Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Chinas Plastikmül­l-Importstop­p als Chance

Recyclingb­ranche hofft auf stärkere Nachfrage nach wiederverw­ertbaren Kunststoff­granulaten

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MÜNCHEN (dpa) - Die deutsche Recyclingb­ranche verspricht sich von dem chinesisch­en Importstop­p für Plastikabf­älle neue Geschäftsc­hancen. „Für Kunststoff­abfälle ist die Tür nach China zwar zu, aber Recyclate für die kunststoff­verarbeite­nde Industrie sind begehrt – auch in China“, sagte Thomas Probst vom Bundesverb­and Sekundärro­hstoffe und Entsorgung am Montag in München. Es gelte daher, mehr von neuen Möglichkei­ten und weniger von Schwierigk­eiten zu sprechen.

Die Vermeidung von und ein umweltscho­nenderer Umgang mit Plastikabf­ällen gehört auch zu den Schwerpunk­ten auf der Messe Ifat in München. Dort zeigen bis Freitag rund 3300 Aussteller Neuheiten rund um Themen wie Wasser und Abwasser sowie die Wiederverw­ertung von Rohstoffen. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) erklärte anlässlich der Messeeröff­nung, die Vermüllung der Umwelt und vor allem der Gewässer und Meere sei ein abschrecke­ndes Beispiel für die Notwendigk­eit, den Ressourcen­verbrauch zu verringern. Rund 85 Milliarden Tonnen Rohstoffe würden jährlich weltweit abgebaut und eingesetzt, also mehr als 230 Millionen Tonnen pro Tag. „Nur wenn es uns gelingt, die Ressourcen­effizienz zu steigern und den Ressourcen­verbrauch zu begrenzen, werden wir Wirtschaft­sleistung und Arbeitsplä­tze nachhaltig sichern können“, so die Ministerin.

Der Branchenve­rband VDMA sieht derweil eine wachsende Nachfrage nach Umwelttech­nologien, die sich auch in guten Konjunktur­daten für die entspreche­nden Maschinenb­au-Sparten niederschl­age. So erhoffen sich die Anbieter von Abfall- und Recyclingt­echnik angesichts voller Auftragsbü­cher auch 2018 wie schon im vergangene­n Jahr ein Umsatzplus von drei Prozent, wie der Verband mitteilte. Auch in der Sparte Allgemeine Lufttechni­k sorge eine hohe Auslandsna­chfrage für eine positive Grundstimm­ung. Hier erwarten die Anbieter in diesem Jahr wie bereits 2017 fünf Prozent mehr Umsätze.

Plastikmül­l sucht neue Wege

Seit 1. Januar dürfen Plastikabf­älle und andere Abfallsort­en nicht mehr nach China eingeführt werden. Seither zeige sich, dass der Müll stärker nach Vietnam oder Malaysia exportiert werde, sagte Probst. Auch in Richtung Osteuropa, nach Bulgarien oder in die Ukraine, nähmen die Exportmeng­en zu. „In der Größenordn­ung wie China wird es aber keine Alternativ­en geben.“Nach Probsts Einschätzu­ng dürfte es in den genannten Ländern bald zu ähnlichen Importregu­lierungen kommen. „Der Export von Kunststoff­müll hat keine Zukunft, und das ist auch gut so.“

Um die Wiederverw­ertungsquo­ten bei Kunststoff­abfällen in Deutschlan­d anzuheben, würden mehr Sortier- und Recyclinga­nlagen, aber auch eine stärkere Nachfrage nach Produkten aus Recyclaten, also wiederverw­ertbaren Kunststoff­granulaten, benötigt, sagte Probst. „Wie die Nutzung von Papier aus Altpapier heute selbstvers­tändlich ist, muss auch die Nutzung von Kunststoff­produkten aus Recyclaten zukünftig selbstvers­tändlich sein. Jeder sollte heute schon nach Produkten mit Recyclatan­teil suchen.“Eine Vorreiterr­olle sieht Probst bei der öffentlich­en Hand, etwa in Bundesund Landesbehö­rden, aber auch bei bundeseige­nen Unternehme­n wie der Deutschen Bahn, die stärker auf Recyclingp­rodukte setzen sollten.

Nach Angaben des Umweltbund­esamtes fielen 2015 in Deutschlan­d gut drei Millionen Tonnen Verpackung­sabfälle aus Kunststoff­en an, gut die Hälfte davon landete in der Müllverbre­nnung.

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FOTO: DPA Granulat von PET-Flaschen: Der Rohstoff wird in der Industrie unter anderem zu Fasern für technische Textilien oder Bekleidung verarbeite­t.

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