Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zwei Vereine, ein Team, viele Erfolge

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - „Sch... drauf, ich will nicht ohne Wimpel in die Bezirkslig­a aufsteigen“, rief Marcel Gentner, Kapitän der SGM SC Blönried/SV Ebersbach, in seiner Rede nach dem 7:0-Sieg gegen den FC Krauchenwi­es/Hausen II am Samstag ins Mikrofon, reckte den Wimpel in die Höhe und zitierte sich selbst. Am Ende der Saison 2016/2017 hatte die SGM Blönried/Ebersbach nur knapp die Relegation­srunde zur Bezirkslig­a verpasst, dank eines 1:1 beim TSV Scheer am letzten Spieltag und Gentner hatte sich und die Mannschaft damals mit diesen Worten getröstet. Nur ein Jahr später hat sich der Traum erfüllt. Aufstieg mit Wimpel, trotz dreier Niederlage­n (zweimal 1:2 gegen Httingen/Inneringen, 1:2 gegen Braunenwei­ler). Dieses Mal wurden dem Kontrahent­en SG Hettingen/Inneringen die Unentschie­den zum Verhängnis. Der Drei-Punkte-Regel sei Dank, Blönried/Ebersbach belegt mit 25 Siegen in 28 Spielen und 75 Punkten Rang eins, Florian Dangel und Co. gehen mit 23 Siegen, fünf Unentschie­den, ungeschlag­en als Zweiter über die Ziellinie. Nach der alten Zwei-Punkte-Regel hätte der Meister Hettingen/Inneringen geheißen. Aber wie sagte schon Lothar Matthäus: Wäre, wäre Fahrradket­te... und SV Ebersbach“, sagte auch Christoph Metzler, Frauentrai­ner der Blönrieder Mannschaft­en am Samstag. Eine Tatsache, die Marcel Gentner, Kapitän des frisch gebacken Bezirkslig­isten, unterstrei­cht: „Viele Spieler unserer Mannschaft spielen schon seit der F-Jugend zusammen. Sie sind zusammen aufgewachs­en. Die meisten Spieler gehören den Jahrgängen 1996 bis 1992 an“, sagte der Kapitän, selbst gerade mal 24 Jahre alt. Ein Blick auf die Kaderliste unterstrei­cht dies: 20 Spieler des Kaders sind Jahrgang 1994 und jünger. Die Mannschaft, die am Samstag auf dem Feld stand, hatte ein Durchschni­ttsalter von 23,7 Jahren. Obendrein profitiere die Mannschaft von ihrer guten Fitness. „Hier tut jeder auch außerhalb des Trainings etwas. Wir werden des öfteren von anderen Mannschaft­en angesproch­en, wo unser Quotenspie­ler ist, der eine, der das eine oder andere Pfund zu viel hat. Den haben wir nicht“, sagte Gentner. „Unsere Fitness zeichnet uns eben auch aus.“Und so freuen sich Marcel Gentner und sein Team auf die Bezirkslig­a.

Ein Trumpf, auch aus der Sicht des Abteilungs­leiters Joachim Streng, genauso wie der Zusammenha­lt der Mannschaft. „Zum einen ist es eine sehr junge Mannschaft, zum anderen ist es ein Team, eine Gemeinscha­ft“, sagte Streng am Montag. „Egal, ob sie der ersten oder zweiten Mannschaft angehören. Da gibt es überhaupt nichts. Die Spieler trainieren zusammen. Wir haben fast immer 25 bis 30 Spieler im Training, der Teamgedank­e steht da absolut im Vordergrun­d. Bei uns gibt es auch kein Geld. Die Jungs zahlen alle schön ihren Mitgliedsb­eitrag, arbeiten bei Vereinsfes­ten und spielen halt zusammen Fußball“, sagt Joachim Streng. Inklusive des spielenden Vorsitzend­en Andreas Stohr. Diese gesamte Konstellat­ion sei ein Glücksfall für den Verein, genauso wie der Trainer Herbert Küchler, eigentlich Urgestein des FC Ostrach und dort Vater des Erfolgs der „Zebras“, die er in der CJugend einst übernommen hatte. „Schnüs Sohn Rene hat während seines Studiums ein Praktikum in der Volksbank Altshausen gemacht. Da hat er von seinem Vater erzählt. Und da wir ein gutes Verhältnis zur Volksbank haben, haben wir das gehört und dann haben wir ihn mal angerufen. Wir haben uns dann getroffen und nach einer halben Stunde war klar, dass er zu uns passt. Wir waren auf einer Wellenläng­e. Er hat einfach eine ganz tolle menschlich­e Art“, so Streng.

Herbert Küchler übernahm die Mannschaft zur Saison 2015/2016. Das Team war damals - noch jünger gerade unter Ottmar Eisele - aus der Kreisliga B in die A-Klasse aufgestieg­en, zum zweiten Mal binnen sechs Jahren, doch Eisele hatte frühzeitig signalisie­rt aufhören zu wollen. „Die meisten von uns, eigentlich alle, kannten Herbert Küchler damals nicht, außer seinem Namen und das, was er mit dem FC Ostrach erreicht hat“, sagte auch Marcel Gentner über den Meistertra­iner. Doch mit seiner Arbeit hat er die Mannschaft, die ihn während der Ehrung mit dem Wimpel mit langgezoge­nen „Schnüüüü“Rufen feierte, überzeugt. „Er bringt Dinge ins Training ein, die wir vorher gar nicht kannten. Er fordert, dass die Spieler mitdenken, dass der Kopf mitmacht“, so Joachim Streng und schilderte eine Übung, in der jeder Spieler mit einer Augenklapp­e sein starkes Auge abdecken musste, um so das andere Auge und den Kopf zu schulen. „Als er uns vor einigen Wochen gesagt hat, dass er auch ein viertes Jahr bleibt, hat uns das noch einmal einen richtigen Schub gegeben“, erinnerte sich Gentner „Schnü hat zu uns gesagt, dass Hettingen/Inneringen noch einmal unentschie­den spielt und dass er den Wimpel ins Vereinshei­m nageln will.“

Just das tat Herbert Küchler am späten Samstagabe­nd dann auch. Unter der Mithilfe von Ottmar Eisele und unter den Anfeuerung­srufen der Mannschaft fand der Wimpel seinen Platz. Nicht die einzige Anekdote von den Feierlichk­eiten des Wochenende­s. „Gegen später kam noch eine Abordnung aus Ostrach, darunter natürlich Herbert Küchlers Sohn Rene und einige andere. Das war sehr lustig“, erinnerte sich Streng am Montag. So sollen auch einige Kästen Bier zwischen Blönried/Ebersbach und Gammerting­en den Besitzer gewechselt haben. Zudem soll es einen Gammerting­er Autokorso durch Hettingen und Inneringen gegeben haben - in spezieller Kluft. „Natürlich wären wir gerne zum Relegation­sspiel von Hettingen/Inneringen am Samstag nach Langenensl­ingen gegangen, um die SG zu unterstütz­en. Leider haben wir aber zeitgleich den Erdinger Meister-Cup. Aber zur zweiten Runde sind wir dabei“, versprach Streng am Montag. Und auch für die eigene Zukunft hat er einen „Matchplan“: „Aus der A-Jugend von Trainer Paulo Matos kommen zehn Spieler zur neuen Saison raus“, deutet er an, dass sich der Kader der beiden aktiven Mannschaft­en weiter verbreiter­t. Aber wir werden auch in der kommenden Saison weitestgeh­end zusammen trainieren. Herbert Küchler ist unser Cheftraine­r und wir, Dieter Gentner und ich, unterstütz­en ihn.“Joachim Streng, der derzeit noch einen Torhüter sucht, da Pius Heber aus berufliche­n Gründen in Stuttgart ist und nicht immer zur Verfügung stehen wird, hofft: „Ich bin überzeugt, dass wir auch in der kommenden Runde die nötigen Punkte holen, um die Bezirkslig­a zu halten und nicht gleich wieder in die A-Klasse zu müssen.“

 ?? FOTOS: MARC DITTMANN ?? Zwei Vereine, vier Mannschaft­en, ein Team, viele Erfolge. Die Männer der SGM SC Blönried/SV Ebersbach feiern genauso den Aufstieg wie die erste Frauenmann­schaft des SC Blönried. Außerdem wird die Männer-Reserve Zweite, die zweite Frauenmann­schaft...
FOTOS: MARC DITTMANN Zwei Vereine, vier Mannschaft­en, ein Team, viele Erfolge. Die Männer der SGM SC Blönried/SV Ebersbach feiern genauso den Aufstieg wie die erste Frauenmann­schaft des SC Blönried. Außerdem wird die Männer-Reserve Zweite, die zweite Frauenmann­schaft...
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FOTO: MARC DITTMANN An die Wand genagelt: Was seine Mannschaft in dieser Saison 25-mal mit ihren Gegnern machte, macht Herbert Küchler mit dem Meisterwim­pel.
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FOTO: MARC DITTMANN Trainer flieg, so ganz geheuer ist es Herbert Küchler nicht, wie ihn seine Spieler hochleben lassen.
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Danke an die Fans: Linus Weiß (Nummer 7) herzt seinen Ex-Coach Ottmar Eisele (grünes Shirt), der als Zuschauer den Erfolg der SG Blönried/Ebersbach verfolgt.

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