Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zeugen schildern Eheprobleme
Im Hoßkircher Mordprozess sagen unter anderem die Eltern des Opfers aus
RAVENSBURG - Im neu aufgerollten Hoßkircher Mordprozess haben am zweiten Prozesstag unter anderem die Eltern des Opfers vor dem Landgericht Ravensburg ausgesagt. Angeklagt ist ein 35-jähriger Mann. Ihm wird vorgeworfen, seine Frau im Februar 2017 erwürgt und danach einen Autounfall vorgetäuscht zu haben, um die Tat zu vertuschen.
„Er hat immer zu meiner Tochter gesagt, er finde Mittel und Wege, dass sie die Kinder im Trennungsfall nicht bekommt“, sagt die Mutter der Getöteten bei ihrer Aussage unter Tränen. „Das ist ihm jetzt ja gelungen.“Die Beziehungsprobleme des Paares, das zwei Kinder hat, hätten schon vor der Hochzeit angefangen. Er sei sehr eifersüchtig gewesen und habe ihrer Tochter immer mehr Vorschriften gemacht. Sie sollte das Haus nicht mehr so oft verlassen, weniger Geld ausgeben, irgendwann habe sie sich nicht einmal mehr schminken dürfen. „Am Ende hat meine Tochter zu mir gesagt: Mama, mit dem stimmt was nicht“, sagt die Mutter vor Gericht aus.
Der Prozess gegen den 35-Jährigen hatte bereits im November begonnen, wurde aber nach rund vier Monaten abgebrochen, weil die Verteidigung ein Befangenheitsgesuch gegen eine Schöffin beantragt hatte. Dem wurde im März dieses Jahres stattgegeben. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, setzt das Landgericht im zweiten Anlauf des Verfahrens einen zusätzlichen Schöffen und einen zusätzlichen Richter ein.
Am ersten Prozesstag hatte ein gerichtsmedizinischer Gutachter einen Unfalltod ausgeschlossen. Die 30-jährige Frau sei aufgrund von massiver Gewalteinwirkung erstickt, so der Gutachter. Anzeichen dafür seien Einblutungen in den Augen und ein abgebrochenes Zungenbeinhorn. „Das ist eine tief liegende Stelle. Da lässt sich nur mit viel Gewalt etwas brechen“, sagte der Mediziner vor gut drei Wochen.
Beziehung verschlechtert sich
Fast alle Zeugen berichten in ihren Aussagen übereinstimmend, wie sich die Beziehung des Paares in den Monaten vor der Tat verschlechterte. Der Angeklagte sei nach außen immer hilfsbereit und freundlich gewesen. „Und ein sehr guter Gastgeber.“Doch Freundinnen gegenüber habe seine Frau zugegeben, wie es wirklich um die Beziehung stehe. „Mein Mann hat zwei Gesichter“, habe die Frau wenige Wochen vor ihrem Tod zu einer Freundin gesagt. Und: „Dem trau ich alles zu.“Im Herbst 2016 habe der Angeklagte seine Frau im Streit gewürgt. Die darauffolgende Paarberatung scheitert. „Sie hätte alles dafür getan, die Beziehung zu retten. Allein schon wegen der Kinder“, sagt eine Freundin.
Der Angeklagte, der den Gerichtssaal zuvor lächelnd betreten hat, wirkt während der Verhandlung, als ginge ihn das alles nichts an. Er sitzt entweder aufrecht und schaut ins Leere oder nach vorne gelehnt mit dem Blick nach unten. Manchmal grinst er. Nur dann, wenn Zeugen gebeten werden, ihn zu charakterisieren, reagiert er. Als die Mutter des Opfers sagt: „Für mich war der immer ein Narzisst. Der denkt nur an sich selbst“, schüttelt er kaum merklich den Kopf. Ausgesagt hat er bislang aber nicht.
Der Verhandlung wird am Donnerstag, 14. Juni, um 9.20 Uhr fortgesetzt.