Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men“

Architekt stellt im Gemeindera­t Scheer die Kosten für die Abbrucharb­eiten auf dem Götz-Areal vor

- Von Vera Romeu

SCHEER - Die Gebäude der ehemaligen Brauerei Götz in Scheer sind abgerissen worden. Architekt Patrick Dorn legte dem Gemeindera­t in der vergangene­n Woche die Abrechnung vor. Trotz Unvorherge­sehenem blieben die Kosten bei 313 000 Euro, also unter der Schätzung von 352 000 Euro, die Dorn im Juli 2017 den Räten vorgelegt hatte. Laut Bürgermeis­ter Lothar Fischer verbleibt nach Abzug der Zuschüsse aus dem Programm der Stadtsanie­rung der Gemeinde ein Anteil in Höhe von 134 600 Euro. Viele interessie­rte Bürger waren zur Sitzung gekommen und hörten aufmerksam zu.

Architekt Dorn zeigte Bilder des Abbruchs und erinnerte an die verschiede­nen Etappen. Der Abbruch des Silos sei wegen der außergewöh­nlichen Höhe recht komplizier­t gewesen. Am Ende steht nun der schöne Fruchtkast­en frei da.

Die Vergabesum­me für die Abbrucharb­eiten lag bei 216 800 Euro. Unvorherge­sehenes kam an verschiede­nen Stellen dazu, doch schlug am meisten die Entsorgung von einem Teil des Abbruchmat­erials schwer zu Buche. „Wir haben im Vorfeld auf ein Gutachten verzichtet, weil die Abbruchunt­ernehmer, mit denen wir durch das Haus gegangen sind, das Material als unbelastet eingeschät­zt haben“, sagte Dorn. Doch brauchte es dann doch ein Gutachten über die Qualität des Abbruchmat­erials. Das Gutachten fiel verheerend aus und kam zu dem Schluss, dass die Entsorgung­skosten bei bis zu drei Millionen Euro liegen würden.

Kostenpfli­chtige Entsorgung

In Abstimmung mit dem Landratsam­t wurde eine zweite Meinung eingeholt. Das zweite Gutachten brachte dann Entwarnung. Ein Teil des Materials wurde als recyclingf­ähig definiert und ein Teil musste für rund 89 000 Euro entsorgt werden. Die Gutachten kosteten rund 3000 Euro.

Ungeplante­s gab es auch im Bereich der Zimmermann­sarbeiten, weil die Bundsparre­n hochgedrüc­kt werden mussten und das Walmdach gerade gerichtet werden musste. Die unterschie­dlichen Dachziegel-Lattungen an der Gaupe mussten angepasst werden. Verfaulte Balken wurden ausgetausc­ht und ein Gerüst wurde zur Absturzsic­herung aufgestell­t. Insgesamt entstanden unvorherge­sehene Kosten in Höhe von 4300 Euro. Im Fruchtkast­eninneren wurden mehr Stunden für Abbrucharb­eiten bei dem Gewölbe aufgewende­t. Dem hatte aber der Gemeindera­t bereits während der laufenden Maßnahme zugestimmt, erinnerte der Architekt.

Krisensitz­ung im Rathaus

In der anschließe­nden Debatte wollten die Räte wissen, was gewesen wäre, wenn die Entsorgung­skosten tatsächlic­h bei drei Millionen Euro gelegen hätten. „Da wäre die Neue Mitte vom Tisch gewesen“, sagte Bürgermeis­ter Fischer. Als das erste Gutachten vorlag, sei eine Krisensitz­ung im Rathaus einberufen worden. Weil die Dimension so enorm war, wurde im Einvernehm­en mit dem Landratsam­t beschlosse­n, ein zweites Gutachten einzuholen. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men“, so Fischer.

Rat Erwin Buck fragte, ob das recyclingf­ähige Material nicht hätte verkauft werden können. Architekt Dorn erklärte: „Doch, aber wir konnten es nicht lagern.“Der Unternehme­r, dem das Material angeliefer­t worden ist, zerkleiner­e es, mische Kies bei und verkaufe es für den Straßenbau. Bürgermeis­ter Fischer sagte, dass wenn man es gewusst hätte, man im Vorfeld eine Baustelle gesucht hätte, die es abgenommen hätte.

Die Räte nahmen die Abrechnung des Architekte­n zur Kenntnis. Die Grundmauer müsse zur Sicherung eventuell noch verputzt werden und ein Statiker werde noch zu Rate geholt, kündigte Bürgermeis­ter Lothar Fischer an.

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FOTO: VERA ROMEU Die Gebäude der Brauerei sind verschwund­en, der unter Denkmalsch­utz stehende Fruchtkast­en steht nun vollkommen frei.

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