Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Wildschweine pflügen durch die Liga
Ravensburg Razorbacks stehen souverän an der Tabellenspitze der GFL 2
RAVENSBURG - Die Ravensburg Razorbacks sind in dieser Saison das Maß aller Dinge in der German Football League 2 Süd. Acht Siege aus acht Spielen stehen zu Beginn einer vierwöchigen Sommerpause zu Buche. Dass die Wildschweine so durch die Liga pflügen, hat vor allem acht Gründe:
Importspieler: Quarterback Garrett Dellechiaie, Running Back Malik Norman, Safety Jevonte Alexander und Defenseliner Tyler Clifton – die Ausländer der Razorbacks rocken die Liga. Dellechiaie hat den vollen Überblick, Norman ist schneller als eine Mittelstreckenrakete, Alexander hilft vorne und hinten, Clifton verrichtet seinen Job schnörkelund makellos. Vier Volltreffer! Besonders Norman, der trotz diverser Spielpausen schon auf 18 Touchdowns kommt, schaffte es, dass den Ausnahmespieler Lennies McFerren aus der vergangenen Saison niemand mehr vermissen muss.
Offensive: Insgesamt 390 Touchdownpunkte (fast 49 im Schnitt) sind einsamer Bestwert in der GFL 2. Normans 18 Touchdowns stehen Widereceiver Michael Mayer mit 16 und Alexander mit zwölf fast in nichts nach, Andreas Lo MeoEnglbrecht kommt auch schon auf sechs. Dazu kommt Ersatzkicker Patrick Bloching, der den verletzten Patrick Reinisch gut vertritt. 29 seiner 38 Kicks traf Bloching, Reinisch hatte zuvor alle elf Versuche versenkt. Herausragende Spektakel waren die nie dagewesenen 55 Punkte in der ersten Hälfte gegen Albershausen sowie die 78 Punkte gegen Nürnberg (das 78:70 war zudem ein GFL-2-Rekord). Ganz wichtig: Die starke Offensive macht manche Lücke in der Defensive vergessen.
Trainer: Der charismatische John Gilligan hat in Ravensburg ein zweites Jahr als Headcoach drangehängt. Wer einmal seine Kabinenansprache mitbekommen hat, weiß um seine Motivationskünste. Die gehen sogar soweit, dass er seinen Schnauzer verwettet – nach dem Auswärtssieg in Nürnberg wurde die Oberlippe noch auf dem Spielfeld rasiert. Sogar Gilligans Frau gefiel das so gut, dass der Coach seither oben ohne herumläuft. Die Razorbacks hatten wohl noch nie einen so professionellen Trainer.
Routiniers: Auch wenn die Importspieler immer wieder die Schlagzeilen beherrschen – für den Erfolg der Razorbacks ist das ganze Team verantwortlich. Exemplarisch seien die Routiniers um Kapitän Sebastian Trabold, der sich von diversen Blessuren nicht aufhalten lässt, und Lo Meo-Englbrecht genannt, aber auch Kampfschweine wie Walter Nazarenus oder Martin Kreh.
Wenige Verletzungen: Zwar erwischte es den sehr zuverlässigen Kicker Patrick Reinisch bereits im zweiten Saisonspiel gegen Albershausen, auch Widereceiver Malte Bohner humpelte mit einer Knieverletzung vom Feld – doch das ist im Vergleich zur Vorsaison zu verschmerzen. Denn 2017 hatten die Razorbacks so richtig Pech, als sich reihenweise Leistungsträger verletzten – vor allem die im deutschen Football so wichtigen Importspieler.
Flexibilität: In der Saison 2017 waren die Razorbacks nahezu ausschließlich mit Läufen erfolgreich, was vor allem an Lennies McFerren lag. In dieser Saison sind die Ravensburger flexibler. Gegen die Wiesbaden Phantoms am vergangenen Sonntag etwa wechselten sich Läufe und Pässe, die zu Touchdowns führten, prima ab. „Wir sind nicht mehr so leicht ausrechenbar“, sagte jüngst Lo Meo-Englbrecht.
Teamgeist: „Es macht so viel Spaß, hier zu spielen“, brach es aus Kapitän Trabold nach dem achten Sieg im achten Spiel heraus. Dieser Satz steht beispielhaft für den Teamgeist der Razorbacks, den alle betonen – und leben.
Heimstärke: Die Razorbacks sind seit mehr als 700 Tagen im Lindenhofstadion in Weingarten ungeschlagen. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Energie von der Tribüne, die sich bei den Heimspielen aufs Spielfeld überträgt. Deutlich mehr als 1000 Zuschauer kommen im Schnitt – von solchen Zahlen träumen Oberliga-Fußballer.