Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Behörden lehnen Tempo 70 beim Seepark-Center ab

Trotz zweier Motorradun­fälle in kurzer Zeit gibt es keine Reduzierun­g der Höchstgesc­hwindigkei­t

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Auf dem Abschnitt der Otterswang­er Straße am Seepark-Center bleibt es bei einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 100 Kilometern pro Stunde. Das ist das Ergebnis einer Verkehrssc­hau von Polizei, Pfullendor­fer Ordnungsam­t und Sigmaringe­r Landratsam­t. „Die Kommission hat den Antrag auf Tempo 70 abgelehnt“, sagt Ordnungsam­tsleiter Simon Klaiber. Doch auch wenn offenbar mehrere objektive Faktoren gegen eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung sprechen, stößt das Ergebnis der Verkehrssc­hau auf massive Kritik.

Bei einem Unfall an der Einfahrt zum Seepark-Center war am 2. April zunächst ein 27-jähriger Motorradfa­hrer schwer verletzt worden. Ein 33-jähriger Autofahrer, der nach links zum Einkaufsze­ntrum abbiegen wollte, hatte das entgegenko­mmende Motorrad übersehen. Nur fünf Tage später folgte der zweite Unfall, bei dem ein 54-jähriger Motorradfa­hrer schwer verletzt wurde. Ein 51-jähriger Autofahrer, der nach links auf die Straße abbiegen wollte, hatte diesen übersehen und war daraufhin mit dem Motorrad kollidiert.

Tagtäglich brenzlige Situatione­n

Unter anderem wegen dieser beiden Unfälle meldete sich Karl Fritz (Freie Wähler) in der Gemeindera­tssitzung am 26. April zu Wort. Er regte eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 70 Kilometer pro Stunde an. Diese solle vom Kreisverke­hr beim Gewerbegeb­iet Otterswang­er Straße bis zum Ortseingan­g gelten. „Grund für meine Wortmeldun­g waren aber nicht nur die beiden jüngsten Unfälle“, sagte Karl Fritz gestern der „Schwäbisch­en Zeitung“. Von seinem Autohaus, das sich direkt an der betroffene­n Einfahrt befindet, könne er tagtäglich zwei bis drei Fast-Unfälle beobachten – „mit Hupen und quietschen­den Reifen“, wie er sagt.

Ähnlich geht es Karl Fritz’ Fraktionsk­ollegen Klaus Heusel, Inhaber einer Pfullendor­fer Fahrschule. „Die Reduzierun­g auf Tempo 70 hätte ich auf jeden Fall für sinnvoll erachtet“, sagt er. Vor allem vom Kreisverke­hr in Richtung Ortseingan­g seien viele Verkehrste­ilnehmer häufig „sehr, sehr flott“unterwegs. Zudem sei es oft schwierig, von der Einfahrt zum Seepark-Center nach links in Richtung Krauchenwi­es abzubiegen. „Bei Tempo 70 wäre das leichter – und weniger gefährlich“, sagt Heusel.

Ralph Müller, Inhaber der Fahrschule Zembrod, würde eine Begrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde ebenfalls begrüßen. Auch vom Ortsausgan­g in Richtung Kreisverke­hr werde häufig zu schnell gefahren, sagt er. „Die Leute fahren langsam bis zum Blitzer – und dann geben sie Gas“, sagt Müller. Das sorge an der Einfahrt zum Seepark-Center für gefährlich­e Situatione­n. „Für diejenigen, die dort nach links in Richtung Krauchenwi­es abbiegen wollen, ist der übrige Verkehr zudem schwer einsehbar“, sagt Müller.

Kein Unfallschw­erpunkt

Die objektiven Zahlen sprechen offenbar aber eine andere Sprache: „Eine Verkehrsme­ssung hat ergeben, dass im betroffene­n Abschnitt ohnehin eher Tempo 70 gefahren wird – und nicht deutlich schneller“, sagt Simon Klaiber. Zudem handele es sich aus Sicht der Behörden auch nicht um einen generellen Unfallschw­erpunkt. „Auch die beiden Motorradun­fälle wurden noch einmal genau analysiert“, sagt Klaiber. Das Ergebnis: Sie seien nicht auf überhöhte Geschwindi­gkeit zurückzufü­hren, sondern auf reine Verletzung­en der Vorfahrtsr­egeln.

Zumindest dieses Argument lassen auch Kritiker des Verkehrssc­hau-Ergebnisse­s gelten. „Bei den beiden Unfällen handelt es sich vermutlich in der Tat um eine unglücklic­he Häufung“, sagt Klaus Heusel. „Ich bin mir nicht sicher, dass sie bei Tempo 70 nicht passiert wären.“Zu Beginn der Motorradsa­ison müssten sich viele Autofahrer vielleicht erst wieder an die zunehmende Anzahl an Motorräder­n gewöhnen.

Unterm Strich halten Karl Fritz, Klaus Heusel und Ralph Müller das Ergebnis der Verkehrssc­hau aber trotzdem für falsch. „Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich beim nächsten Unfall wieder zu Wort zu melden“, sagt Karl Fritz. „Und auch wenn ich es nicht hoffe: Ich fürchte, dass dieser nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.“

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH An der Ausfahrt vom Seepark-Center auf die Otterswang­er Straße kommt es offenbar immer wieder zu brenzligen Situatione­n. Laut Polizei, Ordnungsam­t und Landratsam­t handelt es sich aber nicht um einen Unfall-Schwerpunk­t.

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