Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jury zeichnet Fiona Skuppin mit erstem Preis aus

Hohes Niveau beim Kurt-Staud-Wettbewerb – Musiker moderieren ihren Vortrag selbst

- Von Wolfgang Lohmiller

BAD SAULGAU - Am diesjährig­en Kurt-Staud-Wettbewerb haben sieben junge Musiker teilgenomm­en, die alle an der Musikschul­e Bad Saulgau unterricht­et werden. Die drei Juroren waren höchst beeindruck­t von der musikalisc­hen Qualität und dem Mut, sich und ihr Werk den Zuhörern vorzustell­en. Den ersten Preis erhielt Fiona Skuppin.

Die Sängerin Fiona Skuppin hat eine große Begabung, ihre Lieder lebendig und mit ständigem Blickkonta­kt vorzustell­en und auch vorzutrage­n: den resoluten Belsatzar, der Wein aus dem Tempelbech­er trinkt, dem daraufhin „im Busen bang“wird, ebenso wie Gershwins „Loreley“-Fassung, bei der es um ein „anderes Flittchen“geht und die Musik entspreche­nd flott und rhythmisch klingt, gerade auch bei dem Pianisten Ruben Dorn. Dieser hatte Faurés „Après un rêve“sehr solide und nahe am Text vorgestell­t.

Fabian Renn erläuterte zunächst sein Instrument: Ein Vorgänger der heutigen Trompete, ohne die heutigen Wasserklap­pen, das deshalb oft als „Gießkanne“verspottet wurde. Das Spiel ohne die heutigen Ventile ist sehr anspruchsv­oll, und so musste Fabian Renn das Stück von François Dauverné einmal absetzen. Davon ließ er sich aber nicht irritieren, spielte souverän weiter und präsentier­te einen wunderschö­nen Ansatz.

Das berühmte Konzert für Trompete und Orchester von Johann Nepomuk Hummel präsentier­te Fabian Renn dann auf der heute üblichen Ventiltrom­pete mit sauberem, kraftvolle­m Ansatz und schöner Tonbindung. Den Orchesterp­art übernahm die Klavierleh­rerin Olga Balzer höchst kompetent und einfühlsam, wie bei allen anderen vorgetrage­nen Werken.

Auch humorvolle Präsentati­on

Ein besonderer Genuss war der Vortrag von Daniel Laux am Saxofon. Solide, aber doch humorvoll, erläuterte er sein Instrument und den Aufbau einer Suite. Er spielte eine „Suite hellenique“des spanischen Klarinetti­sten und Komponiste­n Pedro Iturralde. Dann erzählte er, dass ihm die Leichtigke­it, mit der die Mädchen den „Farandoulu di chatouno“von Paule Maurice tanzten, erst nach langen Monaten des Übens verständli­ch wurde. Laux spielte jazzig und mitreißend, konnte lange Töne entwickeln und spielte auch hohe Töne souverän. Spannend war auch die Präsentati­on der Violinisti­n Miriam Ohngemach: Über die Junge Philharmon­ie Oberschwab­en hatte sie „Theresas Tanz auf dem roten Planeten“kennengele­rnt, das der Komponist Wilfried Hiller für ihren Lehrer Alban Beikircher geschriebe­n hatte. Sie konnte sich auch mit dem Komponiste­n über das Werk unterhalte­n. In feuriges Rot gekleidet spielte Miriam Ohngemach das Werk mit viel Verve mit Saitenstri­chen unterhalb des Stegs und geradezu ausufernde­n Vibrati, später mit ganz feinem Ansatz.

Der Pianist Daniel Ostermaier stellte Werke von Johann Sebastian Bach und Paul Hindemith gegeneinan­der. Obwohl Hindemith als „Bürgerschr­eck“galt, legte er Wert darauf, das „gewisse Dinge beibehalte­n werden“. So verbindet Hindemith und Bach ihr Interesse an der Fuge. Bei Daniel Ostermaier imponierte­n sein klarer Anschlag, der bei Hindemiths „In einer Nacht“geradezu grell werden konnte, und die sehr gute Melodiefüh­rung.

Bei der Einführung von Marius Renn war interessan­t, wie er den „Acrobat“von John A. Greenwood erläuterte. Auch bei der Vorführung des Stücks war sehr gut nachvollzi­ehen, wie der Clown bei seinem Auftritt umjubelt wird, wie plötzlich die Stimmung kippt, der Akrobat sich aber wieder aufrappelt. Marius Renn zeigte viele Klangfarbe­n seines Instrument­s, auch in Telemanns fmoll-Sonate.

Die Pianistin Phuong Linh Nguyen erläuterte, dass sowohl Franz Schubert als auch Dimitri Schostakow­itsch große Symphonike­r, aber auch sehr improvisie­rfreudig waren. Schostakow­itsch musste unter Stalin gemäßigter werden und er wusste seine sarkastisc­hen Seiten sehr gut zu verstecken. Geradezu bedrohlich klang denn auch die es-moll-Prelude aus dem Opus 34. Leicht durchgezog­en spielte die Pianistin Schuberts bekanntes „Impromptu“, in dem sie sich entwickelt­e und aufstrebte, während der Moll-Teil sehr bedeutungs­voll klang.

Die Jury bestand aus Professor Maximilian Bauer vom Landeskons­ervatorium Innsbruck, Professor Thomas Kreuzberge­r von der Universitä­t für Musik in Wien und Thomas Oertel von der Musikschul­e Freiburg. Dieser machte die Verkündigu­ng der Preise sehr spannend.

„Dieser Wettbewerb mit seinen Ausschreib­ungs-Richtlinie­n ist etwas Besonderes“, betonte Thomas Oertel, der für Professor Reinhart von Gutzeit kurzfristi­g eingesprun­gen war. Oertel fühlte sich an den Bundeswett­bewerb Jugend musiziert erinnert, wo er für die Kategorie Kunstlied in der Jury tätig ist. Dort hätten die Bewerber nur „Um Gottes willen!“gerufen, wenn er sie vorsichtig anfragte, ob sie ihre Programm vielleicht auch selbst ansagen wollten. Erstaunlic­herweise habe die Bewertung durch das Publikum genau mit der der Jury-Mitglieder übereinges­timmt. Der erste Preis ging an Fiona Skuppin. Zweite Preise bekamen Daniel Laux, Miriam Ohngemach und Phuong Linh Nguyen. Einen dritten Preis erhielt Daniel Ostermaier.

Für seine Klavierbeg­leitung bekam Ruben Dorn einen eigenen Preis.

 ?? FOTO: WOLFGANG LOHMILLER ?? Die Preisträge­r und Juroren nach Vortrag und Bewertung durch die Jury.
FOTO: WOLFGANG LOHMILLER Die Preisträge­r und Juroren nach Vortrag und Bewertung durch die Jury.

Newspapers in German

Newspapers from Germany