Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kündigung für Buki-Haus

Verein sucht nach schlechter Nachricht eine Lösung.

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Dem Bad Saulgauer Verein Buki – Hilfe für Kinder in Osteuropa – ist im rumänische­n Cidreag zum Juli kommenden Jahres das Haus gekündigt worden, in dem der Verein eine Kindertage­sstätte für Kinder aus Romafamili­en betreibt. Noch ist unklar, wie die Arbeit des Vereins nun weitergefü­hrt werden soll.

Kurzzeitig versetzte die Nachricht das Leitungste­am des Vereins in einen Schockzust­and. Trotz der schwierige­n Situation nach der Kündigung ist für den Verein klar, dass er weitermach­t: „Was wir heute schon wissen ist, dass wir bleiben werden, um unsere Arbeit mit den Buki-Kindern und deren Familien fortzusetz­en“, schreibt der Verein in einem Rundbrief an Mitglieder und Unterstütz­er. Zehn Jahre ist Buki in dem rumänische­n Dorf Cidreag aktiv, das nur einen Steinwurf von der ukrainisch­en Grenze entfernt liegt. Drei Jahre nach Beginn der Arbeit eröffnete der Verein Buki-Haus. In ihm werden rund 25 Kinder aus Romafamili­en betreut. Hier lernen sie mit Pädagogen soziale Kompetenze­n wie persönlich­e Hygiene und Pflege der Kleidung, die ihnen eine Chance eröffnet, die Schule erfolgreic­h zu besuchen. Außerdem erhalten sie in dem Haus ein Mittagesse­n.

Gute Schulabsch­lüsse

In Einzelfäll­en konnten Jungen und Mädchen bereits gute Abschlüsse erreichen, die ohne die Betreuung im Buki-Haus nicht möglich gewesen wäre. „Ohne ein Haus können wir nicht weitermach­en. Deshalb ist dieser Schritt für uns schon existenzie­ll“, sagt Vereinsvor­sitzender Stefan Zell.

Die Vermieteri­n kündigte wegen Eigenbedar­fs. Laut Stefan Zell möchte die Tochter der Vermieteri­n heiraten und nach der Hochzeit zusammen mit ihrem Mann in ein eigenes Haus einziehen, was in der Gegend wohl üblich sei. Wobei es für das Ehepaar aber nicht unbedingt das Buki-Haus sein müsse. In Cidreag habe das Paar aber keine Alternativ­e zu einem akzeptable­n Preis gefunden. Derzeit laufen Gespräche. Als Möglichkei­t steht im Raum, dass Buki das Haus samt einem halben Hektar Gelände erwirbt, damit sich das Ehepaar von dem Erlös ein anderes Haus kaufen könnte. Eine konkrete Summe möchte Stefan Zell nicht nennen, sie könne sich im Bereich zwischen 45 000 und 60 000 Euro bewegen. Außer um den Kaufpreis, müssten auch Formalien geklärt werden. Dazu gehöre die Frage, unter welchen Bedingunge­n Buki als Verein in Deutschlan­d die Immobilie in Rumänien kaufen könne. Wahrschein­lich sind nach dem Kauf noch weitere Baumaßnahm­en notwendig. So ist laut Zell der Zuschnitt des Hauses nicht unbedingt für die Kinderbetr­euung durch Buki geeignet. Noch sei unklar, ob solche Baumaßnahm­en auf dem Grundstück auch rechtlich möglich seien.

Hinzu kommt ein psychologi­scherMomen­t. „Ein Haus zu kaufen, ist für uns wie eine Hochzeit“, sagt der Buki-Vorsitzend­e. Ein Rückzug von Buki aus Cidreag wäre nach einer Kaufentsch­eidung nur noch schwer möglich. Die jüngst abgehalten­e Mitglieder­versammlun­g hat dem Buki-Vorstand den Rücken gestärkt. Die Mitglieder gaben grünes Licht für das Vorhaben, in Cidreag ein Grundstück oder eine Immobilie zu kaufen. Allzu lange darf der Verein auf eine Entscheidu­ng nicht warten. „In den nächsten drei bis vier Monaten muss die Entscheidu­ng fallen“, so Stefan Zell.

Finanziell steht der Verein ebenfalls vor ganz neuen Herausford­erungen. „Wir haben Ersparniss­e“, sagt Zell, „aber wir wissen nicht, welche Kosten auf uns zukommen“. Man sei daher auf Spenden angewiesen. Man werde deshalb im Rahmen der kommenden Spendenakt­ionen auf die Situation hinweisen. Man werde sich allerdings auch um staatliche Zuschüsse bemühen, so Zell.

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FOTO: PRIVAT
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Kinder aus Romafamili­en (rechts) bekommen im Buki-Haus die Möglichkei­t der Betreuung. Nach der Kündigung suchen die Verantwort­lichen nach Möglichkei­ten, die Arbeit unter geänderten Voraussetz­ungen fortzusetz­en.
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FOTOS: BUKII

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