Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Großeinsatz auf dem Bussen
Verdacht auf Messerstecherei erweist sich als unbegründet – Ein Leichtverletzter nach Streit
OFFINGEN (grü/sz) - Sechs Polizeiautos, etwa ein Dutzend Polizisten mit Hunden und ein Rettungswagen: Ein Großaufgebot an Einsatzkräften hat am Donnerstagabend für Aufregung in Offingen gesorgt. Grund dafür war ein privater Streit, der sich aber als weitaus harmloser erwiesen hat als zunächst angenommen: Statt einer Messerstecherei gab es einen Leichtverletzten, der nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus wieder entlassen werden konnte.
So viel Blaulicht sieht man nicht alle Tage auf dem Bussen. Etwa ein Dutzend Polizisten aus Riedlingen, Biberach, Ehingen und Ulm, inklusive Polizeihunde, hatten sich am Donnerstagabend in Offingen eingefunden. Ein Gastwirt hatte gegen 19 Uhr die Rettungskräfte gerufen, nachdem ein junger Mann verletzt in seine Wirtschaft gekommen war. Das Opfer hatte angegeben, in einer Wohnung von mehreren Männern geschlagen worden zu sein. Weil dabei angeblich ein Messer im Spiel gewesen war, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot aus.
Wie es zu dem Vorfall kam, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Die Sache erscheint kurios. Das Opfer, ein 24-jähriger Monteur, war am Nachmittag mit seinen drei Arbeitskollegen angereist. Gemeinsam mieteten sie sich für etwa zwei Wochen in eine Ferienwohnung ein und gaben an, aus dem Raum Hamburg zu stammen und einen Auftrag in Bad Saulgau auszuführen. „Sie waren ganz unauffällig und alles war total entspannt“, erinnert sich ein Offinger, der die Ferienwohnung betreut und im selben Haus wohnt. Die vier Männer hätten abends auf der Terrasse gesessen, Musik gehört – „aber in normaler Lautstärke“– und Bier getrunken. Als es zu regnen anfing, zogen sie sich unter das Vordach zurück. „Alles war sehr harmonisch“, sagt der Offinger, der die Männer noch kurz vor dem Vorfall gesehen und nichts von dem Streit mitbekommen hat. Wie die Situation so plötzlich eskalieren konnte, ist auch ihm ein Rätsel. Dass etwas nicht stimmte, bemerkte er erst, als das Polizeiaufgebot auffuhr. Da sei es ihm schon anders geworden, berichtet der Offinger. Seine Frau und seine Tochter habe er aufgefordert, sich sicherheitshalber ins Schlafzimmer zurückzuziehen, er selbst habe im Treppenhaus die Lage abgewartet. Die Polizisten hätten mit zwei Hunden die Wohnung abgesucht, aber keinerlei Kampfspuren gefunden: „Da war kein Blut.“Außerdem habe er mitbekommen, wie die Beamten einen der vier Männer verhörten. Die drei am Streit beteiligten Männer – 32, 43 und 48 Jahre alt – wurden laut Polizei in der Wohnung festgenommen und auf die Dienststelle gebracht. Sie stehen im Verdacht, die Tat begangen zu haben. Der 24-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, aber wieder entlassen. Vor Ort hatten die Rettungskräfte Entwarnung gegeben: Die Verletzungen waren leicht und stammten nicht von einer Stichwaffe.
Der Rettungswagen sei aus reiner Vorsorge hinzugerufen worden, berichtet Claudia Kappeler, Pressesprecherin am Polizeipräsidium Ulm: „Wir gehen erst mal vom Schlimmsten aus.“Weil zum Zeitpunkt der Alarmierung damit gerechnet werden musste, am Einsatzort einen Täter mit Messer anzutreffen, seien alle zur Verfügung stehenden Kräfte ausgerückt. Das Polizeiaufgebot sei deshalb so groß gewesen, „um die Sicherheit zu gewährleisten“, erklärt Kappeler. Da sich dieser Verdacht jedoch als unbegründet herausstellte, hatte sich die Lage rasch wieder entspannt. Die Tatverdächtigen seien noch am selben Abend auf freien Fuß gesetzt worden, so die Polizei. Und schon am nächsten Morgen seien die Männer ganz normal zum Arbeiten gegangen, sagt der Hausnachbar. Die große Aufregung habe sich gelegt und nach dem Schrecken sei nun wieder Ruhe eingekehrt.