Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hotel storniert AfD-Buchung
„Drei Mohren“will Mitglieder nicht beherbergen
RAVENSBURG - Der Bundesparteitag der AfD am 30. Juni und 1. Juli in Augsburg sorgt für Ärger. Das Hotel „Drei Mohren“in der Innenstadt hat Buchungen von AfD-Delegierten storniert. Eine Sprecherin der Hotelkette Steigenberger, zu der das Haus gehört, bestätigte das auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Als Grund nannte das Unternehmen die Sicherheitslage rund um den Parteitag.
Gewaltbereite Linksautonome hätten zu Krawallen aufgerufen, die Augsburger Polizei bereite sich auf einen der größten Einsätze ihrer Geschichte vor. „Um die Sicherheit und das Wohlergehen all unserer Gäste zu gewährleisten“habe man daher entschieden, die Buchungen von AfD-Politikern zu stornieren, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Tatsächlich wird das Hotel, gemeinsam mit anderen Orten in Augsburg, in einem „Krawall-Reiseführer“erwähnt. Dieser kursiert seit Wochen vor allem in linksautonomen Foren und Gruppen im Internet.
Der AfD-Landtagsabgeordnete Ralph Weber aus Mecklenburg-Vorpommern forderte via Facebook seine Parteikollegen zum Boykott der Steigenberger Hotelkette auf. „Ich werde gegen diese rechtswidrige Stornierung eines bereits geschlossenen Hotelbeherbergungsvertrages gerichtlich vorgehen und Schadenersatz verlangen“, so Weber. Das Anfang Mai von ihm und seiner Frau gebuchte Zimmer im „Drei Mohren“per Mail und ohne Begründung zu stornieren, sei feige. Eine Reaktion seitens der Hotelkette blieb bislang aus.
Das Holiday Express Inn in Augsburg kündigte an, gegebenenfalls von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen. Hier sollen während des Parteitages unter anderem Parteichef Alexander Gauland, Fraktionschefin Alice Weidel und Fraktionsvize Beatrix von Storch übernachten. Wie eine Sprecherin der Success Hotel Group – zu der das Holiday Inn Express in Augsburg gehört – auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärte, habe man der Partei die Buchung bestätigt, aber auch mitgeteilt, dass die Gäste willkommen seien, „wenn sie uns schriftlich bestätigen, dass sie während ihres Aufenthalts keine Äußerungen gegenüber anderen Gästen oder Mitarbeitern tätigen werden, die sich mit unserer offenen Weltanschauung nicht decken“.
AfD prüft rechtliche Schritte
Entsprechende Maßnahmen wende man bei allen Gästen an, die sich nicht an die Hausregeln halten würden. Man warte auf eine Rückmeldung der Partei, die allerdings in einem Schreiben an die Hotelkette bereits mit rechtlichen Schritten gedroht habe. Dennoch sei man zuversichtlich, eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Die AfD habe es in der Hand, ob sie sich daran halte, sagte die Sprecherin.
Mit den Stornierungen in Augsburg will sich die AfD nicht zufriedengeben. Sie prüft nach eigenen Angaben juristische Schritte. Der „Welt“sagte Bundesvize Kay Gottschalk: „Es ist besorgniserregend und spricht für ein gesellschaftlich vergiftetes Klima, wenn Mitgliedern einer demokratischen Partei die Übernachtung in einem Hotel verwehrt wird.“Er fühle sich stigmatisiert und sei „persönlich von dieser Art der Ausgrenzung tief betroffen“.