Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Alte Schule erlebt ihr zweites Richtfest
Zum 1. Januar sollen die Mitarbeiter der Volksbank in den neuen Räumen arbeiten können
HOHENTENGEN - Rund 115 Jahre, nachdem es fertiggestellt wurde, ist nun am Freitag am Alten Schulhaus in Hohentengen zum zweiten Mal ein Richtfest gefeiert worden. Nachdem es knapp acht Jahre leer gestanden hat, wird neues Leben in das Gebäude einkehren. Der Metallbau-Unternehmer Karl-Josef Stehle ist gerade dabei, die Alte Schule zu sanieren. Zum Jahreswechsel sollen die für die Volksbank vorgesehenen Räume im Erdgeschoss sowie die Wohnungen darüber bezugsfertig sein.
Der Beschluss des Gemeinderats, das neben der Kirche wohl ortsbildprägenste Gebäude der Kommune an den Privatinvestor Karl-Josef Stehle zu verkaufen, ist im Juli vergangenen Jahres gefasst worden. So sollten gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: die Alte Schule würde saniert und wieder genutzt, die Volksbank durch den Umzug ins Erdgeschoss des Gebäudes am Ort gehalten und die Gemeinde könnte das ehemalige Volksbankgebäude zum Rathaus umfunktionieren.
Als bekannt wurde, dass mit KarlJosef Stehle ein Einheimischer als Investor auftritt, hätten die Leute stets auf zwei Arten reagiert. „Die einen waren erfreut und dankbar, dass sich jemand gefunden hat, der unsere Alte Schule vor dem Verfall rettet“, sagt er. „Die anderen haben mich für verrückt erklärt.“Verrückt, weil sich die teure Sanierung wirtschaftlich nicht gerade rentiere. „Aber es ist eins der schönsten Gebäude in der Göge, hat Charakter und steht an einem tollen Platz“, sagt er. „Als immer wieder darüber gesprochen wurde, das Gebäude abzureißen, wollte ich das verhindern und das Gebäude erhalten.“
Nicht zuletzt auch deshalb, weil er selbst in dieser Schule die Schulbank gedrückt habe. „Ich erinnere mich noch genau, wie ich an meinem ersten Schultag aus Völlkofen herkam“, erzählt er beim Richtfest. „Wir haben in der Pause wild herumgetobt und der Rektor hat mich zu sich gerufen und mir ordentlich eine gelangt.“Er nickt dem anwesenden Manfred Kempter zu. „Aber heute bin ich ihm dankbar dafür.“
104 Tonnen Bauschutt entsorgt
Dass die Entscheidung im Gemeinderat einstimmig gefallen sei, hätte ihn sehr stolz gemacht. „Ich freue mich über so viel Vertrauen und denke, dass sich das Ergebnis am Ende sehen lassen kann.“Bereits im Oktober hat Stehle mit der Generalsanierung begonnen. Die Pläne des Umbaus stammen vom Hohentenger Architekten Roland Müller, bei den Arbeiten sind die Zimmereien Schlegel und Mauz involviert sowie der Maurer Andelfinger und das Bauunternehmen Burkard. „Die Metallbauarbeiten mache ich natürlich selbst“, sagt Stehle.
104 Tonnen Bauschutt und 20 Tonnen Altholz seien aus dem alten Gebäude herausgeholt worden. „Wieviel Abbrucharbeiten im Inneren auf uns zu kommen, haben wir unterschätzt“, sagt er. Nun ist das Dach bis zur Deckung saniert und der Innenausbau – zu dem auch der Einbau eines Aufzugs und das Anbringen von Balkonen gehört – kann beginnen. Vorgesehen sind vier Wohnungen mit 70 bis 90 Quadratmetern Größe. „Die Nachfrage ist groß, ich habe eine Interessentenliste, aber noch keine Mietverträge abgeschlossen“, so Stehle. Außer mit der Volksbank, die ihre Räume zum 1. Januar beziehen wird.
Mitgefeiert haben am Freitag auch einige Nachbarn. Vor allem in der Schulstraße würden die Nerven ganz schön strapaziert, sagt Stehle. „Dass trotzdem keine bösen Worte fallen, ist nicht selbstverständlich.“