Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jury zeichnet Fiona Skuppin mit erstem Preis aus
Hohes Niveau beim Kurt-Staud-Wettbewerb – Musiker moderieren ihren Vortrag selbst
BAD SAULGAU - Am diesjährigen Kurt-Staud-Wettbewerb haben sieben junge Musiker teilgenommen, die alle an der Musikschule Bad Saulgau unterrichtet werden. Die drei Juroren waren höchst beeindruckt von der musikalischen Qualität und dem Mut, sich und ihr Werk den Zuhörern vorzustellen. Den ersten Preis erhielt Fiona Skuppin.
Die Sängerin Fiona Skuppin hat eine große Begabung, ihre Lieder lebendig und mit ständigem Blickkontakt vorzustellen und auch vorzutragen: den resoluten Belsatzar, der Wein aus dem Tempelbecher trinkt, dem daraufhin „im Busen bang“wird, ebenso wie Gershwins „Loreley“-Fassung, bei der es um ein „anderes Flittchen“geht und die Musik entsprechend flott und rhythmisch klingt, gerade auch bei dem Pianisten Ruben Dorn. Dieser hatte Faurés „Après un rêve“sehr solide und nahe am Text vorgestellt.
Fabian Renn erläuterte zunächst sein Instrument: Ein Vorgänger der heutigen Trompete, ohne die heutigen Wasserklappen, das deshalb oft als „Gießkanne“verspottet wurde. Das Spiel ohne die heutigen Ventile ist sehr anspruchsvoll, und so musste Fabian Renn das Stück von François Dauverné einmal absetzen. Davon ließ er sich aber nicht irritieren, spielte souverän weiter und präsentierte einen wunderschönen Ansatz.
Das berühmte Konzert für Trompete und Orchester von Johann Nepomuk Hummel präsentierte Fabian Renn dann auf der heute üblichen Ventiltrompete mit sauberem, kraftvollem Ansatz und schöner Tonbindung. Den Orchesterpart übernahm die Klavierlehrerin Olga Balzer höchst kompetent und einfühlsam, wie bei allen anderen vorgetragenen Werken.
Auch humorvolle Präsentation
Ein besonderer Genuss war der Vortrag von Daniel Laux am Saxofon. Solide, aber doch humorvoll, erläuterte er sein Instrument und den Aufbau einer Suite. Er spielte eine „Suite hellenique“des spanischen Klarinettisten und Komponisten Pedro Iturralde. Dann erzählte er, dass ihm die Leichtigkeit, mit der die Mädchen den „Farandoulu di chatouno“von Paule Maurice tanzten, erst nach langen Monaten des Übens verständlich wurde. Laux spielte jazzig und mitreißend, konnte lange Töne entwickeln und spielte auch hohe Töne souverän. Spannend war auch die Präsentation der Violinistin Miriam Ohngemach: Über die Junge Philharmonie Oberschwaben hatte sie „Theresas Tanz auf dem roten Planeten“kennengelernt, das der Komponist Wilfried Hiller für ihren Lehrer Alban Beikircher geschrieben hatte. Sie konnte sich auch mit dem Komponisten über das Werk unterhalten. In feuriges Rot gekleidet spielte Miriam Ohngemach das Werk mit viel Verve mit Saitenstrichen unterhalb des Stegs und geradezu ausufernden Vibrati, später mit ganz feinem Ansatz.
Der Pianist Daniel Ostermaier stellte Werke von Johann Sebastian Bach und Paul Hindemith gegeneinander. Obwohl Hindemith als „Bürgerschreck“galt, legte er Wert darauf, das „gewisse Dinge beibehalten werden“. So verbindet Hindemith und Bach ihr Interesse an der Fuge. Bei Daniel Ostermaier imponierten sein klarer Anschlag, der bei Hindemiths „In einer Nacht“geradezu grell werden konnte, und die sehr gute Melodieführung.
Bei der Einführung von Marius Renn war interessant, wie er den „Acrobat“von John A. Greenwood erläuterte. Auch bei der Vorführung des Stücks war sehr gut nachvollziehen, wie der Clown bei seinem Auftritt umjubelt wird, wie plötzlich die Stimmung kippt, der Akrobat sich aber wieder aufrappelt. Marius Renn zeigte viele Klangfarben seines Instruments, auch in Telemanns fmoll-Sonate.
Die Pianistin Phuong Linh Nguyen erläuterte, dass sowohl Franz Schubert als auch Dimitri Schostakowitsch große Symphoniker, aber auch sehr improvisierfreudig waren. Schostakowitsch musste unter Stalin gemäßigter werden und er wusste seine sarkastischen Seiten sehr gut zu verstecken. Geradezu bedrohlich klang denn auch die es-moll-Prelude aus dem Opus 34. Leicht durchgezogen spielte die Pianistin Schuberts bekanntes „Impromptu“, in dem sie sich entwickelte und aufstrebte, während der Moll-Teil sehr bedeutungsvoll klang.
Die Jury bestand aus Professor Maximilian Bauer vom Landeskonservatorium Innsbruck, Professor Thomas Kreuzberger von der Universität für Musik in Wien und Thomas Oertel von der Musikschule Freiburg. Dieser machte die Verkündigung der Preise sehr spannend.
„Dieser Wettbewerb mit seinen Ausschreibungs-Richtlinien ist etwas Besonderes“, betonte Thomas Oertel, der für Professor Reinhart von Gutzeit kurzfristig eingesprungen war. Oertel fühlte sich an den Bundeswettbewerb Jugend musiziert erinnert, wo er für die Kategorie Kunstlied in der Jury tätig ist. Dort hätten die Bewerber nur „Um Gottes willen!“gerufen, wenn er sie vorsichtig anfragte, ob sie ihre Programm vielleicht auch selbst ansagen wollten. Erstaunlicherweise habe die Bewertung durch das Publikum genau mit der der Jury-Mitglieder übereingestimmt. Der erste Preis ging an Fiona Skuppin. Zweite Preise bekamen Daniel Laux, Miriam Ohngemach und Phuong Linh Nguyen. Einen dritten Preis erhielt Daniel Ostermaier.
Für seine Klavierbegleitung bekam Ruben Dorn einen eigenen Preis.