Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
In der „Brücke“war einst auch ein kleiner Lebensmittelladen
Postkutscher machten am Gasthaus Pausen
OSTRACH - „Habt Mut zur Farbe“ermunterte in der 1970er-Jahren der Architekt Karl Burkhard, der mit der Planung der Ortsentwicklung im Rahmen des Modellfalles Ostrach beauftragt war. Die neuen Besitzer des Traditionsgasthauses „Brücke“haben diesen Rat befolgt. Das historische Bauwerk mit Doppelwalmdach ist grundlegend restauriert und renoviert und zeigt sich als Perle des Unterdorfes Ostrachs.
Besonders die Vereine hatten die Schließung aus familiären Gründen zum Jahreswechsel 2017/18 bedauert. Zurückschauend auf die vergangenen hundert Jahre erinnern die Familiennamen Rimmele, Krüger und Stark an heimelige, kommode Wirtsleute. In der „Bruck“fühlten die Gäste sich wie daheim. Erfreulich ist, dass die historische Gaststätte ihre Pforten wieder öffnet, wenn auch unter anderem Namen und zeitgemäßem gastronomischen Angebot.
Die Gaststätte an der Gabelung von Saulgauer-, Haupt- und Reinhold Frank-Straße steht unmittelbar vor der Brücke, die über die Ostrach führt. Neben der Gastronomie wurde früher eine Landwirtschaft betrieben, während sich hinter dem Eingang an der westlichen Ecke ein kleiner Lebensmittelladen befand.
Historisch gesehen hat sich vor der „Brücke“zu allen Zeiten viel Straßenverkehr bewegt und aus der Überlieferung ist bekannt, dass die Thurnund Taxis‘sche Post hier Futterpausen für die Kutschenpferde eingelegt hat. Nachweislich wurde die Ostrach in der Urzeit durch eine Furt durchfahren. Später, als eine Holzbrücke den Fluss überquerte, und die Brauerei Härle mit Pferdegespannen vom württembergischen Königseggwald durch das hohenzollerische Ostrach Güter zu den badischen Gaststätten – bis nach Überlingen – transportierte, mussten die Fuhrleute hier Zollgebühren entrichten. Deren Berechnung und Erhebung führte der nahe der Brücke wohnende Einnehmer Michael Klein aus. Die „Brücke“war also auch das wichtigste „Zollhaus“an der Dreiländerecke.