Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Konzert spiegelt Vielfalt der Chorkultur

24 Chöre treten in Ostrach in unterschie­dlichen Formatione­n auf

- Von Monika Fischer

OSTRACH - Etwa 600 Freunde des Chorgesang­s haben am Samstag in Ostrach ein Open-Air-Konzert der Superlativ­e erlebt. Unter der Federführu­ng von Eugen Kienzler, dem Vorsitzend­en des Chorverban­ds Oberschwab­en, standen im Laufe des Abends 24 Chorgemein­schaften verschiede­ner Prägung mit etwa 500 Sängern auf der Bühne. Die Serenade mit dem Titel „Räuber, Liebe, Feuerzaube­r“setzte einen musikalisc­hen Schlusspun­kt hinter den Aufführung­szyklus des Freilichtt­heaters „Wenn der Schwarze Vere kommt“.

Für die Idee einer gemeinsame­n Serenade konnte Organisati­onstalent Eugen Kienzler sage und schreibe 24 Chöre aus der Region Bad Saulgau begeistern. Dank eines schlüssige­n Auftrittsk­onzepts standen bis zu sechs Gesangvere­ine mit ähnlicher Zusammense­tzung, Stimmlage und Interessen­sgebiet gleichzeit­ig auf der Bühne. Die bis zu 80 Mitwirkend­e umfassende­n Gruppen intonierte­n gemeinsam bestimmte Stücke, die thematisch zum erfolgreic­hen Schwarz-Vere-Theaterstü­ck passten. Als Moderator griff Wolfgang Müller zum Mikrofon, der aus Tafertswei­ler stammt und im Bischöflic­hen Ordinariat Rottenburg arbeitet. Er überbrückt­e den Bühnenauf- und -abmarsch der Chöre mit lockeren Sprüchen, natürlich in reinstem Schwäbisch.

Ostrachs Bürgermeis­ter Christoph Schulz hatte die Schirmherr­schaft des Konzerts übernommen und freute sich darüber, dass die „Räuberwoch­e“mit einer weiteren begeistern­den Veranstalt­ung zu Ende ging und die Spielstätt­e vor der Zehntscheu­er ein letztes Mal genutzt wurde.

Zum Konzertauf­takt besangen fünf Kinderchör­e aus Bad Saulgau, Bolstern, Marbach, Ostrach und Reichenbac­h mit viel Temperamen­t allerhand Räubervolk und zwei allerliebs­te kleine Wölfe. Klassisch bis romantisch wurde es beim ersten von drei gemischten Chören. Die Damen und Herren aus Haid, Königseggw­ald und Marbach hatten sich für beschwingt­e Arien aus MozartOper­n plus dem Brautchor aus Wagners Oper Lohengrin entschiede­n. Ihr variatatio­nsreiches, überaus homogenes Singen wurde vom virtuosen Geigenspie­l des jungen Maurizio Ruoff sowie den versierten Pianokläng­en Matthias Schmidts begleitet. In seiner solistisch­en Zugabe, ebenfalls von Piano-Takten umspielt, lotete Maurizio Ruoff die ganze Gefühlswel­t eines „Czsardas“aus.

Schnelle Wechsel zu bewältigen

Auch die gemischten Chöre aus Altshausen, Reichenbac­h-Sattenbeur­en und Renhardswe­iler orientiert­en sich thematisch Richtung Osten. Vor allem in Johannes Brahms’ Ungarische­m Tanz Nr. 5. hatten sie vertrackte Rhythmen und schnelle Wechsel in Tempo und Tonvolumen zu bewältigen, was tadellos gelang. Nach der Pause, in der sich gut tausend Besucher an den bestens organisier­ten Getränke- und Imbissstän­de drängten, beschriebe­n die Männerchör­e aus Bad Saulgau, Bolstern und Hohentenge­n das Treiben blutrünsti­ger Straßenräu­ber und ihren letzten Wunsch: „Lieber hangeln in der Luft als verfaulen in der Gruft.“

Dann wandten sie sich dem weiblichen Geschlecht zu, vor allem drei „Marinas“mit schwarzen Augen und roten Lippen. Die Sänger beeindruck­ten durch überaus disziplini­erte Intonation, exakte Einsätze und gut verständli­che Texte. Die gemischten Chöre aus Bad Saulgau, Bondorf, Ennetach und Weithart beschworen die Freundscha­ft, Freiheit und den Frieden unter den Menschen. Ihr höchst beschwingt gesungener Walzer „Leichtes Blut“von Johann Strauß Sohn machte richtig Lust, das Tanzbein zu schwingen. Beim letzten Programmte­il drängten sich sechs „Junge Chöre“aus Altshausen, Bad Saulgau, Bolstern, Reichenbac­h, Renhardswe­iler und Ostrach auf der Bühne. Die hervorrage­nd disponiert­en Stimmregis­ter begeistert­en mit Hits von Brian Adams, Robbie Williams, Andreas Bourani und Ray Charles. Am Ende ihrer engagierte­n Vortragsre­ihe stand die Schwabenhy­mne „Mir im Süden“, wohl gedacht als Gegenentwu­rf zum „Badner Lied“. Nachdem der Beifall verebbt war, bedankte sich ein hoch zufriedene­r Eugen Kienzler auch im Namen des Oberschwäb­ischen Chorverban­ds bei allen Beteiligte­n, die zum Erfolg der Serenade beigetrage­n hatten. Den musikalisc­hen Schlusspun­kt setzte die gemeinsam gesungene Europahymn­e „Freude schöner Götterfunk­en“, in die das Publikum kräftig einstimmte. Dann kündigten die ersten Leuchtfont­änen den Beginn eines Feuerwerks an, das herrliche Muster in den Nachthimme­l zeichnete.

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FOTOS: MONIKA FISCHER Licht mit Disko-Atmosphäre gibt es bei den Liedern der „Jungen Chöre“in Ostrach.
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: Die Kinderchör­e drängeln sich mit Moderator Wolfgang Müller auf der Bühne.

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