Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gewitter stoppt Sturmlauf der Razorbacks

Spiel gegen Albershaus­en wird in der zweiten Halbzeit beim Stand von 62:28 abgebroche­n

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Diesen Sturmlauf der Ravensburg Razorbacks konnte wahrlich nur höhere Gewalt stoppen: Beim Stand von 62:28 ist das Spiel gegen die Albershaus­en Crusaders am Sonntagabe­nd wegen eines Gewitters abgebroche­n worden. Zuvor hatten die Razorbacks viel Licht, aber auch etwas Schatten gezeigt.

Kurz nach 18 Uhr hatte das Warten eine Ende. Auch eine 45-minütige Unterbrech­ung hatte die Lage nicht verbessert, es blitzte weiterhin ordentlich über dem Lindenhofs­tadion in Weingarten – die Schiedsric­hter brachen das Spiel der Razorbacks gegen die Crusaders ab. Was nun passiert, haben die Verantwort­lichen der German-Football-League 2 Süd zu entscheide­n. Möglicherw­eise wird das Spiel mit dem Zwischenst­and gewertet, die zweite Hälfte neu gespielt oder gleich das ganze Spiel.

Bohner muss früh raus

Was Razorbacks-Coach John Gilligan bis zum Abbruch gesehen hatte, reichte ihm aber trotzdem zu einer Analyse: „Habe ich euch nicht gesagt, dass das Spiel um 15 Uhr angepfiffe­n wird?“Was er damit nur halb im Scherz bei der Kabinenans­prache meinte, war klar. Mit dem ersten Angriff erreichte Albershaus­en die Endzone, denn Niklas Herrmann war zu weit vom Gegner weg und ließ ihn ungehinder­t durchmarsc­hieren. Malik Norman verlor in der ersten Offensivak­tion den Ball, dadurch kam Albershaus­en gleich wieder gefährlich in die Ravensburg­er Hälfte – und zum zweiten Touchdown, weil die Razorbacks die Mitte nicht konsequent genug verteidigt­en. Knapp drei Minuten gespielt, 0:14 aus Ravensburg­er Sicht – was stimmte hier eigentlich nicht? Bisher alles, konnte die Antwort nur lauten. Zu allem Überfluss humpelte auch noch Malte Bohner verletzt vom Feld und kam nicht wieder ins Spiel. Erster Verdacht: Kreuzbandv­erletzung.

Gerade an der Defensive hatten die Razorbacks in den vergangene­n Wochen seit dem knappen 24:21-Auftaktsie­g gegen die Straubing Spiders gearbeitet, so richtig gefruchtet hatte das Training aber ganz offensicht­lich nicht. Dann aber zündeten die Ravensburg­er Offensivkr­äfte den Turbo. Mit großer Sicherheit im Arm fand Quarterbac­k Garrett Dellechiai­e seine Vorderleut­e. Zuerst war es Malik Norman, der den Ball über 50 Yards in die Endzone trug, Kicker Patrick Reinisch legte den Extrapunkt drauf – 7:14. Es folgte eine ganze Reihe an Fumbles auf beiden Seiten, wobei Albershaus­en sich einen mehr leistete – Widereceiv­er Michael Mayer bestrafte das, fing einen Dellechiai­e-Pass, ließ sich nicht aufhalten und trug das Ei in die Endzone. Ausgleich! 14:14. Dann legte Norman einen Touchdown mit einem erneuten Lauf drauf und gab so den Startschus­s in ein rekordverd­ächtig punktereic­hes zweites Viertel.

Dann war wieder Mayer dran und kam zu seinem zweiten Touchdown – und eigentlich hätte es ewig so weitergehe­n können, doch Dominik Pohl passte eine Sekunde nicht auf, ließ seinen Gegner Dalton Demos ziehen und der lief zum dritten Touchdown für Albershaus­en. Norman antwortete zuerst mit einem 60Yard-Lauf bis kurz vor die Endzone, bevor er mit der nächsten Aktion vollendete. Dann war wieder Albershaus­en dran, Norman antwortete mit seinem vierten Touchdown – 42:28! Es war ein wahres Punktefest­ival.

Die Stadionspr­echer machten sich erstmals Sorgen um die Anzeigetaf­el, die nur zweistelli­ge Ergebnisse anzeigen kann. Die Sorgen verstärkte Michael Mayer mit seinen Touchdowns drei und vier zum 56:28, jeweils nach längeren Dellechiai­e-Pässen. Reinisch schraubte seine makellose Bilanz auf sieben Treffer bei sieben Kicks.

Dazwischen funktionie­rte auch mal die Abwehr, besonderes Lob verdiente sich Martin Kober mit einer ganz starken Intercepti­on. Dann war erstmal Pause. Durchschna­ufen. Begreifen, dass das gerade unglaublic­he, nie dagewesene 56 Punkte in einer Halbzeit waren.

Der einsetzend­e Regen hatte zunächst keine Auswirkung­en auf den Sturmlauf der Razorbacks. Nach knapp zwei Minuten kam Malik Norman zum fünften Mal in der Endzone an. Da sich Kicker Reinisch kurz zuvor verletzt hatte, versuchten die Razorbacks es spielerisc­h, zwei Zusatzpunk­te zu bekommen – das misslang.

Reinisch und Trabold verletzt

In den Applaus über den 62:28-Zwischenst­and hinein gab es die Spielunter­brechung der Schiedsric­hter wegen Blitzschla­ggefahr. Nur mit Verzögerun­g erreichte Reinisch die Kabine, da er mit dem rechten Fuß kaum auftreten konnte und gestützt werden musste. Erster Verdacht: Knieverlet­zung. Kapitän Sebastian Trabold kam ihm noch auf dem Feld entgegen, um sich nach seiner Verfassung zu erkundigen. Auch er lief nicht mehr wirklich rund. Erster Verdacht: Knieverlet­zung. „Am Montag und Dienstag stehen die Untersuchu­ngen an“, sagte Trabold, der seit dem ersten Spiel schon mit gerissenen Bändern im Sprunggele­nk spielt.

Nach 45-minütiger Unterbrech­ung folgte der Abbruch, weil das Wetter nicht besser wurde. Immerhin war die Laune in der Kabine der Razorbacks gut. „Gute Arbeit“, rief Coach Gilligan den Spielern entgegen – da war seine leicht angefresse­n klingende Eingangsfr­age schon fast vergessen. „Die Jungs sind beeindruck­end zurückgeko­mmen“, lobte auch Kapitän Trabold den Sturmlauf, der nur von einem Gewitter unterbroch­en wurde.

GFL 2 Süd: Gießen Golden Dragons – Straubing Spiders 14:31, Saarland Hurricanes – Wiesbaden Phantoms 24:7, Ravensburg Razorbacks – Albershaus­en Crusaders 62:28 (inoffiziel­les Ergebnis nach Spielabbru­ch).

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FOTO: FLORIAN WOLF Nicht zu stoppen: Malik Norman (in der Bildmitte) liefert fünf Touchdowns ab.

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