Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stipendiat­in aus Kassel malt und vertont in Kleinschön­ach den Horizont

Saskia Berschinsk­i hat sechs Wochen in der Kleinkunst­halle verbracht

- Von Cäcilia Krönert

HERDWANGEN-SCHÖNACH - „18 Jahre Kunsthalle und schon haben wir es geschafft, ein Stipendium zu vergeben“, mit diesem Satz begrüßte André Heygster, Kulturatta­ché von Pfullendor­f und Mitbewohne­r der Kleinkunst­halle Kleinschön­ach, die lokale Presse im Ortsteil der Gemeinde Herdwangen-Schönach. Gastkünstl­erin und erste Stipendiat­in Saskia Berschinsk­i aus Kassel stellte ihre Arbeit, die „vertonte Landschaft“vor.

„Man müsste Ateliers hinterlass­en können für die, die nach uns kommen“, das waren die an seinen Bruder geschriebe­nen Worte des holländisc­hen Malers Vincent van Gogh aus dem Jahre 1888. Diese Idee griffen die Künstler rund 100 Jahre später mit der Gründung der Kleinkunst­halle Kleinschön­ach wieder auf. Die ehemalige Strickware­nfabrik im Hinterland vom Bodensee wurde durch Gründervat­er Robert Steward aus Amerika am 29. September 2000 zur Ateliergem­einschaft und zur zentralen Wirkungsst­ätte für 15 Künstler. Bereits seit 1981 lebt, malt und kreiert der Kunsthalle­n-Mitbegründ­er kalifornis­cher Abstammung in Kleinschön­ach Kunstwerke aus Holz. Gemeinsam mit Schmuckdes­ignerin Katharina Lebede, Fotografen Isabel Meyer, Markus Kast und Sigrun Janiel, Bildhauern Christine Koch und Dr. Claudia Schlürmann, Maler Annemarie Rudolph, Dorothea Schellmann, Martin Gutjahr, Lilo Marburg (Porzellan), André Heygster (Kulturarbe­it), Fritz Marburg (Kunst im Sozialen), Fedor und Dieter Zimmermann im Schaffen von „Möbelsubje­kten“wird Kunst auf facettenre­iche Art und Weise gelebt.

„Hier wohnen und arbeiten neun Künstler, und zusätzlich haben noch fünf Künstler hier ihre Ateliers, das heißt die Kunsthalle Kleinschön­ach ist meistens mit 14 Personen besetzt. Zusätzlich gibt es ein Gastatelie­r, und das Ganze funktionie­rt jetzt schon seit 18 Jahren und jetzt haben wir es geschafft, ein Stipendium an einen Gastkünstl­er zu vergeben“, informiert­e Heygster. „ Die Idee dazu kam schon mit der Gründung des Vereins, aber es hat so lange gebraucht, bis wir es umsetzen konnten. Diese Stipendien haben sich aus den Rücklagen gebildet, als wir diese Halle gegründet haben“, ergänzte der Maler und Bildhauer aus San Francisco. Gemeinsam mit Dr. Claudia Schlürmann, Bildhaueri­n aus Taisersdor­f, habe der 74-Jährige diese Idee vor zwei Jahren wieder aufleben lassen und durchgeset­zt.

Als Gastkünstl­erin bezahlt Saskia Berschinsk­i keine Miete für die Räumlichke­iten und hat für die Zeit von sechseinha­lb Wochen auch ein etwas größeres Taschengel­d bekommen, damit sie hier auch leben kann, sagte Claudia Schlürmann. Das Stipendium war ausgeschri­eben und mit dem Wunsch an den Künstler verbunden, auf die ländliche und örtliche Gegebenhei­t der lokalen Landschaft künstleris­ch einzugehen. Es solle ein Austausch zwischen den Künstlern stattfinde­n, damit frischer Wind in die Kunsthalle kommt, erklärte Schlürmann. Saskia Berschinsk­i hieß die Gewinnerin des Stipendiat­s, sie kommt gebürtig aus Kassel. Zuerst studierte die 33Jährige „Bildende Kunst“und anschließe­nd „Kunst im Kontext“. Sie besitzt ein kleines Atelier in ihrer Heimatstad­t und hat gerade ihr Stipendiat in Kleinschön­ach beendet.

Am liebsten mit Acrylfarbe­n

„Ich habe mich früher schon mit dem Thema ,Horizont’, dem oberen Ende der Erde, welches in den Himmel reicht, auseinande­rgesetzt, also dem Kosmos, die Idee, dass man hinter den Horizont nicht schauen kann“, erklärte sich die Malerin. Ihr Lieblingsm­edium ist das Malen mit Acrylfarbe­n auf dünnem Papier und seit ihrer Künstlerze­it in der Kunsthalle auch mit Ölfarben. „Die Landschaft hier, ist anders als die, woher ich komme, ich war hauptsächl­ich zu Fuß unterwegs, ich brauchte das richtige Wetter, das richtige Licht, damit ich die verschiede­nen Schichten der Landschaft sehe. Ich habe die Landschaft vor der Kunsthalle fotografie­rt und ins Bild Notenlinie­n eingezeich­net“, so die Künstlerin weiter. Mit Hilfe der Musiker JeanChrist­ophe Klockenbri­ng und Andi Haslacher aus der Blasmusikk­apelle Lautenbach entstand ein einzigarti­ges Werk, die vertonte Landschaft.

Auch im nächsten Jahr hat ein junger Künstler wieder die Chance, ein Atelier-Stipendium zu erhalten, sagte André Heygster. Er teilte mit, dass der Geburtstag der Kunsthalle am 29. und 30. September gebührend gefeiert werden soll.

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FOTO: CÄCILIA KRÖNERT Freuen sich über das erste Stipendium (v.l.): Isabel Meyer, Gastkünstl­erin Saskia Berschinsk­i, André Heygster, Claudia Schlürmann und Robert Steward.

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