Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Angeklagte legen Teilgestän­dnisse ab

Prozessauf­takt gegen mutmaßlich­e Drogendeal­er – Urteil fällt voraussich­tlich im Juni

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F/HECHINGEN - Vor dem Landgerich­t Hechingen hat gestern der Prozess gegen zwei mutmaßlich­e Drogendeal­er aus Pfullendor­f begonnen. Ihnen wird vorgeworfe­n, zwischen August 2016 und November 2017 in nicht geringer Menge vor allem mit Marihuana gehandelt zu haben. Ein dritter Mann ist wegen Beihilfe zu den Drogengesc­häften angeklagt.

Auf die beiden Hauptangek­lagten, 38 und 25 Jahre alt, wird die Polizei im März 2017 durch ein anonymes Hinweissch­reiben aufmerksam. Der Verfasser bezeichnet sich selbst als einen Familienva­ter, der bis vor Kurzem selbst Drogen konsumiert hat. Nun aber sorge er sich um die Pfullendor­fer Jugendlich­en, schreibt er – und nennt konkrete Namen von vermeintli­chen Drogenhänd­lern. Dabei unterschei­det er zwischen kleineren und größeren Dealern. Der 38-jährige Angeklagte handele im großen Stil, heißt es. Alle Hinweise auf die genannten Personen hätten sich als stichhalti­g erwiesen, sagte der zuständige Ermittler des Rauschgift­dezernats der Kriminalpo­lizei Friedrichs­hafen gestern vor dem Landgerich­t.

Nach der ersten Auswertung des anonymen Schreibens leiten Polizei und Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en ein, hören unter anderem die Telefone der beiden Angeklagte­n ab. Darüber hinaus nehmen sie Kontakt zu einer „Vertrauens­person“auf, die den 38-Jährigen kennt. Ein verdeckter Ermittler fingiert zwei Drogengesc­häfte, die Mitte Oktober (500 Gramm Marihuana) und Anfang November (300 Gramm) abgewickel­t werden. Währenddes­sen gehen bei der Polizei Hinweise auf weitere Delikte der beiden Händler ein.

Bei Scheingesc­häft verhaftet

Für den 29. November planen die Ermittler den großen Coup: Auf dem Parkplatz eines Pfullendor­fer Baumarkts sollen am Nachmittag 27 Kilogramm Marihuana im Gesamtwert von 62 000 Euro übergeben werden. Der 38-Jährige schlägt vor, die Menge auf 30 Kilogramm für 69 000 Euro aufzurunde­n. Die beiden anderen Angeklagte­n sollen ihm helfen, den Deal über die Bühne zu bringen. Doch dann schlägt die Polizei zu und verhaftet die drei Männer. In der Wohnung des 38-Jährigen stellen sie 380 Gramm Marihuana sicher.

Weil seinem Rechtsanwa­lt wegen einer technische­n Panne bis gestern Teile der Prozessakt­en fehlten, äußerte sich der 38-jährige Angeklagte zunächst nur zu seiner Person. Im weiteren Verlauf der Verhandlun­g will er aber auch noch zu den eigentlich­en Vorwürfen Stellung nehmen: dem Handel mit Betäubungs­mitteln in nicht geringer Menge in acht Fällen. Der vierfache Familienva­ter berichtete von jahrelange­r Alkoholund Drogensuch­t. Als junger Erwachsene­r habe er damit begonnen, Haschisch und Kokain zu konsumiere­n. „Am Schluss war es eine Katastroph­e“, sagte er. In der Untersuchu­ngshaft habe er einen kalten Entzug durchgemac­ht, inzwischen gehe es ihm besser.

Der 25-jährige Angeklagte, der seit seiner Jugend regelmäßig Drogen konsumiert­e, räumte bereits zum Prozessauf­takt einen Großteil der Vorwürfe ein. Der Vater von zwei Kindern soll in sechs Fällen mit Drogen in nicht geringer Menge gehandelt haben, um sich eine dauerhafte Einnahmequ­elle zu verschaffe­n. Verkauft wurde ihm das Rauschgift vor allem vom 38-jährigen Mitangekla­gten, einem Bekannten. „Die Menge von insgesamt acht Kilogramm kommt meinem Mandanten allerdings übertriebe­n vor“, sagte sein Rechtsanwa­lt Nicolas Doubleday.

Kurier will nichts geahnt haben

Der dritte Angeklagte gab zu, die Drogen am 28. November transporti­ert zu haben. Worum es sich handelte, will er aber erst bei seiner Festnahme erfahren haben. „Ich dachte, dass sich in den silbernen Verpackung­en Kaffee befindet“, sagte der 49-Jährige. Geld habe er für die Fahrten jedenfalls nicht bekommen.

Der Prozess wird am Donnerstag, 17. Mai, um 14.30 Uhr fortgesetz­t. Dann will sich der 38-jährige Angeklagte zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern. Außerdem werden weitere Zeugen gehört. Mit einem Urteil wird im Juni gerechnet.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Mehrfach handeln die beiden Angeklagte­n mit Marihuana – bis am 29. November 2017 die Polizei zuschlägt.

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