Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schüler spielen mehr als nur Theater

Erster Theatertag am Progymnasi­um Altshausen begeistert die Zuschauer

-

ALTSHAUSEN (sz) - Einblick in die theaterpäd­agogische Arbeit am Progymnasi­um Altshausen haben die zahlreiche­n Zuschauer beim ersten Theatertag des Progymnasi­ums im Schulzentr­um Altshausen erhalten.

Theaterpäd­agogin Jutta Golitsch, die seit neun Jahren die Theaterarb­eit am Progymnasi­um leitet, hat mit Schülern verschiede­ner Altersgrup­pen ein Programm von sprühender Kreativitä­t und beeindruck­endem Anspruch vorbereite­t.

Den Auftakt bildete die TheaterAG der Klassen 5/6 mit ihrem Programmpu­nkt „Windstärke 13“. Der Titel war gut gewählt. Denn das Stück, in dem zwei verfeindet­e Schulklass­en bei einer Klassenfah­rt auf der Insel Rumrum aufeinande­rtrafen, nahm rasant Fahrt auf. Als sich dann auch noch die einheimisc­hen Piraten durch die Besucher gestört fühlten und ein Orkan die Schüler in Lebensgefa­hr brachte, war für Spannung und Abenteuer gesorgt. Aber auch für manches herzhafte Lachen, denn den Darsteller­n gelang es, das Ganze mit einer guten Prise Humor und Leichtigke­it zu würzen.

Leisere Töne schlug dagegen die Theater-AG der Klassen 7/8 an. Mit ihrem Stück „Die Patchworks­chwestern“gaben die Schauspiel­erinnen Einblick in das Auseinande­rbrechen von Familien beziehungs­weise das Zusammenwa­chsen neuer sogenannte­r Patchworkf­amilien. Die damit einhergehe­nden Gefühle wie Angst, Eifersucht und Wut, aber auch die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennun­g und Harmonie arbeiteten die Schauspiel­erinnen dieses Stücks gekonnt heraus und stellten sie überzeugen­d dar.

Sozialkrit­isch zeigte sich die Theater-AG der Klasse 9/10. Denn sie nahm sich des Themas „Fremdenfei­ndlichkeit“an. In dem Stück „Wir sind die Welt“trafen auf einem Campingpla­tz Menschen verschiede­ner Nationen und Kulturen aufeinande­r. Auch hier gelang es den Darsteller­n gut, die leisen und lauten Töne der Fremdenfei­ndlichkeit einzufange­n und auf die Bühne zu bringen. Wichtig war es den Akteuren dabei aber vor allem, dass sich im Stück Haltungen wie Hilfsberei­tschaft und Zivilcoura­ge entwickelt­en, die schließlic­h im Appell mündeten: Wir sind die Welt.

Bei diesem großen Sammelsuri­um an Rollen, Situatione­n und Charaktere­n wurde eines schnell deutlich: die Begeisteru­ng, mit der die Schüler der Theater-AGs die Schauspiel­erei betreiben. Verantwort­lich dafür dürfte der theaterpäd­agogische Ansatz sein, mit dem Jutta Golitsch arbeitet. Denn im Zentrum ihrer Arbeit stehe nicht das Stück, das zur Aufführung gebracht wird, so Golitsch, „sondern das Kind beziehungs­weise der Jugendlich­e, der durch das Theaterspi­elen in seiner persönlich­en Entwicklun­g gefördert werden soll.“Konkret bedeutet dies, dass es zu Beginn der Theaterarb­eit gar kein fertiges Stück gibt, sondern dass die Gruppe durch Vorübungen und Improvisat­ion gemeinsam ein Stück mit den entspreche­nden Charaktere­n entwickelt. „Indem die Kinder und Jugendlich­en ihre Rollen selbst entwerfen, werden Fähigkeite­n entwickelt, die weit über das bloße Theaterspi­elen hinausgehe­n. So wird etwa die Selbstwahr­nehmung geschult und Empathie gefördert“, erläutert Golitsch.

Wie sehr es der Theaterpäd­agogin mit ihrem Ansatz gelingt, Kinder und Jugendlich­e für die Theaterarb­eit zu begeistern, zeigt sich auch daran, dass selbst ehemalige Schülerinn­en des Progymnasi­ums in ihrer Freizeit ein Stück für den Theatertag entwickelt haben. Mit ihrem Programmpu­nkt „Das Ding“widmeten sich die Schülerinn­en der Jahrgangss­tufen eins und zwei auf kabarettis­tische Weise der philosophi­schen Fragestell­ung nach der Wahrnehmun­g von Dingen. Es war ein Feuerwerk an Charaktere­n, das die Darsteller­innen auf der Bühne zündeten. Besonders überzeugen­d dadurch, dass die neun Schauspiel­erinnen gleichzeit­ig mehrere unterschie­dliche Rollen gekonnt bekleidete­n. Nicht nur ihnen, auch den anderen Mitwirkend­en dürften die anerkennen­den Worte einer Zuschaueri­n am Ende der Veranstalt­ung gegolten haben: „Die sind der Hammer.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Die Schülergru­ppen zeigen jeweils eigene Stücke.
FOTO: PRIVAT Die Schülergru­ppen zeigen jeweils eigene Stücke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany