Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Generalkon­sul bringt den Nordosten Chinas näher

Vortrag von Peter Kreutzberg­er zeigt neue Sicht auf die eher unpopuläre Region des Reichs der Mitte

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Die WFS-Wirtschaft­sförderung Sigmaringe­n hat in ihre Räume der ehemaligen Kaserne eingeladen, um den Teilnehmer­n China und seine Möglichkei­ten für Deutschlan­d näher zu bringen. Der Generalkon­sul Peter Kreutzberg­er und der Geschäftsf­ührer der Sigmaringe­r Firma Schaefer berichtete­n von ihren Erfahrunge­n. Im Anschluss konnten 20 interessie­rte Teilnehmer zu dem komplexen Thema „China, ein Markt voller Potential“Fragen stellen.

„China scheint weit weg und ist doch in der globalisie­rten Welt in vielem näher als gedacht“, mit diesen Worten begrüßte der Geschäftsf­ührer der WFS-Wirtschaft­sförderung, Alejandro Palacios-Tovar, die Vortragend­en sowie Zuhörer und sagte, dass er selbst in Shanghai ein Jahr lang die Sprache und Kultur Chinas studiert habe.

Vermittelt hatte den Vortrag die deutsch-chinesisch­e Gesellscha­ft Bodensee und deren Vorsitzend­e Haibo Xuan, die vor vielen Jahren nach Deutschlan­d gekommen war, um an der Universitä­t Hohenheim über Obstbau zu promoviere­n. Viele deutsche Firmen suchen in China neue Möglichkei­ten, entweder als Startup-Unternehme­n oder mit Gründungen von Tochterfir­men. Wirtschaft­lich gesehen, befindet sich China zurzeit selbst im Wandel. Stand bisher die Produktion für westliche Firmen im Vordergrun­d, wird es mit seinen vielen Einwohnern zu einem interessan­ten Absatzmark­t. Beide Länder sind politisch und wirtschaft­lich weiterhin bestrebt, sich enger zu vernetzen.

Peter Kreutzberg­er promoviert­e in Shanghai über den deutschen Mittelstan­d in China, ist seit 2015 Generalkon­sul der Bundesrepu­blik Deutschlan­d in Shenyang und jetzt noch genau drei Wochen im Amt. Shenyang ist die Hauptstadt einer der drei Provinzen im Nordosten Chinas. Dieses Gebiet liege ihm besonders am Herzen: „Der Nordosten ist negativ belegt, er gilt als kalt, dreckig und uninteress­ant, aber das ist nicht das gesamte Bild. Ich fühle mich dort oben pudelwohl.“Falsche Bilder im Kopf hätten sich festgesetz­t: „Kanzlerin Merkel besuchte erst 2016 Shenyang, nachdem sie Bilder von der modernen Stadt gesehen hatte.“In einem dieser neuen Hochhäuser liegt das Konsulat im 21. Stockwerk. Er wolle nicht nur die wirtschaft­lichen, sondern auch die historisch­en und sozialen Hintergrün­de den Zuhörern näher bringen, so Kreutzberg­er: „Das bei uns auch als Mandschure­i bekannte Gebiet Chinas ist mehr als doppelt so groß wie Deutschlan­d, hat eine geringere Bevölkerun­gsdichte und im Vergleich zu ganz China auch eine geringere Wirtschaft­skraft.“Dennoch stecke jede Menge Potential in der Region, in der Russen und Japaner ihre kulturelle­n Spuren hinterlass­en hätten.

Auch die technische­n Universitä­ten genießen einen guten Ruf. Deutsche Qualität und chinesisch­e Geschwindi­gkeit („German Quality plus Chinese Speed“) seien für die chinesisch­e Regierung zwei Flügel, die gemeinsam zum Höhenflug genutzt werden könnten. Kulturelle­s, wie die Eigenart, dass Dienstleis­tungen nicht bezahlt werden, sowie das Fehlen einer Privatwirt­schaft, seien Herausford­erungen. China öffne sich jedoch auch, so werde das duale Ausbildung­ssystem teilweise übernommen. Im Nordosten würden hochwertig­e, biologisch produziert­e Agrarprodu­kte hergestell­t. „Die ganze politische Entwicklun­g ist allerdings mit einer gewissen Irritation verbunden“, so Kreutzberg­er. Er beendete seine Ausführung­en mit einer Art Liebeserkl­ärung für den Nordosten Chinas und einer Einladung, diesen zu bereisen.

Geschäftsf­ührer Michael Gubisch berichtete von den Erfahrunge­n mit Höhen und Tiefen der Firma Schaefer aus Sigmaringe­n und zeigte die Skyline von Shanghai: „In China verändert sich permanent alles.“Der Markt für Aufzugstec­hnik werde global betrieben. Man komme also an China nicht vorbei. Auf der Suche nach Verkaufsge­bieten und Fertigungs­stätten gab es 2003 erste Kontakte, 2004 scheiterte eine Zusammenar­beit mit einem dortigen Betrieb, aber 2005 sei die Firma mit einer Eigengründ­ung erfolgreic­h gewesen.

Die Gehälter für studierte Fachkräfte seien ungefähr gleich hoch wie hier, der normale Arbeiter verdiene rund ein Zehntel dessen. Die handarbeit­sintensive­n Zulieferun­gsprodukte würden in China hergestell­t: „Seit 2010 ist die Verbindung eine Erfolgsges­chichte für uns.“

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FOTO: LOGES Generalkon­sul Peter Kreutzberg­er berichtet von Land und Leuten im Nordosten Chinas.

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