Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Behandlungen kritisch hinterfragen
Dr. Norbert Kriegisch hält Vortrag zum Thema Gesundheit
BAD SAULGAU - „Ich fühle mich krank – warum findet niemand was?“so lautet der Titel des aktuellen Buchs von Dr. Norbert Kriegisch. Der Ganzheitsmediziner aus München war am Donnerstagabend zu Gast im Alten Kloster und hat den zahlreich erschienenen Gästen viele Denkimpulse mit auf den Heimweg gegeben. Etwa der, die Verantwortung für seine eigene Gesundheit nicht abzugeben.
Der Referent ist praktischer Arzt, leitet in München eine Privatpraxis für Ganzheitsmedizin, Naturheilverfahren und Störfeldsuche. Er hat jahrzehntelange Erfahrung mit chronisch kranken Patienten und war unter anderem auch am Krankenhaus Bad Saulgau tätig. Irgendwann stand für ihn die Frage im Raum, ob eine reine Symptombehandlung tatsächlich Sinn macht. Ob er wirklich nur Medikamente verschreiben und die Blutwerte kontrollieren will. Die vielen chronisch kranken Menschen, bei denen „keiner was findet“und oftmals eine Odyssee hinter sich haben, haben ihn darin bestärkt, einen anderen, nämlich ganzheitlichen und auf Naturheilkunde basierenden Weg zu gehen. Das heißt: nicht an der Symptombehandlung haften zu bleiben, sondern nach den Ursachen zu suchen und mögliche Blockaden zu lösen.
Die Basis seines Behandlungssystems bilden vier Teilbereiche: Zum einen geht es um die strukturelle (Knochen, Muskeln, Organe) und die regulative Ebene (Hormone, Nahrung, Verdauung). Nicht weniger bedeutsam ist die psycho-emotionale (Verhaltensmuster, Glaubenssätze, Konflikte) sowie die geistige Ebene (Gedankenblockaden/Starre). Ständig wiederkehrende Entzündungen im Darm können – durch eine permanente Verkrampfung der Darmmus- kulatur – in einer leistungsbetonten und lieblosen Kindheit ihren Ursprung haben. Bei der Störfeldsuche etwa können sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten zeigen. Oder es finden sich Metalle im Körper, die den ganzen Organismus blockieren.
Bei der Diagnose kommt unter anderem der kinesiologische Test zum Einsatz. „Der Körper lügt nicht“, so Kriegisch, der zudem eine eigene Philosophie der Quantenmedizin entwickelt hat. „Ich kann auch nicht alles heilen.“Aber er könne durchaus „nach mehr“schauen. Von einer Kollegen-Schelte distanziert er sich deutlich. „Die machen eine gute Arbeit“.
Alternative zu Blutverdünnern
Doch lässt er durchblicken, dass er ein kritisches Hinterfragen von so manchen Behandlungs-Schemata durchaus für sinnvoll hält. Etwa, was die Blutdruckwerte und deren Behandlung angeht oder die Therapie von Herzerkrankungen. „Strophanthin ist das beste Herzmittel, das es gibt“, ist er überzeugt. Tatsächlich war der körpereigene Wirkstoff lange Zeit hochgeschätzt, galt als Segen der Menschheit und wird aktuell zunehmend wiederentdeckt. Auch zu Blutverdünnern gibt es wirkungsvolle Alternativen, die jedoch „der Pharmaindustrie kein Geld bringen“. Bei Kriegisch kommen hier Aderlässe und Infusionen zum Einsatz, die „jeder Hausarzt machen kann“.
Dass Homöopathie wirksam ist, steht für ihn außer Frage. Und kann vermutlich in Kürze auch anhand einer laufenden Studie nachgewiesen werden. „Es ist schon ein harter Weg, sich um sich selbst zu kümmern“, weiß der Referent. Aber es lohne sich allemal. Das wird auch bei der Lektüre des Buchs deutlich. Es enthält einen ausführlichen Fragebogen, zahllose Beispiele aus dem Praxisalltag, ist leicht verständlich geschrieben und verfolgt keinerlei Ideologien. Vielmehr motiviert es, sich mit sich selbst und seiner Gesundheit in allen Facetten auseinanderzusetzen, zu hinterfragen und den Zusammenhang von Körper, Psyche und Geist zu verstehen.