Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wir alle haben Durst nach dem Du“
Schwester Rebekka sieht in der menschlichen Seele einen Kraftspender für den Alltag
BAD SAULGAU - Was gibt der Seele Kraft? Dieser Frage ist Schwester Rebekka vom Kloster Sießen am Mittwochabend im christlichen Buchladen Charisma in Bad Saulgau nachgegangen. Ihre Ausführungen, besonders aber die abschließende Meditation haben den zahlreichen Besuchern gezeigt, dass es gar nicht so schwer ist, die Seele zu stärken.
Die Franziskanerin begibt sich zunächst auf biblische Spuren. „Insbesondere in den Psalmen finden sich viele Stellen, in denen sich die Seele ausdrückt“, sagt die Referentin zu Beginn und thematisiert die hebräische Bibel, in der das Seelenbild mit „Näfesch“umschrieben wird. Dieser Begriff wiederum leitet sich von der Bezeichnung „Kehle“ab und steht unter anderem für „Atem“oder „Lebenshauch“. „Wir alle brauchen erfüllende Beziehungen, haben Durst nach dem Du“, fährt sie fort.
In Begegnungen sollten Gefühle zugelassen werden, der Lebendigkeit der Seele müsse Ausdruck gegeben werden. „Singen, tanzen und jauchzen Sie“, macht sie den Besuchern Mut und erzählt, dass sie etwa beim Autofahren gerne aus ganzer Kraft Lieder singt. Auch aus dem Blickwinkel der franziskanischen Spiritualität heraus hat die Seele eine große Bedeutung. Besonders für Klara, Weggefährtin des heiligen Franz von Assisi, sei das Seelenleben sehr bedeutsam gewesen. „Nur wenn du deine Seele liebst, kannst du Christus in dir finden“, zitiert sie die Gründerin des Klarissenordens.
Seele als innerster Kern und Verbindung zu Gott
Aber was ist die Seele? Aus theologischer Sicht handele es sich dabei um unseren „innersten Kern, unsere Identität, unsere Verbindungsstelle zu Gott“. „Unsere Seele strebt immer danach, das zu entwickeln, was in ihr angelegt ist“, sagt Schwester Rebekka, „sie ist unsere tiefste Kraftquelle, wenn wir Zugang zu unserer Seele haben, sind wir in unserer Kraft“. Trotzdem sei es oft so schwer, liebevoll und freundlich mit sich selbst umzugehen.
Das Gespür für die Seele hält das Ego zurück
Oft sei das „rechte Gespür“für die Seele verlorengegangen oder durch Verletzungen blockiert. Mit der Folge, dass das „Ego“in den Vordergrund rückt. „Was für eine Wohltat ist es doch, wenn wir beseelten Menschen begegnen“, fährt die Referentin fort und gibt praktische Tipps mit auf den Weg, wie die Seele genährt werden möchte. Etwa durch Musik, durch die Natur, durch schöne Begegnungen oder, das sei „ganz substantiell“, durch die Sakramente. Bei der abschließenden geführten Meditation geht es darum, die inneren Kraftquellen zu entdecken und dabei dem freien und gesunden Ich zu begegnen.