Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kleid für Dornröschen ist schon fertig
Désirée Hansmann schneidert die Kostüme fürs Jugendstück auf der Waldbühne
SIGMARINGENDORF - Zum siebten Mal verleiht Désirée Hansmann nun schon den Kostümen des Jugendstücks auf der Sigmaringendorfer Waldbühne ihre persönliche Handschrift. Ihr kleines Atelier ist bis unter die Decke voll mit Stoffrollen, unzähligen Knöpfen, Bändern, Garnen und Accessoires, Schachteln, Döschen und Kartons. Und obwohl sie bis zur Premiere am 16. Juni noch ein ordentliches Pensum vor der Brust hat, ist die Schneiderin entspannt. „Seit einem Jahr habe ich mit Ines Schneider tolle Unterstützung“, sagt Hansmann. „Sie ist für die Kostüme der Feen zuständig.“
Das Kleid für die Hauptrolle ist bereits fertig und steckt auf einer Schneiderpuppe: Désirée Hansmann hat das Kleid für Dornröschen schlicht gehalten. Opulenter ging es beim Königinnenkleid zu: „Da habe ich sechs bis acht Meter Stoff vernäht“, sagt Hansmann; der Reifrock verursacht eben Volumen. Insgesamt hat sie dieses Jahr knapp 60 Kinder ausgemessen. „Zwar haben wir schon Kostüme für Diener, Gäste oder Schlossgefolge“, sagt sie. „Aber für die ganz Kleinen gibt’s nicht so viel im Fundus.“Rollenverteilung war nach der Fasnet, danach ging’s direkt ans Ausmessen. „Das mache ich mit allen, die mitspielen“, sagt Hansmann. „Auch wenn wir ein Kostüm aus dem Fundus nehmen, gehe ich dann dort mit dem Maßband hinein.“Die Anproben macht sie zwischendurch – am Rande der Proben, „oder ich bestelle die Kinder zu mir nach Hause“.
Neben den Feen und Dornröschen müssen dieses Jahr unter anderem Kostüme für drei Prinzen, König und Königin, Küchenpersonal und Heckensoldaten her. Am aufwendigsten sind die Schnitte, auch wenn die Schneidermeisterin und Modedesignerin immer schon eine Idee im Kopf hat, bevor sie loslegt.
Désirée Hansmann ist Lehrerin an der gewerblichen Schule in Metzingen – das Schneidern für die Waldbühne macht sie genau wie all die anderen ehrenamtlichen Helfer dort in ihrer Freizeit. „Wie viele Stunden das sind, darauf achte ich eigentlich nicht so.“Aber es sind viele. Sie nutzt die Wochenenden und die Ferien, „die fallen jetzt ja vor der Premiere wie immer ganz günstig“. Es mache ihr immer noch viel Spaß, „es klappt auch im Team wunderbar, und ich kann kreativ sein“. Das sind für Désirée Hansmann die Zutaten, die den Aufwand lohnenswert machen.
Sie weiß beim Schneidern praktisch schon vor dem ersten Schritt, wo was hinkommt. „Dass ich vom Fach bin und viel Berufserfahrung habe, ist natürlich ein großer Vorteil.“Trotzdem ist sie froh, dass sie nicht alles allein machen muss. Neben Ines Schneider wird auch ihre Schwester eingespannt: „Sie macht die Hüte und Kopfbedeckungen.“
Die Premiere ist für Désirée Hansmann immer etwas Besonderes. An den Reaktionen des Publikums könne man merken, ob eine Idee gezündet hat oder nicht, das war zum Beispiel bei den Elefanten fürs „Dschungelbuch“der Fall. Die Leute hätten vor Lachen gegrölt, als die auf die Bühne marschiert sind. Ihr allererstes Kostüm für die Waldbühne: das Kleid für Schneewittchen.