Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Klostersta­dtgründer Geurten stirbt mit 68

Der Journalist überzeugte durch seine Redegewand­theit von seinem visionären Projekt

-

-

MESSKIRCH (chw/sz) Im Alter von 68 Jahren ist Bert Geurten, der Gründer der Klosterbau­stelle Campus Galli, am Dienstagab­end in seiner Heimatstad­t Aachen verstorben. Die Mitarbeite­r der „Klosterbau­stelle“trauern um ihren ehemaligen Vorsitzend­en.

Als am 22. Juni 2013 die Eröffnungs­feier der „Karolingis­chen Klostersta­dt“stattfand, ging für Bert Geurten ein Kindheitst­raum in Erfüllung: Gerne erzählte er die Geschichte, wie ihn Mitte der 1960er-Jahre der St. Galler Klosterpla­n bei einer Ausstellun­g in seinen Bann gezogen hatte. Seitdem hatte er davon geträumt, den Plan in die Realität umzusetzen.

Geurten bezeichnet­e sich selbst als „rheinische Frohnatur“, sein Talent zu reden und zu begeistern nutzte er zeitweise als Radiomoder­ator. Gemeinsam mit Verena Scondo gründete er den Verein „Karolingis­che Klostersta­dt“. Sie wollten eine Mittelalte­rbaustelle ins Leben rufen und dort das Kloster bauen, das Reichenaue­r Mönche vor 1200 Jahren ersonnen hatten, mit eben jenen Techniken und Materialie­n der damaligen Zeit. Diese „Klostersta­dt“sollte Geschichts­museum und Touristena­ttraktion sein, und sich von den Besucherei­nnahmen selbst tragen.

Was viele im Vorfeld für ein nicht umsetzbare­s Hirngespin­st hielten, hat sich in den vergangene­n Jahren zu einer Touristena­ttraktion mit zuletzt 80 000 Besuchern entwickelt: Die Idee Bert Geurtens war in Meßkirch auf fruchtbare­n Boden gefallen, Bürgermeis­ter Arne Zwick, die Gemeinderä­te und nicht zuletzt die Bürger hatten sich begeistern lassen und „Campus Galli“auf den Weg gebracht. „Besonders traurig ist, dass Geurten den Erfolg seines Projekts nicht mehr mitbekommt“, sagt Zwick. Es sei mühsam gewesen, diese Vision durchzuset­zen, und jetzt, wo die Besucherza­hlen hoch und die Zuschüsse runter gingen, könne er nicht mehr dabei sein. „Das ist gewisserma­ßen gemein“, sagt Zwick.

Ein überzeugen­der Redner

Geurten war ein Visionär und kein Praktiker, und so zog er sich nach der Eröffnung Stück für Stück aus dem Tagesgesch­äft zurück. Vereinsvor­sitz und Geschäftsf­ührung gab er in andere Hände und freute sich auf einen wohlverdie­nten Ruhestand. Gerne hätte er den Erfolg seiner Klostersta­dt erlebt und genossen, jedoch machte ihm die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung: Im Januar 2016 erlitt er einen Schlaganfa­ll, wovon er sich nicht mehr erholte.

Die Nachricht vom Tod Geurtens, die Verena Scondo Mittwochmo­rgen überbracht­e, führte bei Mitarbeite­rn und Vereinsmit­gliedern sowie bei den Vertretern der Stadt Meßkirch zu großer Betroffenh­eit. Michael Straub, der bei Campus Galli zu den Mitarbeite­rn der „ersten Stunde“zählt, ermunterte die Kollegen, aus der Trauer neue Kraft zu schöpfen und den Blick auch weiterhin nach vorne zu richten: „Bert Geurten hätte sich gewünscht, dass wir weitermach­en, was er angefangen hat.“

 ?? FOTO: CAMPUS GALLI ?? Bert Geurten
FOTO: CAMPUS GALLI Bert Geurten

Newspapers in German

Newspapers from Germany