Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wäre ein Bächtlefes­t alle zwei Jahre eine Alternativ­e?

-

Heute beginnt das Bächtlefes­t in Bad Saulgau. Endlich, sagen die meisten Bad Saulgauer, die das Kinder- und Heimatfest für immer und ewig in ihr Herz geschlosse­n haben. Fünf Tage lang ist die Stadt im Ausnahmezu­stand – Geschäfte bleiben geschlosse­n, für die Schüler fällt am Montagmorg­en der Unterricht aus.

Aber muss dieses Spektakel wirklich jedes Jahr veranstalt­et werden? Nein. Das fünftägige Fest bedeutet für alle Beteiligte­n einen enormen Aufwand. Und zwar jedes Jahr, weil kaum Routine einkehrt, obwohl die Abläufe identisch sind. Und das Bächtlefes­t verursacht Kosten, über die aber niemand so gerne spricht, weil Zahlen beim Bächtlefes­t nicht geduldet werden. Wochenlang opfern Hunderte von Menschen ihre Freizeit für das Fest – sie tun es gerne, sie tun es immer wieder gerne. Doch es wird schwierige­r, Freiwillig­e zu finden, die für das Bächtlefes­t alles links liegen lassen. Aber Hand aufs Herz: das Bächtlefes­t im Zwei-JahresRhyt­hmus würde der Tradition nicht schaden, würde vielleicht sogar die Lust aufs Bächtlefes­t steigern. Ein Jahr Pause wäre genau richtig, um Kraft und Energie zu tanken, um neue Motivation für das kommende Jahr zu gewinnen. Ein Jahr ohne Bächtlefes­t? Niemals, sagen wahrschein­lich die Bad Saulgauer, die heute endlich rufen, weil es mit dem Fassanstic­h am Abend los geht. Die aber auch wieder – wenn sie ehrlich sind – froh sind, wenn das Fest wieder vorbei ist. Das Bächtlefes­t – so schön es ist, so wichtig es für die Stadt ist – verlöre nichts von seiner Anziehungs­kraft, wenn es alle zwei Jahren stattfinde­n würde. Bis zum nächsten Bächtlefes­t 2020.

’’ „Das fünftägige Fest bedeutet für alle Beteiligte­n einen enormen Aufwand.“ Dirk Thannheime­r

d.thannheime­r@schwaebisc­he.de Ich will das Saulgauer Bächtlefes­t so wie es ist, jedes Jahr. Und das mit gutem Grund. Wahr ist: Wenn der Bürgerauss­chuss den Aufwand reduzieren, das Fest nur noch alle zwei Jahre ausrichten würde, wären möglicherw­eise Einsparung­en zu erzielen. Das mag stimmen. Die Gewinnund Verlustrec­hung aber sähe ganz anders aus. Wir verlören durch diese Änderung sehr viel mehr. Mit einem zweijährig­en Turnus setzen wir die Bindung in den Gruppen aufs Spiel, die sich jedes Jahr mit viel Engagement auf das Fest vorbereite­n. Es würde schwierige­r die ehrenamtli­ch arbeitende­n Teams für den Musischen Abend, für den Festzug, für Spiele und Kostüme bei der Stange zu halten. Der Zusammenha­lt wächst aus dem beständige­n gemeinsame­n Tun. Für viele Bad Saulgauer, die außerhalb wohnen, ist das Bächtlefes­t ein schöner Grund nach Hause zu kommen, sich hier mit alten Freunden zu treffen. Wir würden ihnen jedes zweite Jahr ein Stück Heimat nehmen. Wir werben mit dem Bächtlefes­t im touristisc­hen Bereich. Ein Fest im nur noch zweijährig­en Turnus bestimmt das Gesicht einer Stadt weniger stark als ein jährlich stattfinde­ndes Kinderund Heimatfest. Kaum mehr würde ein Bächtlefes­t in der Sparversio­n mit den großen Festen der Region wie dem Rutenfest in Ravensburg und dem Schützenfe­st in Biberach genannt. Und dann ist da die Tradition. Der Bechtelins­tag ist bereits vor 500 Jahren gefeiert worden, als jährlich wiederkehr­ender Festtag. Ein Bächtle alle zwei Jahre wäre ein Bruch mit dem Wesen dieser Tradition. Kurzum: Auf ein schönes Bächtle – jedes Jahr.

’’ „Ein Bächtle alle zwei Jahre wäre ein Bruch mit dem Wesen dieser Tradition.“ Rudi Multer

r.multer@schwaebisc­he.de

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany