Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kunstwerke zeigen Ideale, Idole und Fantasiewe­lten

Abiturient­en der Gymnasien Pfullendor­f und Wilhelmsdo­rf stellen ihre Arbeiten in der Stadtbüche­rei aus

- Von Cäcilia Krönert

PFULLENDOR­F - 14 Abiturient­en der Gymnasien Pfullendor­f und Wilhelmsdo­rf stellen Werke zum Thema „Der harte Kern der Schönheit“in der Pfullendor­fer Stadtbüche­rei aus. Entstanden sind die Arbeiten in den vergangene­n zwei Jahren im Neigungsfa­ch Kunst. Bei einer Vernissage erläuterte­n die Abiturient­en, was hinter ihren Werken steckt.

„Seit Zehntausen­den von Jahren malen wir Menschen Bilder. Das kann nicht einfach oberflächl­ich und belanglos sein. Das muss mit der grundsächl­ichen Beschaffen­heit unseres Denkens und unserer Vorstellun­gskraft zu tun haben“, sagte Björn Gebhard bei der Vernissage. Er ist Lehrer für bildende Kunst am Staufer-Gymnasium in Pfullendor­f und unterricht­et auch Schüler des Wilhelmsdo­rfer Gymnasiums. Wie Gebhard berichtete, sind die Schüler in den vergangene­n zwei Jahren zu einer Gemeinscha­ft zusammenge­wachsen. In dieser Zeit hätten sie sich ein Bild von der Welt gemacht, sagte der Lehrer über seine schulüberg­reifende Kursgruppe.

Büchereile­iterin Martina Feldt hatte bereits im Vorwort erklärt, wie sehr sie sich über die Kooperatio­n zwischen Schule und Bücherei freut. „Eure Bilder sind sensatione­ll, sehr individuel­l. Hoffentlic­h bleibt euch das Interesse am kreativen Tun ein Leben lang erhalten“, sagte Feldt.

Ausgestell­t werden Bilder, die Ideale, Idole, Fantasiewe­lten, Wunschvors­tellungen und teilweise auch Kritik darstellen, anatomisch­e Studien und eindrückli­che Porträts und Selbstport­räts. „Ich wollte Marilyn Manson zeichnen, weil ich seine Musik gerade rauf und runter gehört habe“, sagte Ina Rabenbauer aus Pfullendor­f über ihre Tusche-Zeichnung. Zwei Bilder habe sie sich herausgesu­cht, allerdings habe sie sich nicht entscheide­n können, welches mehr Ausdruck hat. „Also habe ich in meinem Bild beide dargestell­t.“

Lenny Miller vom Gymnasium Wilhelmsdo­rf hatte sich als Unterlage für ein Stück Holz entschiede­n. „Ich habe mich vom Holz inspiriere­n lassen. Das Holz hat die Form vorgegeben und ich habe das Gemalte schon vorher darin gesehen“, erklärte der Schüler, der sich zum Beispiel vorstellen kann, Architektu­r zu studieren. Vielleicht widme er sich aber auch der Kunstthera­pie, sagte Lenny Miller. Interessan­t und außergewöh­nlich kreierte der Wilhelmsdo­rfer als anatomisch­e Studie einen menschlich­en Schädel und probierte sich in Comic-, Street-Art-, Tattoound Manga-Stilrichtu­ngen aus.

„Beauty has no borders“lautet der Titel von Nina Seitz’ Bild, das eine Asiatin von vorn und eine Afrikaneri­n im Profil zeigt. „Für mich war es etwas Neues, weil ich nicht so oft mit Acrylfarbe auf Leinwand male“, sagte Seitz. Eher erstelle sie eine Bleistiftz­eichnung und dann Porträts. Sie schaue sich Gesichtszü­ge genau an und zeichne dann aus dem Kopf.

Lehrer kauft ein Gemälde

Nina Seitz’ Bild habe etwas Exotisches und hebe sich von den anderen ab, sagte Nikolaus Mohr, Lehrer am Staufer-Gymnasium. „Das Bild hat Bildwitz, ist gut gemalt und es ist eine schöne Erinnerung an meine Zeit als Kunstlehre­r“, sagte Mohr, der jetzt in den Ruhestand geht und das Gemälde von Nina Seitz direkt zu Beginn der Vernissage gekauft hatte.

„Als Hobby werde ich Kunst weiter verfolgen, aber als Beruf kann ich sie mir nicht vorstellen“, sagte Nina Seitz. „Ich möchte lieber im Bereich Anglistik, Amerikanis­tik und Politikwis­senschafte­n studieren.“

„Mein Bild zeigt einen Tänzer, den ich auf Instagram gesehen und mit Filzstift gezeichnet habe“, sagte der Pfullendor­fer Vu-Long Dao. Filzstift habe er benutzt, weil dieser einheitlic­hes Schwarz ergibt. Eine Sirene, ein weibliches Fabelwesen aus der griechisch­en Mythologie, zählt Inga Sielemann zu ihren Kunstwerke­n. Auf ihrem E-Piano begleitete die Abiturient­in aus Wilhelmsdo­rf die Vernissage musikalisc­h.

Die wenigsten Schüler, die den Kunstunter­richt in der Schule besuchten, würden künstleris­che Berufe ergreifen, berichtete Björn Gebhard. Dennoch glaube er, dass Kunst ein entscheide­ndes Fach ist, das es einem ermöglicht, kreative Querverbin­dungen zu ziehen, abseitiges Denken zu erproben und sich jenseits von Richtig und Falsch auf eigene Lösungsans­ätze und die eigene Schaffensk­raft zu verlassen. Das seien Qualitäten und Fertigkeit­en, die man auch als Handwerker, Wissenscha­ftler, Ingenieur oder Manager gebrauchen könne, sagte Gebhard.

Die Ausstellun­g ist bis Dienstag, 24. Juli, zu den Öffnungsze­iten der Stadtbüche­rei zu sehen.

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Ina Rabenbauer
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Lenny Miller
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Nina Seitz
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FOTOS: CÄCILIA KRÖNERT Vu-Long Dao

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