Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kritik am inszenierten Mord
Medien werfen Kiew Angriff auf Glaubwürdigkeit vor
KIEW (dpa) - Die Ukraine steht nach dem vorgetäuschten Mord an dem kremlkritischen russischen Journalisten Arkadi Babtschenko heftig in der Kritik. Journalistenverbände zeigten sich empört über die Irreführung. „Solche Inszenierungen sind ein Stich ins Mark der Glaubwürdigkeit des Journalismus“, warnte die Organisation Reporter ohne Grenzen.
Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) forderte am Donnerstag bei seinem Ukraine-Besuch Aufklärung über die Vorgänge. Babtschenko (41) war angeblich am Dienstagabend vor seiner Wohnung in Kiew erschossen worden. Weltweit hatten Medien darüber berichtet. Am Mittwoch erschien der Journalist dann aber überraschend und unversehrt bei einer Pressekonferenz des Inlandsgeheimdienstes SBU. Der fingierte Anschlag sei ein Spezialeinsatz gewesen, um Aktivitäten russischer Geheimdienste aufzudecken, hieß es.
Die ukrainische Regierung sieht die Zukunft ihres Landes in Europa – ein Kurs, der von westlichen Partnern nachdrücklich unterstützt wird. Alleine in dieser Woche reisten zwei deutsche Spitzenpolitiker in das Land – am Dienstag und Mittwoch besuchte zunächst Bundespräsident FrankWalter Steinmeier die Ukraine. Er mahne innenpolitische Reformen und eine entschlossenere Korruptionsbekämpfung an und warb dafür, die Modernisierung des Landes voranzubringen. Kurz nach dem Bundespräsidenten machte sich am Donnerstag auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) auf den Weg nach Kiew. Dort sprach Maas den Fall Babtschenko an. „Die Umstände sind etwas skurril. Ich verfüge über nicht ausreichende Informationen, um das für mich auch bewerten zu können“, sagte er vor einem Treffen mit seinem Amtskollegen Pawlo Klimkin.
Heute wird sich Maas in der Nähe von Mariupol an der Schwarzmeerküste ein Bild von der Frontlinie zur besetzten Ostukraine machen. (sz/dpa)