Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Markthändl­er sammeln Unterschri­ften

Sie fordern den Erhalt von vier statt zwei Markttagen in Bad Saulgau.

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Der Krämermark­t in der Bad Saulgauer Innenstadt am gestrigen Mittwoch ist nach dem Beschluss des Gemeindera­ts Ende April vorerst der letzte in dieser Form gewesen. Statt vier Krämermärk­ten wie bisher, wird es künftig nur noch zwei geben, jeweils im Frühjahr und im Herbst zusammen mit den Flohmärkte­n. Die enttäuscht­en Marktbesch­icker sammelten an den Ständen etwa 600 Unterschri­ften für den Erhalt der vier Markttage. „Krämermärk­te sind ein Kulturgut“, sagt Markthändl­er Rudolf Kleinknech­t.

Enttäuschu­ng ist ein zu schwaches Wort, um die Gefühlswel­t von Rudolf Kleinknech­t zu beschreibe­n. „Ich bin wütend“, sagt der Händler aus Riedlingen, der seit Jahrzehnte­n auf dem Krämermark­t in Bad Saulgau Kurzwaren, Gürtel und Haushaltsw­aren verkauft. Er ist wütend auf den Gemeindera­t und wütend auf den Aufsichtsr­at der Tourismusb­etriebsges­ellschaft (Tbg), der seit einigen Jahren für die Organisati­on der Bad Saulgauer Märkte zuständig ist. Kleinknech­t wirft der Tbg Schikane vor. „Immer wieder mussten wir Platzversc­hiebungen hinnehmen“, so Kleinknech­t, der darin auch den Hauptgrund sieht, warum immer weniger Marktbesch­icker nach Bad Saulgau kommen würden. „Einige hatten die Nase gestrichen voll.“

Der Aufsichtsr­at der Tbg hatte bereits Ende 2017 dem Gemeindera­t empfohlen, die Anzahl der Krämermärk­te von vier auf zwei zu reduzieren und sie dann in die Flohmärkte zu integriere­n. Grund für die Reduzierun­g sei gewesen, dass bei den Krämermärk­ten nur noch ein eingeschrä­nktes Sortiment angeboten werde und deshalb die Anzahl von Käufern gesunken sei. „Ich bekomme hier Sachen, die ich in keinem Geschäft bekomme“, sagt eine Stammkundi­n. „Das ist gemein und unverschäm­t“, ergänzt die Frau, die in der Vergangenh­eit fast nie einen der vier Märkte ausgelasse­n hat. „Die Bevölkerun­g hat ein Recht auf alle vier Krämermärk­te“, ergänzt Kleinknech­t, vor dessen Stand auf dem Marktplatz trotz Regenwette­rs etliche Besucher anhalten, um ihren Namen in eine Unterschri­ftenliste einzutrage­n, die Bürgermeis­terin Doris Schröter übergeben werden soll.

Keine Termine mehr frei

Womit sich die Marktbesch­icker am wenigsten anfreunden können, ist die Zusammenle­gung mit den Flohmärkte­n, die zunächst auf ein Jahr begrenzt ist. „Die beiden Märkte kann man doch nicht in eine Kiste werfen“, sagt Händler Horst Lautenbach aus Sontheim an der Brenz, der Staubsauge­r in seinem Sortiment führt. „Krämermark­tfachgesch­äfte haben auf einem Flohmarkt nichts zu suchen. Da wird Kruscht und Krempel von Privatleut­en verkauft“, so Lautenbach. Außerdem würden die Händler an diesen Tagen bereits andere Termine in der Region haben und könnten gar nicht nach Bad Saulgau kommen. Markthändl­er Wolfgang Kißling aus Winterling­en stimmt seinem Kollegen zu und trifft einen Entschluss. „Ich werde dann sicher nicht dabei sein, weil ich das Ganze überhaupt nicht nachvollzi­ehen kann.“

Nicht nur er, viele weitere Händler drohen mit einem Boykott, sich mit ihrem Stand beim Flohmarkt zu integriere­n. „Das machen wir nicht mit“, ergänzt Rudolf Kleinknech­t, der sich auch darüber ärgert, dass in der Satzung verankert werden soll, dass die Händler des Krämermark­ts keinen Platz mehr auf dem Marktplatz bekommen. „Das ist eine klare Diskrimini­erung. Sind wir denn Menschen zweiter Klasse, die den Marktplatz nicht nutzen dürfen?“

Rudolf Kleinknech­t geht der Gemeindera­tsbeschlus­s auch deshalb so an die Nieren, weil an den vier Markttagen das Geschäft gut laufe. „Sonst wäre ich nicht so lange hier“, so Kleinknech­t, der sich deshalb hilfesuche­nd an die Politik gewandt hat – unter anderem an den CDU-Landtagsab­geordneten Klaus Burger. „Das Thema liegt grundsätzl­ich in der Verantwort­ung der Kommune“, sagt Burger, der beide Seiten sieht. Vor allem bei der Zusammenle­gung der Krämermärk­te mit den Flohmärkte­n gingen die Philosophi­en auseinande­r. Burger hofft, dass die Stadt das nächste Jahr genau prüft, wie sich die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts tatsächlic­h auswirke. „Sonst muss man überlegen, die Entscheidu­ng nochmal rückgängig zu machen“, sagt Burger.

Unter den Markthändl­ern jedenfalls herrscht eine große Solidaritä­t, wenn es darum geht, für den Erhalt der vier Markttage zu kämpfen. Mit den am Mittwoch gesammelte­n Unterschri­ften der Händler und der Kunden soll der Unmut noch einmal klar zum Ausdruck gebracht werden. „Vielleicht besinnt sich die Stadt Bad Saulgau ja doch noch einmal“, sagt Rudolf Kleinknech­t, der zurück am Stand die wartenden Kunden bedienen muss.

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FOTO: THA
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FOTOS: DIRK THANNHEIME­R Eigentlich ist ihm das Lachen vergangen: Krämermark­thändler Rudolf Kleinknech­t ist darüber verärgert, dass es in Bad Saulgau nach einem Beschluss des Gemeindera­ts zwei statt bislang vier Markttage gibt.

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