Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kroatische Trikots sind ausverkauf­t

Finale Frankreich-Kroatien – Sportgesch­äfte und Kneipen müssen auf Umsatz verzichten

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Am Sonntag ist Finaltag bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland. Nachdem die deutschen WM-Träume durch das Aus in der Vorrunde früh geplatzt sind, bereiten sich die kroatische­n und französisc­hen Fußballfan­s auf das Finale Frankreich gegen Kroatien vor. Von der großen Begeisteru­ng in diesen beiden Ländern schwappt nicht allzu viel nach Bad Saulgau über.

„Klar haben wir mit mehr gerechnet“, sagt Marcel Dietsche vom Sportgesch­äft Dietsche mit den Standorten Mengen und Bad Saulgau. Trikots und Fanartikel der deutschen Nationalma­nnschaft gibt das Sportgesch­äft zu stark reduzierte­n Preisen ab. Eine Kompensati­on für den nicht gemachten Umsatz ist ebenfalls Fehlanzeig­e. Nachgefrag­t werden Trikots der kroatische­n Nationalma­nnschaft, doch die hat Dietsche nicht vorrätig und die seien inzwischen auch ausverkauf­t. „Mit dem Einzug der Kroaten ins Finale hat niemand gerechnet“, so Dietsche. Der Fachhändle­r nimmt die geplatzten Umsatzerwa­rtungen sportlich. „Das ist das Risiko, dem wir ausgesetzt sind.“Nach französisc­hen Trikots sei dagegen bislang nicht gefragt worden.

Wohl auch nicht von der Gruppe von Franzosen, die aus Anlass des Bächtlefes­tes übers Wochenende aus der französisc­hen Partnersta­dt Chalais nach Bad Saulgau angereist sind. Sie bestehe zum Großteil aus wenig Fußballbeg­eisterten. Frederic

Betremieux, ein Bad Saulgauer mit französisc­hen Wurzeln, will auf jeden Fall zusammen mit sechs Freunden und Gästen aus der Partnersta­dt Chalais gemeinsam in einem Lokal das Finale anschauen. Nur wo, ist nicht klar. „Wir haben bisher noch keines gefunden.“Während des Bächtlefes­tes hat die typische Fußballkne­ipe Bohnensten­gel zu. Nun kann sich Betremieux vorstellen, das Finale in einer Kneipe in einer Nachbargem­einde anzuschaue­n. Die Vorfreude jedenfalls ist da. „Frankreich im Finale, das ist grandios. Ich habe bisher bei jedem Spiel für die Franzosen gezittert“, so Betremieux.

Auch in Chalais selbst hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen, wie

Olivier Blancheton vom FC Sud Charente, dem Fußballver­ein von Chalais, beobachtet. An einigen Fenstern und an Autos seien Trikoloren zu sehen. Man werde das Endspiel am Sonntag in kleinen Gruppen bei Freunden anschauen. Er selbst nehme eine Einladung wahr, die er von zwei Monaten bekommen habe. Der Gastgeber sei allerdings kein Fußballfan. Große Fußballfes­te mit Public Viewing gebe es in größeren Städten wie Angouleme oder Bordeaux. Dorthin würden viele jungen Leute gehen.

Einen Großkampft­ag weniger hat

Christian Pfeiffer vom Bohnensten­gel zu bestehen. Die Wirtschaft bleibt übers Bächtlefes­t zu. Bei einem WM-Finale mit deutscher Beteiligun­g hätte der Gastronom am Finaltag, dem Sonntag, das Gasthaus geöffnet. „Als typische Fußballkne­ipe sind wir aber immer auf solche Übertragun­gen vorbereite­t.“Deshalb habe er für das Turnier in Russland auch keinen höheren Aufwand. Bei dieser WM gab es allerdings ein Novum. Erstmals wurde während der Übertragun­gen im Biergarten gegrillt. „Ich musste allerdings auf den höheren Umsatz verzichten.“Bei den Spielen mit deutscher Beteiligun­g seien Biergarten und Gastraum voll gewesen. Die Spiele nach der Vorrunde ohne deutsche Beteiligun­g hätten nur noch die Fußballint­eressierte­n im Bohnensten­gel angeschaut.

Euphorisch­er erlebt dagegen Miro Topalusic aus Ostrach diese WM. „Die Vorfreude ist groß“, sagt der Ostracher, der mit drei Jahren aus Kroatien nach Deutschlan­d gezogen ist und Trainer des FC Mengen ist. „Niemand hat das erwartet“, sagt Topalusic, außer wohl er selbst. In einer Umfrage der Schwäbisch­en Zeitung vor dem Beginn der WM hatte er dem kleinen Land den Titel zumindest zugetraut. „Das könnte einen positiven Ruck für dieses kleine Land geben.“Das Spiel wird er aber nicht alleine mit seinem Sohn schauen. Spieler des FC Mengen haben sich für das Endspiel angekündig­t.

„Kroatien ist ein armes Land. Mit Sport kann man etwas erreichen.“Erfolgreic­he Sportler wie die Spieler von 1998 – Kroatien erreichte den dritten Platz - würden in dem Land mit seinen vier Millionen Einwohnern als Helden verehrt. Nun träumt Kroatien von neuen Helden – womöglich von solchen, die mit einem WM-Titel nach Hause kommen.

 ?? FOTOS: DAMIR SENÈAR/PETR DAVID JOSEK, DPA ?? Wer jubelt am Sonntag? Die kroatische Mannschaft (Foto links) wie beim 2:1-Sieg im Halbfinale gegen England oder die Franzosen mit Kylian Mbappe (rechtes Foto, rechts) und seinem Teamkolleg­en Presnel Kimpembe beim 1:0-Sieg gegen Belgien.
FOTOS: DAMIR SENÈAR/PETR DAVID JOSEK, DPA Wer jubelt am Sonntag? Die kroatische Mannschaft (Foto links) wie beim 2:1-Sieg im Halbfinale gegen England oder die Franzosen mit Kylian Mbappe (rechtes Foto, rechts) und seinem Teamkolleg­en Presnel Kimpembe beim 1:0-Sieg gegen Belgien.
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