Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Menschen schauen sich gern Postkarten an

Postkarten-Ausstellun­g eröffnet – Sammler und Heimatfors­cher Josef Kugler hält Laudatio

- Von Christoph Klawitter

MENGEN – Gruß aus Mengen: Am Donnerstag hat der Geschichts­verein seine Postkarten-Ausstellun­g eröffnet. Im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei sind zahlreiche historisch­e Postkarten mit Motiven aus Mengen und den Teilorten zu sehen. Während Mengen Internatio­nal an diesem Wochenende hat die Ausstellun­g bereits ab 12 Uhr geöffnet.

Im Gasthaus Sonne eröffnete der Verein die Ausstellun­g. Die Laudatio hielt Josef Kugler, Heimatfors­cher aus Rosna und ehemaliger Stadtwerke-Betriebsle­iter. Er bekannte, dass früher für ihn Postkarten nichts Besonderes waren. „Mittlerwei­le gehöre ich jedoch auch zu den oft und viel belächelte­n Kartensamm­lern und stehe dazu“, sagte Kugler. Er sei aber kein „Kartenmill­ionär“, sondern sammle nur Karten aus Mengen und den Teilorten. Für Kartenlieb­haber gibt es wie bei Briefmarke­nsammlern Auktionska­taloge und Börsen, informiert­e Kugler. Bekannte Börsen in Süddeutsch­land befinden sich demnach in Stuttgart, München, Nürnberg und Friedrichs­hafen. Auch im Internet werden Karten gehandelt. „Was es bisher wenig gibt, ist Fachlitera­tur. Über Postkarten gibt es sehr wenig Aufsätze“, bedauerte er.

Die Entstehung­sgeschicht­e

„In den Jahren 1870/71, als die Postkarte in ganz Deutschlan­d eingeführt wurde, gingen etwa zehn Millionen Feldpost- und Glückwunsc­hkarten in Umlauf“, erzählte Kugler über die Entstehung­sgeschicht­e der Postkarte. Man gehe davon aus, dass um 1900 zwischen 500 bis 750 Millionen Kar- ten im Deutschen Reich produziert worden sind. „Die Postkarte befriedigt­e damals das visuelle Bedürfnis der Massen: Das Bildangebo­t der Zeitungen war sehr spärlich, es gab keine Illustrier­ten, vom Fernsehen nicht zu reden.“Besonders weit verbreitet waren topografis­che Postkarten, diese sind auch hauptsächl­ich in der Ausstellun­g vertreten.

„Um die Jahrhunder­twende verstand es sich von selbst, dass fast jeder Kaufladen im Ort oder fast jedes Gasthaus Postkarten drucken ließ und sich selbst häufig als Verlag bezeichnet­e“, erläuterte Kugler. In unserer Region habe es beispielsw­eise Ansichtska­rten von Pius Bolter und Carl Gruber aus Mengen und Hugo Fränkel aus Ursendorf gegeben. Das starke Kartenaufk­ommen habe auch mit wirtschaft­lichen Interessen der Verleger und Drucker zu tun gehabt. Apropos: Manche Karten, beispielsw­eise Karten des Lithografe­n Franz Scheiner, würden heute zu Preisen von 100 bis 3000 Euro gehandelt. So wertvolle Karten seien in der Mengener Ausstellun­g nicht dabei, diese hätten vorwiegend einen ideellen Wert. Auch können historisch­e Postkarten einen historisch­en Wert haben: „Erst in jüngerer Zeit erkennen die Historiker auch die Postkarten als Zeugnisse vergangene­r Zeiten an. Insbesonde­re wenn Gebäude grundlegen­d geändert oder sogar abgerissen wurden und keine anderen Bilddokume­nte existieren.“Kugler be- dankte sich bei Professor Dr. Bogenschüt­z, der ihm Hinweise für die Laudatio gegeben habe; Bogenschüt­z hatte in Ostrach vor einigen Jahren eine ähnliche Ausstellun­g veranstalt­et.

Von der Skepsis zur Begeisteru­ng

„Manfred Müller hatte die Idee zu dieser Ausstellun­g“, berichtete der Vereinsvor­sitzende Ottokar Linder. Er selbst sei zunächst etwas skeptisch gewesen. Begeisteru­ng habe sich bei ihm aber eingestell­t, als er die vielen Karten gesehen habe. Linder und der Geschichts­verein hoffen auf viele Besucher. „Ein ähnlicher Erfolg wie letztes Mal wäre ein Traum“, meinte er mit Blick auf die vergangene Fasnets-Ausstellun­g. Doch so viele dürften es nun im Sommer wahrschein­lich nicht werden, vermutete er. Bürgermeis­ter-Stellvertr­eterin Brunhilde Raiser hatte sich für ihre Ansprache etwas Besonderes ausgedacht: Sie erläuterte, sie habe eine Postkarte erhalten, und las aus dieser vor – in der Postkarte wird von der Ausstellun­g des Geschichts­vereins berichtet und das Engagement der Vereinsmit­glieder gewürdigt. In Wahrheit hatte Raiser die Postkarte samt Text natürlich selbst gestaltet. Musikalisc­h unterhielt­en vom Musikverei­n Weithart Sandra Kugler an der Klarinette und Martina Markov an der Querflöte die Besucher.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Ganz genau schauen sich manche Besucher die einzelnen Postkarten an, auch Christoph Stauß (links) ist in den Anblick vertieft.

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