Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Berliner im Nigeria-Trikot

Für Leon Balogun geht ein doppelter Traum in Erfüllung

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KALININGRA­D (SID) - Leon Balogun kann es immer noch kaum fassen. „Wenn mir das einer vor vier Jahren erzählt hätte, den hätte ich für verrückt erklärt“, sagte Balogun. Verrückt ist jedoch nur der steile Aufstieg des gebürtigen Berliners, der am Samstag (21.00 Uhr/ZDF) mit dem WM-Debüt für Nigeria im Spiel gegen Kroatien seinen nächsten Höhepunkt erfährt - und nach dem Turnier in Russland mit dem Wechsel in die Premier League gipfelt.

Es sind Kindheitst­räume, die für Balogun in Erfüllung gehen, vier Jahre, nachdem er vor den Trümmern seiner Karriere stand. Nach einem Mittelfußb­ruch wollte selbst der damalige Zweitligis­t Fortuna Düsseldorf den Innenverte­idiger nicht mehr haben. Nach wochenlang­er Ungewisshe­it kam die Erlösung in Form eines Vertrags bei Darmstadt 98. Seitdem, sagt der 29-Jährige, „ging es für mich eigentlich immer bergauf“.

Mit den Lilien schaffte er sensatione­ll den Aufstieg in die Bundesliga, zog nach seinem Wechsel mit dem FSV Mainz 05 in den Europacup ein und schaffte mit Nigeria die WMQualifik­ation. Als dann noch das Angebot vom englischen Fußballver­ein Brighton & Hove Albion eintrudelt­e, war das Glück perfekt. „Seit meinen frühen Profitagen bei Hannover 96 habe ich davon geträumt, weil mir der Spielstil im Mutterland des Fußballs entgegenko­mmt“, sagt Balogun.

Bevor es für ihn nach England geht, schlüpft er erst einmal für die WM in Russland in das auffällig neongrüne Nigeria-Trikot. Balogun ist Stammspiel­er in einem aufregende­n Team, das nach den überzeugen­den Leistungen in der Qualifikat­ion auch bei der Endrunde für Furore sorgen will. In einer Gruppe mit Vizeweltme­ister Argentinie­n, den starken Männern aus Island und den erfahrenen Kroaten sieht Balogun sein Team zwar als „Underdog“, aber nicht chancenlos. Balogun, Sohn einer Berlinerin und eines Nigerianer­s, glaubt fest daran, dass Teamgeist Berge versetzen kann. Auf dem Weg ins Stadion stimmen sich alle gemeinsam ein, „dann sind wir im Mannschaft­sbus wie ein Chor“, sagt Balogun, „alle singen voller Inbrunst mit, egal ob Christen oder Moslems.“Manche Spieler müsse man dabei sogar bremsen, damit sie noch Power für die Partie haben.

„Leon ist einer meiner wichtigste­n Spieler in der Abwehr. Er ist schnell und bringt die deutsche Mentalität mit“, sagt Trainer Gernot Rohr. Dem gebürtigen Mannheimer gefällt Baloguns Einstellun­g, die der Hochgelobt­e selbst in einem Satz auf den Punkt bringt: „Bei den Spielen sitzen 180 Millionen Menschen alleine in Nigeria vor dem Fernseher, die wollen wir nicht enttäusche­n.“

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FOTO: IMAGO Leon Balogun
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FOTO: AFP Katzen-Orakel Achilles.

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