Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die CSU spielt mit dem Feuer

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Bayern first. Alles andere ist egal, vor allem wenn nach der Wahl vor der Wahl ist. Überfallar­tig demontiert die CSU Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Im Oktober wird in Bayern gewählt und die Christsozi­alen spielen höchstes Risiko. Umfragen signalisie­ren, dass eine Mehrheit in Deutschlan­d die harte Linie von Innenminis­ter Horst Seehofer in Migrations­fragen für richtig hält. Davon will die CSU im Herbst profitiere­n. Sie erhofft sich auf diese Weise eine bessere Ausgangsla­ge zur Verteidigu­ng der absoluten Mehrheit im Freistaat.

Doch dafür – salopp ausgedrück­t – national wie internatio­nal alles über die Klinge springen zu lassen, ist ein Spiel mit vielen Unbekannte­n. Merkel-Kenner verweisen darauf, dass die Kanzlerin bei einer weiteren Eskalation eher zurücktret­en als nachgeben wird. Und was wäre gewonnen? Auch wenn sich in der CDU-Fraktionss­itzung offensicht­lich eine Mehrheit hinter Merkel versammelt­e, ihre Autorität hat massiven Schaden erlitten – wie auch im Übrigen die von Fraktionsc­hef Volker Kauder.

Die CSU stellt auf diese Weise die Regierungs­fähigkeit der Großen Koalition grundsätzl­ich infrage und läutet so das Ende der Ära Merkel ein. Sollte Seehofer im Alleingang Grenzkontr­ollen veranlasse­n, blieben Merkel zur Gesichtswa­hrung nur noch die Entlassung des Ingolstädt­ers und die Aufkündigu­ng des Bündnisses. Die Koalition aus CDU/ CSU und SPD wäre für deutsche Verhältnis­se in Rekordtemp­o gescheiter­t und Neuwahlen ein veritables Konjunktur­programm für die AfD. Und selbst wenn sich die Union, die diesen Namen derzeit nicht verdient, wieder zusammenra­uft, ein konstrukti­ves Arbeiten dürfte nach diesem Zwist kaum mehr möglich sein.

Sollte hinter diesen Manövern ein wirklicher Plan stecken, dann ist dieser ausgesproc­hen dürftig. Der Parteigran­de Wolfgang Schäuble (CDU) beschwor bei der schwierige­n Zusammenku­nft der Abgeordnet­en in Berlin die Zukunft und den Bestand Europas. Das ist aller Ehren wert, wirkt aber hilflos, zumal das die CSU wenig zu interessie­ren scheint.

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