (49.) eine Hereingabe von Mike Frantz verwertete, und Tim Kleindiens­t, der beim 2:0 (65.) Augsburgs Torhüter Andreas Luthe tunnelte. FCA-Trainer Manuel Baum war sauer: „Die ersten 45 Minuten waren noch ausgeglich­en, aber dann sind wir überhaupt nicht mehr ins Spiel gekommen. Wenn wir nicht hundert Prozent Gas geben, wird’s für uns schwierig.“FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter empfand zwar „Ärger über die Leistung. Dennoch haben wir über weite Strecken eine sehr gute Saison gespielt, sind nie in ernste Abstiegsge­fahr gekommen.“

Kapitän Schuster verabschie­det

Das kann Freiburg nicht von sich behaupten. „Es passt zum SC, dass man sich 40 Minuten vor dem Saisonende erst so richtig retten kann“, sagte Petersen amüsiert. Der Torjäger wird die Lebensvers­icherung für den SC bleiben. Sieben Spieler wurden verabschie­det: Marc-Oliver Kempf, Gaetan Bussmann, Karim Guede, Bartosz Kapustka, die Ersatztorh­üter Rafal Gikiewicz und Patrick Klandt sowie Kapitän Julian Schuster (Karriereen­de), der beim SC in anderer Funktion weitermach­t. Zudem dürfte Caglar Söyüncü (Arsenal London?) nicht zu halten sein.

Der kleinste Bundesliga­standort ist seit 1993 – mit Unterbrech­ungen – im 19. Jahr erstklassi­g. Der Umzug vom Schwarzwal­dstadion (Fassungsve­rmögen 24 000) in den Neubau im Wolfswinke­l (34 700) spätestens zur Saison 2020/21 verbessert die wirtschaft­lichen Möglichkei­ten. Der Fluchtweg in die Kabine wird für den Trainer dann ein anderer sein, die Kleidermod­e soll aber aktuell bleiben: „Mir sin noch debii.“

 ?? FOTO: DPA ?? So verabschie­deten sich die Mitspieler von ihrem Kapitän Julian Schuster, der seine Karriere beendet.
FOTO: DPA So verabschie­deten sich die Mitspieler von ihrem Kapitän Julian Schuster, der seine Karriere beendet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany