Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wichtiger Anker für Patientinnen der Suchtklinik
Fachkliniken der Zieglerschen feiern Jahresfeste in Bad Saulgau und Wilhelmsdorf – Déborah Rosenkranz singt über ihre eigenen Erfahrungen
BAD SAULGAU/WILHELMSDORF (sz) - Die beiden Suchthilfe-Fachkliniken der Zieglerschen, Höchsten in Bad Saulgau und Ringgenhof in Wilhelmsdorf, haben ihre Jahresfeste gefeiert. Für viele ehemalige Patientinnen und Patienten eine gute Gelegenheit, sich zu treffen und sich neue Motivation für ihr abstinentes Leben zu holen.
„Ich lebe und das Leben ist lebenswert!“, lautete die Botschaft von Sängerin Déborah Rosenkranz beim Jahresfest in der Fachklinik Höchsten. Mit Songs wie „Beautiful Wonderful Powerful“begeisterte sie die mehr als 100 Zuhörerinnen – aktuelle und ehemalige Patientinnen. Authentisch und einfühlsam schilderte die Sängerin ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Magersucht und wie sie fast an ihr zerbrochen wäre.
Sieben Jahre lang bestimmten Essstörungen ihr Leben. „Aus einem lebensfrohen Mädchen wurde ein depressives Wrack“, schilderte sie. Gefangen in einer Abwärtsspirale habe sie von einem halben Apfel am Tag gelebt. Eines Nachts, der Arzt hatte sie schon aufgegeben, hörte sie ihre Eltern weinen und beten. „Das gab den Anstoß, mir einzugestehen, dass ich wirklich Hilfe brauche“, so Rosenkranz.
Im Laufe eines schmerzhaften Prozesses habe sie wieder 30 Kilo zugenommen. „Ich war leider nie in einer so wundervollen Einrichtung wie hier“, sagte die 31-Jährige, die sich für Suchtkranke und Menschen mit Essstörungen engagiert. Im Saal der Fachklinik Höchsten hat jede Frau ihre ganz eigene Geschichte. Während des berührenden Songs „One Prayer“denken sie über den eigenen Weg nach, manche haben Tränen in den Augen. „Leb dein Leben, lass es leuchten und nehmt diese Hoffnung mit“, forderte Déborah Rosenkranz ihre Zuhörerinnen auf. Stefanie Maier, Therapeutische Leiterin der Fachklinik Höchsten, dankte der Sängerin und sprach den Patientinnen aus dem Herzen: „Deine Botschaft ist ein großartiges Geschenk.“
Kraft und Mut schöpfen
Manche Besucherinnen des Jahresfestes waren vor wenigen Jahren in der Fachklinik Höchsten, bei anderen liegt der Aufenthalt schon Jahrzehnte zurück. „Für viele Frauen ist das Fest ein wichtiger Anker im Jahr, um weiterhin Kraft und Mut für ein weiteres abstinentes Jahr zu schöpfen“, sagt Stefanie Maier. Gut tue der Tag auch den aktuellen Patientinnen. So würden Gesprächsmöglichkeiten mit Ehemaligen sehr rege genutzt, um sich Tipps zu holen und von den Erfahrungen zu profitieren.
„Als ich in die Suchtklinik kam, hätte ich nicht gedacht, dass mein Licht wieder leuchten würde“, sagte Sabine Lorber, die sich heute als stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises Suchthilfe engagiert. Das jüngste Projekt des Förderkreises, ein Beach-Volleyballfeld, wurde beim Jahresfest eingeweiht.