Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Heimat als Ruhepol
Fernab der Residenz in seinem Wohnort Laiz bei Sigmaringen kommt es einem so vor, als ob die Uhren stehen geblieben sind. Es war für ihn immer wichtig, dass sein Amt den Verbindungen zu seinen Freunden und Bekannten nicht im Wege steht. Wie das geht? Winfried Kretschmann änderte seine Gewohnheiten kaum. Wenn er ein paar freie Stunden hat, sieht man ihn in seiner Werkstatt schaffen. Oder er schließt sich dem Laizer Albverein bei einer Wanderung an. „Da gibt es keinen Standesdünkel, und es wird kein Trara betrieben“, sagt ein Laizer, der Kretschmann seit Jahrzehnten kennt. Das ist wohl auch der Grund, warum Kretschmann in seiner Heimatgemeinde durchschnaufen und sich erholen kann. Der an der Donau gelegene 3000-Einwohner-Ort ist sein Ruhepol. Wie andere Laizer auch nimmt er am Vereinsleben teil: Am Fasnetsmontag mischt er sich beim Bräuteln – hier werden frisch verheiratete Männer um den Rathausbrunnen getragen – unters Narrenvolk. Beim Jahreskonzert der örtlichen Musikkapelle oder dem Gartenfest schnuppert er, wenn es sein Terminkalender erlaubt, Laizer Luft. Von wegen Sonderbehandlung – Kretschmann wird als Mensch und weniger als Ministerpräsident wahrgenommen. (fxh)