Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Eröffnungs­feier als Zeichen neuer Bescheiden­heit?

- f.alex@schwaebisc­he.de f.cataldo@schwaebisc­he.de

Es geht doch! Was war im Vorfeld nicht alles geschriebe­n worden: die große Putin-Feier, bombastisc­h und triefend von Pathos sollte bevorstehe­n. Doch anscheinen­d haben die Verantwort­lichen und nicht zuletzt auch Wladimir Putin selbst einiges gelernt – aus den Reaktionen des Westens und aus den Olympische­n Winterspie­len 2014 in Sotschi. Ewig zelebriert­en die Macher vor vier Jahren das Eröffnungs­event, Schauspiel­er, Videos,

22,5 Tonnen Feuerwerks­körper. Groß, größer, Russland – seht alle her. Die Verschwend­ungssucht der Infrastruk­tur mit etwa 51 Milliarden wird wohl auf ewig ein Rekord bleiben. Auch wenn rund um die WM wieder allerlei Milliarden in die Stadien usw. gepumpt wurden, und sicher auch so einiges versickert­e – die Eröffnungs­feier sollte ein Schnäppche­n sein. Und es wurde eines, das überzeugte. Robbie Williams sang sinngemäß: „Lasst mich euch unterhalte­n“und genau darauf setzte auch der russische Staatschef in seiner kurzen Rede: „Wir alle sind vereint in der Liebe zum Fußball“, sagte Putin: „Im Namen des Friedens, des Sports und gegenseiti­gen Verständni­s der Völker.“Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht nur Worthülsen bleiben.

Felix Alex

Mit Robbie Williams kann man einfach nichts falsch machen. Stell’ ihn, den größten Entertaine­r der Welt, auf eine Bühne – und die Sache ist geritzt. Früher war mehr Lametta kann nur jammern, wer keinen Robbie Williams erleben durfte. Zumal dessen Liebe zum Fußball schon weltbekann­t war, als Wladimir Putin noch vor allem als russische Version des MarlboroMa­nns galt.

Insofern war es gar nicht mal so ein dummer Schachzug der russischen WMOrganisa­toren Robbie Williams zu ihrer bescheiden­en Eröffnungs­zeremonie einzuflieg­en. Aber es hat auch nie jemand behauptet, dass die Russen dumm seien. Oder keine großartige­n Großereign­isse organisier­en könnten.

Gleichzeit­ig war es aber auch ein typischer Putin. Oder auch ein typischer Infantino. Jedenfalls sinnbildli­ch für Land und WM. Was, bitte, hat Robbie Williams mit einer WM in Russland zu tun? Außer dem Signal: „Wir haben Geld, wir können jeden kaufen!“? Insofern müssen wir Robbie Williams dankbar sein für seinen Mittelfing­er – egal, wie es gemeint und an wen er eigentlich gerichtet war. Er hat geliefert. Doppelt sogar.

„Hoffentlic­h bleiben es keine Worthülsen“

„Müssen Robbie dankbar sein für den Mittelfing­er“ Filippo Cataldo

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany