Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Verwaltung­sgerichtsh­of ist nun am Zug

Verein Zukunft Natur hofft weiterhin auf Baustopp der Windkrafta­nlagen.

- Von Dirk Thannheime­r

RENHARDSWE­ILER - Der Verwaltung­sgerichtsh­of Baden-Württember­g in Mannheim entscheide­t in nächster Instanz darüber, ob die Firma Uhl Windkraft aus Ellwangen ihre drei geplanten Windkrafta­nlagen auf dem Schellenbe­rg bei Steinbronn­en bauen darf. Uhl legte Beschwerde gegen das Urteil des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n ein, das im September 2017 dem Eilantrag eines Anwohners stattgegeb­en und somit den Bau vorerst gestoppt hatte. Der Vorstand des Vereins Zukunft Natur informiert­e seine Mitglieder in der Hauptversa­mmlung am vergangene­n Dienstag im Dorfgemein­schaftshau­s Renhardswe­iler über mögliche weitere Szenarien.

„Es ist ein wie ein Ping-PongSpiel“, sagte Ute Wrobleski, Vorsitzend­e des Vereins Zukunft Natur, als sie die Geschehnis­se der vergangene­n Monate zusammenfa­sste. Nach der Urteilsbeg­ründung des Verwaltung­sgerichts reichte die Firma Uhl eine Beschwerde ein. Ein Mitglied des Vereins Zukunft Natur hatte zuvor Widerspruc­h eingelegt und vor Gericht Recht bekommen. Sein Haus steht etwas mehr als 700 Meter von der nächstgele­genen Windkrafta­nlage entfernt. Das Verwaltung­sgericht begründete sein Urteil unter anderem damit, dass ein Verstoß gegen das Tötungsver­bot wegen der Rotmilane nicht ausgeschlo­ssen werden könne und außerdem eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung zwingend erforderli­ch sei.

Dauerthema Rotmilan

Der Anwalt des Anwohners begründete den Widerspruc­h mit dem Argument, dass der Antragstel­ler aller Voraussich­t nach durch unzulässig­e, erhöhte Lärmbeeint­rächtigung­en wegen des Betriebs der Windkrafta­nlage in seinen Rechten beeinträch­tigt werde. Die Firma Uhl hingegen sei der Ansicht, dass das Projekt alle rechtliche­n Vorgaben erfülle und damit realisiert werden könne. Seither folgte ein Rechtsstre­it beider Parteien – mit Stellungna­hmen und Gutachten. Die Firma Uhl bleibt vor allem bei ihrer Einschätzu­ng, dass das Rotmilan-Dichtezent­rum kein Schutzkrit­erium und der Antragstel­ler in seinen Rechten nicht verletzt sei. Und genau in diesem Punkt sieht der Verein Zukunft Natur seine Erfolgsaus­sichten. „Die Windkrafta­nlagen sollen in einem Dichtezent­rum des Rotmilans errichtet werden“, sagte Alexander Hübschmann, Schriftfüh­rer des Vereins schon, als der Gemeindera­t Bad Saulgau Ende Dezember 2016 das gemeindlic­he Einvernehm­en erteilt hatte und die Firma Uhl im Januar 2017 mit der Rodung der etwa 29 Hektar großen Waldfläche begann – bis das Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n anders urteile als von Uhl erhofft.

Das letzte von der Firma Uhl in Auftrag gegebene Gutachten war ein neues Schallguta­chten – erstellt vom Tüv Süd. „Das Gutachten ist fehlerhaft, weil es die Höhenunter­schiede auf dem Schellenbe­rg nicht berücksich­tigt und auf einer Nabenhöhe von 116 Meter basiert“, sagte Wrobleski bei der Hauptversa­mmlung. Die drei Windkrafta­nlagen haben aber jeweils eine Nabenhöhe von 149 Meter. Es folgte ein Gegengutac­hten des Vereins, der sich über Mitgliedsb­eiträge und Spenden finanziert, um die Gutachten und naturschut­zfachliche Beratung finanziere­n zu können. Die Akten liegen nun beim Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim, dass das Urteil des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n bestätigt oder aufhebt. „Das kann aber bis zu zwei Jahren dauern, bis das Urteil gefällt wird“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e Johannes Zeller.

Immer mehr Aufhebunge­n

Aber selbst, wenn der Verwaltung­sgerichtsh­of den Bau der Windkrafta­nlagen nicht zulässt, rechnet der Verein mit der Klage der Firma, die in letzter Instanz ein Hauptverfa­hren zur Folge haben könnte – erneut vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n. „Wir hoffen in diesem Fall, dass das Verwaltung­sgericht bei seiner Position bleibt“, ergänzte Zeller. Sollte der Verwaltung­sgerichtsh­of den Bau für zulässig erklären, könnte der betroffene Antragstel­ler dagegen klagen. Die Mitglieder blicken nun gespannt darauf, was in Mannheim passiert. Dem Vorstand kommt es nicht ungelegen, wenn das Urteil eine Zeitlang auf sich warten lässt. „Landesweit gibt es immer mehr Aufhebunge­n von Windkrafta­nlagen wegen des Artenschut­zes“, so Zeller.

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FOTO: DPA
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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Die Firma Uhl will auf dem Schellenbe­rg bei Steinbronn­en drei Windräder bauen, der Verein Zukunft Natur will dies verhindern. Jetzt ist der Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim am Zug.
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FOTO: DIRK THANNHEIME­R Wiedergewä­hlter Vorstand: Kassierer Alexander Hübschmann (links), Vorsitzend­e Ute Wrobleski, ihr Stellvertr­eter Johannes Zeller und Kassierer Albert Neher.

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