Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Debatte um Model-Castingshow
Daniel Drescher findet GNTM unfassbar schlecht
RAVENSBURG (dre) - Harmlose Fernsehunterhaltung oder bedenkliche Menschen-Dressur? Die Castingsendung „Germany’s Next Topmodel“(GNTM) ist umstritten, auch nach dem Ende der 13. Staffel, die das Stuttgarter Model Oluwatoniloba Dreher-Adenuga gewonnen hat. Im Netz wird debattiert – und auch innerhalb der Redaktion gehen die Meinungen auseinander.
Auch wenn sich Millionen Fernsehzuschauer davon belustigen lassen: GNTM ist ein Format, dessen Zeit abgelaufen ist.
Mit dem „Girls’ Day“wird versucht, Frauen in immer noch männlich dominierte Berufsfelder zu holen. Es gibt Programme, mit denen junge Mädchen für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und Technik) begeistert werden sollen. Aber wenn man
Heidi Klum fragt, ist das Erstrebenswerteste für eine Frau anscheinend, als willenloser Kleiderständer zu leben, der schön aussehen und sich unterordnen soll. Das fängt schon beim „Umstyling“an, das zeigt: Du darfst alles sein, nur nicht Du selber. Man fragt sich, warum junge Frauen so etwas auf sich nehmen und sich derartig verbiegen lassen. Wer die Sendung
in Schutz nimmt, argumentiert gern, dass die Kandidatinnen wissen, worauf sie sich einlassen. Mag sein. Aber dass Menschen aus der Motivation heraus, berühmt zu werden, die unsinnigsten Dinge tun, zeigen ja auch Castingshows wie „DSDS“, die mit musikalischer oder künstlerischer Substanz nichts zu tun haben – dafür aber viel mit Vorführen und Demütigen.
Ob die Sendung nun tatsächlich der Magersucht Vorschub leistet, wie eine Studie 2015 herausgefunden haben will, ist gar nicht entscheidend. So oder so – als Fernsehunterhaltung getarnte Menschen-Dressur wie GNTM braucht wirklich niemand. Zeit, den Stecker zu ziehen.