Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jungstorch präsentiert sich in gutem Zustand
Jungvogel auf der Martinskirche beringt – Feuerwehr steigt aufs Kirchendach
MENGEN - Die Storchenbeauftragte Ute Reinhard hat den Jungstorch auf der Martinskirche beringt. Dieser ist gut gefiedert und auch sonst in gutem Gesundheitszustand. Eine Gruppe der Feuerwehr Mengen half bei der Beringung.
Gemeinsam ging es die enge und steile Treppe des Kirchturms hinauf, das letzte Stück musste mit Leitern bewältigt werden. Thomas Teufel und Holger Mayer stiegen dann aufs Dach der Kirche, während Florian Pfau und Michael Bacher ihre Kameraden sicherten, später stieß auch noch Alexander Wetzel dazu. In einen Sack gepackt transportierten die Feuerwehrmänner den Jungstorch zu Ute Reinhard, die dann auf dem Dachboden unter dem Kirchendach mit ihrer Helferin Imke Kiefer die Beringung vornahm und den Storch wog: 2,6 Kilogramm brachte er auf die Waage. Nicht allzu viel. „Vielleicht ist es ein Weibchen“, sagte Ute Reinhard. Das Gewicht sei aber noch in Ordnung. Und der Jungstorch, dessen Geschlecht nicht zu erkennen ist, sehe auch gut aus, er sei gut gefiedert.
Außerdem: „Die Schwergewichte sind nicht unbedingt die, die gut durchkommen“, sagte Reinhard mit Bezug auf schwerere Jungstörche. „Die bleiben am nächsten Lastwagen hängen, oder an der nächsten Leitung.“
Die Feuerwehrleute warfen auch einen Blick ins Nest, doch es war „sauber“. Erst die vergangenen Tage habe sie in anderen Nestern Mützen und Socken gefunden, berichtete Ute Reinhard. Neben Schnüren und Plastikteilen sind manchmal auch Arbeitshandschuhe zu finden. „Besonders in der Nähe von Gärtnereien“, erzählte Reinhard. Einmal sei in der Nähe eines Friedhofs in einem Storchennest sogar ein Socken mit einem knöchernen menschlichen Fuß darin gefunden wurden.
Gutes Jahr für kleine Störche
Insgesamt ist es laut der Storchenbeauftragten ein gutes Jahr für den Storchennachwuchs. Auch weil die Schafskälte so gut wie ausgeblieben sei. Falls diese doch noch Einzug halten sollte, würde es den meisten Jungstörchen jetzt auch nichts mehr ausmachen: Sie seien jetzt so gut wie voll befiedert.
Der männliche Storch auf der Martinskirche ist bereits 26 Jahre alt und seit 1996 Brutvogel auf der Martinskirche. Seine Gemahlin ist unberingt, daher sind Alter und Herkunft unbekannt. Storchenexperte Manfred Stützel hat das Geschehen im Nest über die vergangenen Monate beobachtet: Seinen Aufzeichnungen zufolge lag der Schlüpftermin um den 7. Mai herum, Stützel konnte drei Jungvögel beobachten. Überlebt hat einer.
Nach der Beringung beschlossen die Feuerwehrmänner und Ute Reinhard spontan, auch noch am selben Abend den Storchennachwuchs in Rulfingen, Ursendorf und in Hohentengen-Beizkofen zu beringen. Der Horst in Beizkofen ist seit dieser Saison wieder bewohnt, und zwar von einem jungen Storchenpaar: Das Männchen wurde 2016 in OstrachWangen geboren, das Weibchen 2014 in Unterreute.
Für die Feuerwehr Mengen war der Einsatz auf dem Dach der Martinskirche – die vergangenen Jahre hatten Zimmermänner diesen Job erledigt – eine willkommene Übung für die Absturzsicherungsgruppe, sagte der stellvertretende Feuerwehrkommandant Holger Mayer. Alle Jungstörche in Mengen werden unterdessen nun nicht mehr beringt, beispielsweise die in Ennetach nicht mehr. Der Standort des Nestes dort sei schwer erreichbar, erläuterte Ute Reinhard. Auch würden nun generell nicht mehr alle Jungstörche beringt.