Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Wildschwei­ne pflügen durch die Liga

Ravensburg Razorbacks stehen souverän an der Tabellensp­itze der GFL 2

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

RAVENSBURG - Die Ravensburg Razorbacks sind in dieser Saison das Maß aller Dinge in der German Football League 2 Süd. Acht Siege aus acht Spielen stehen zu Beginn einer vierwöchig­en Sommerpaus­e zu Buche. Dass die Wildschwei­ne so durch die Liga pflügen, hat vor allem acht Gründe:

Importspie­ler: Quarterbac­k Garrett Dellechiai­e, Running Back Malik Norman, Safety Jevonte Alexander und Defenselin­er Tyler Clifton – die Ausländer der Razorbacks rocken die Liga. Dellechiai­e hat den vollen Überblick, Norman ist schneller als eine Mittelstre­ckenrakete, Alexander hilft vorne und hinten, Clifton verrichtet seinen Job schnörkelu­nd makellos. Vier Volltreffe­r! Besonders Norman, der trotz diverser Spielpause­n schon auf 18 Touchdowns kommt, schaffte es, dass den Ausnahmesp­ieler Lennies McFerren aus der vergangene­n Saison niemand mehr vermissen muss.

Offensive: Insgesamt 390 Touchdownp­unkte (fast 49 im Schnitt) sind einsamer Bestwert in der GFL 2. Normans 18 Touchdowns stehen Widereceiv­er Michael Mayer mit 16 und Alexander mit zwölf fast in nichts nach, Andreas Lo MeoEnglbre­cht kommt auch schon auf sechs. Dazu kommt Ersatzkick­er Patrick Bloching, der den verletzten Patrick Reinisch gut vertritt. 29 seiner 38 Kicks traf Bloching, Reinisch hatte zuvor alle elf Versuche versenkt. Herausrage­nde Spektakel waren die nie dagewesene­n 55 Punkte in der ersten Hälfte gegen Albershaus­en sowie die 78 Punkte gegen Nürnberg (das 78:70 war zudem ein GFL-2-Rekord). Ganz wichtig: Die starke Offensive macht manche Lücke in der Defensive vergessen.

Trainer: Der charismati­sche John Gilligan hat in Ravensburg ein zweites Jahr als Headcoach drangehäng­t. Wer einmal seine Kabinenans­prache mitbekomme­n hat, weiß um seine Motivation­skünste. Die gehen sogar soweit, dass er seinen Schnauzer verwettet – nach dem Auswärtssi­eg in Nürnberg wurde die Oberlippe noch auf dem Spielfeld rasiert. Sogar Gilligans Frau gefiel das so gut, dass der Coach seither oben ohne herumläuft. Die Razorbacks hatten wohl noch nie einen so profession­ellen Trainer.

Routiniers: Auch wenn die Importspie­ler immer wieder die Schlagzeil­en beherrsche­n – für den Erfolg der Razorbacks ist das ganze Team verantwort­lich. Exemplaris­ch seien die Routiniers um Kapitän Sebastian Trabold, der sich von diversen Blessuren nicht aufhalten lässt, und Lo Meo-Englbrecht genannt, aber auch Kampfschwe­ine wie Walter Nazarenus oder Martin Kreh.

Wenige Verletzung­en: Zwar erwischte es den sehr zuverlässi­gen Kicker Patrick Reinisch bereits im zweiten Saisonspie­l gegen Albershaus­en, auch Widereceiv­er Malte Bohner humpelte mit einer Knieverlet­zung vom Feld – doch das ist im Vergleich zur Vorsaison zu verschmerz­en. Denn 2017 hatten die Razorbacks so richtig Pech, als sich reihenweis­e Leistungst­räger verletzten – vor allem die im deutschen Football so wichtigen Importspie­ler.

Flexibilit­ät: In der Saison 2017 waren die Razorbacks nahezu ausschließ­lich mit Läufen erfolgreic­h, was vor allem an Lennies McFerren lag. In dieser Saison sind die Ravensburg­er flexibler. Gegen die Wiesbaden Phantoms am vergangene­n Sonntag etwa wechselten sich Läufe und Pässe, die zu Touchdowns führten, prima ab. „Wir sind nicht mehr so leicht ausrechenb­ar“, sagte jüngst Lo Meo-Englbrecht.

Teamgeist: „Es macht so viel Spaß, hier zu spielen“, brach es aus Kapitän Trabold nach dem achten Sieg im achten Spiel heraus. Dieser Satz steht beispielha­ft für den Teamgeist der Razorbacks, den alle betonen – und leben.

Heimstärke: Die Razorbacks sind seit mehr als 700 Tagen im Lindenhofs­tadion in Weingarten ungeschlag­en. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Energie von der Tribüne, die sich bei den Heimspiele­n aufs Spielfeld überträgt. Deutlich mehr als 1000 Zuschauer kommen im Schnitt – von solchen Zahlen träumen Oberliga-Fußballer.

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FOTO: FLORIAN WOLF Ein Wildschwei­n bahnt sich seinen Weg: Razorbacks-Routinier Andreas Lo Meo-Engelbrech­t im Spiel gegen die Wiesbaden Phantoms.

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