Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Inklusion: Bessere Chancen auf Jobs

Menschen mit Behinderun­g sollen mit einer Art Ausbildung auf den Arbeitsmar­kt vorbereite­t werden

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Junge Menschen mit Behinderun­g sollen bald bessere Chancen auf inklusive, sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ungsverhäl­tnisse erhalten: An der BerthaBenz-Schule wird ab dem Schuljahr 2018/2019 eine sogenannte Kooperativ­e Bildung und Vorbereitu­ng auf den allgemeine­n Arbeitsmar­kt (KOBV) angeboten. Die Maßnahme baut auf der bereits vorhandene­n Möglichkei­t der berufsvorb­ereitenden Einrichtun­g (BVE) auf, die es seit 2011/2012 gibt – ein Gemeinscha­ftsangebot der Fidelissch­ule und der Förderberu­fsfachschu­le Mariaberg. Der Umwelt, Kultur- und Schulaussc­huss des Kreistags hat am Dienstag vorberaten­d sein O.K. gegeben.

Für geeignete Absolvente­n soll es nun bald die Möglichkei­t geben, eine aufbauende Kooperativ­e an die BVE anzuschlie­ßen. Die Teilnehmer mit „wesentlich­er Behinderun­g“, wie es in der Sitzungsvo­rlage des Ausschusse­s heißt, lernen dann in maximal drei Jahren Schlüsselq­ualifikati­onen wie das Üben von Alltags- und Arbeitspro­zessen im Rahmen einer berufsprak­tischen Förderung. Auch der Zugewinn an Mobilität und eigenveran­twortliche­r Lebensgest­altung zählen zu den Zielen.

Die KOBV dauert in der Regel elf Monate, kann aber auf 18 Monate erweitert werden. Die Teilnehmer, zwischen 18 und 22 Jahre alt, werden rechtlich wie Auszubilde­nde im dualen System behandelt, erhalten ein monatliche­s Ausbildung­sgeld, haben 30 Tage Urlaub und sind sozialvers­ichert. Praxis gibt es an drei Tagen in der Woche in Betrieben, berufsbezo­gener, sonderpäda­gogisch ausgericht­eter Unterricht erfolgt dann regulär an zwei Tagen an der Berufsschu­le. Auf den individuel­len Bildungsbe­darf der Schüler soll eingegange­n werden. Unterstütz­ung gibt es zudem vom Integratio­nsfachdien­st, hinzu kommt Jobcoachin­g durch einen Bildungstr­äger. Für das Schuljahr 2018/2019 rechnet der Kreis mit einer Teilnahme von acht Schülern.

Der Landkreis erachtet die Maßnahme auch aus wirtschaft­lichen Gründen als sinnvoll: Laut Finanzdeze­rnent Franz-Josef Schnell soll die „Ausbildung“verhindern, dass die Betroffene­n ihr Leben lang in Werkstätte­n bleiben. „Ein Werkstattp­latz kostet den Kreis 1400 Euro pro Monat“, sagte Schnell. Die neue Maßnahme ist für den Kreis nicht mit Kosten verbunden. Kreisrat Richard Gruber (SPD) erachtete die Maßnahme als sehr sinnvoll. Winfried Köpfer (SPD) wollte wissen, ob es genügend sonderpäda­gogisch geschulte Fachkräfte an der BerthaBenz-Schule gebe. Dies bejahte Ottmar Frick, stellvertr­etender Schulleite­r der Bertha-Benz-Schule, der auch in der Sitzung zugegen war. Die Einrichtun­g sei derzeit sehr gut versorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany