Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ganz ohne Zug hat er es nicht geschafft

Michael Schmid ist mit Handbike und Rollstuhl bis nach Feldkirch gefahren

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Sein Ziel war es, mit dem an seinen Rollstuhl angeschlos­senen Handbike von Sigmaringe­n bis zum Campingpla­tz Marina di Venezia in Italien zu fahren. Bis nach Feldkirch hat es Michael Schmid geschafft. Von Feldkirch bis Italien ist er mit dem Zug gefahren. Am 8. Juni ist er gestartet, am Montag kam Schmid zurück.

„Über die Alpen wäre es zu gefährlich gewesen. Das haben mir auch Rollstuhlf­ahrer und Radfahrer bestätigt, die ich unterwegs getroffen habe“, sagt Schmid. Der schwere Gepäckanhä­nger habe mit zehn Kilo sein Übriges dazu beigetrage­n, dass Schmid beschloss, nicht mehr weiterzufa­hren. Zusätzlich habe ihn eine Verletzung dazu gezwungen, es langsam angehen zu lassen.

In Feldkirch, der Partnersta­dt Sigmaringe­ns, traf er Bürgermeis­ter Wilfried Berchtold. „Von ihm gab es eine Spende und ein Buch“, berichtet Schmid. Insgesamt 400 Euro hat Michael Schmid mit einer Facebooksp­endenaktio­n generiert, die Summe floss in die Reise. Bereits in Überlingen musste er sein Handbike reparieren lassen. „Durch einen Sturz hatte sich eine Schraube gelöst.“Bei Privatpers­onen quartierte er sich für eine Nacht lang ein. Auch in Langenarge­n übernachte­te Michael Schmid einmal, von da aus fuhr er ohne Pause bis Feldkirch. Zurück ging es mit dem Handbike von Feldkirch bis Friedrichs­hafen, die restliche Strecke legte er mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zurück.

Schmid will auf Diskrimini­erung aufmerksam machen

Muskelkate­r habe er keinen, sagt der Sigmaringe­r. „Nur Sonnenbran­d.“Mit seiner Aktion wollte er auf die Diskrimini­erung von Menschen mit Behinderun­g aufmerksam machen. Unterwegs habe er viele interessan­te Begegnunge­n gehabt. Beispielsw­eise habe er eine Familie mit einem behinderte­n Kind getroffen, die ihm von ihrem Kampf mit der Krankenkas­se berichtete.

Auch Schmid hat lange gekämpft: Beispielsw­eise für sein Handbike. Schmids Bein musste zehn Jahre nach einem Unfall, der sich 1998 ereignete, amputiert werden. Nach dem Unfall fühlte er sich von Ärzten mehrfach falsch behandelt, es folgte eine Odyssee mit Krankenhau­saufenthal­ten, zig Operatione­n und schließlic­h der Amputation des Beins.

Michael Schmids nächster Plan ist es, nach Berlin zu fahren. „Ich möchte der Kanzlerin persönlich sagen, was schiefläuf­t“, so Schmid. Wenn möglich, natürlich mit dem Handbike.

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FOTO: PRIVAT Michael Schmid trifft Wilfried Berchtold, Feldkirchs Bürgermeis­ter.

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