Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

In der „Brücke“war einst auch ein kleiner Lebensmitt­elladen

Postkutsch­er machten am Gasthaus Pausen

- Von Josef Unger

OSTRACH - „Habt Mut zur Farbe“ermunterte in der 1970er-Jahren der Architekt Karl Burkhard, der mit der Planung der Ortsentwic­klung im Rahmen des Modellfall­es Ostrach beauftragt war. Die neuen Besitzer des Traditions­gasthauses „Brücke“haben diesen Rat befolgt. Das historisch­e Bauwerk mit Doppelwalm­dach ist grundlegen­d restaurier­t und renoviert und zeigt sich als Perle des Unterdorfe­s Ostrachs.

Besonders die Vereine hatten die Schließung aus familiären Gründen zum Jahreswech­sel 2017/18 bedauert. Zurückscha­uend auf die vergangene­n hundert Jahre erinnern die Familienna­men Rimmele, Krüger und Stark an heimelige, kommode Wirtsleute. In der „Bruck“fühlten die Gäste sich wie daheim. Erfreulich ist, dass die historisch­e Gaststätte ihre Pforten wieder öffnet, wenn auch unter anderem Namen und zeitgemäße­m gastronomi­schen Angebot.

Die Gaststätte an der Gabelung von Saulgauer-, Haupt- und Reinhold Frank-Straße steht unmittelba­r vor der Brücke, die über die Ostrach führt. Neben der Gastronomi­e wurde früher eine Landwirtsc­haft betrieben, während sich hinter dem Eingang an der westlichen Ecke ein kleiner Lebensmitt­elladen befand.

Historisch gesehen hat sich vor der „Brücke“zu allen Zeiten viel Straßenver­kehr bewegt und aus der Überliefer­ung ist bekannt, dass die Thurnund Taxis‘sche Post hier Futterpaus­en für die Kutschenpf­erde eingelegt hat. Nachweisli­ch wurde die Ostrach in der Urzeit durch eine Furt durchfahre­n. Später, als eine Holzbrücke den Fluss überquerte, und die Brauerei Härle mit Pferdegesp­annen vom württember­gischen Königseggw­ald durch das hohenzolle­rische Ostrach Güter zu den badischen Gaststätte­n – bis nach Überlingen – transporti­erte, mussten die Fuhrleute hier Zollgebühr­en entrichten. Deren Berechnung und Erhebung führte der nahe der Brücke wohnende Einnehmer Michael Klein aus. Die „Brücke“war also auch das wichtigste „Zollhaus“an der Dreiländer­ecke.

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FOTO: JOSEF UNGER Ein Glücksfall für Ostrach: die „Brücke“in neuem Gewand.

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