Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
In der Ape ist Platz für Kind und Kegel
Beim Treffen in Krauchenwies zeigen Liebhaber der Dreiräder ihre Schätzchen
KRAUCHENWIES (pegme) - Liebhaber der kleinen dreirädrigen Fahrzeuge haben sich am Wochenende auf dem Campingplatz in Krauchenwies getroffen. Bereits das dritte Jahr in Folge zog es die bunte Ape-Karawane an diesen Ort. Ein Jubiläum stand außerdem an: die Apefreunde Süd-West feierten ihr zehnjähriges Jubiläum. Grund genug für ein gemütliches Beisammensein und eine gemeinsame Ausfahrt zum Campus Galli und zum Meßkircher Stadtfest.
Dem ein oder anderen dürften diese gemütlich daherkommenden Kleintransporter im Straßenverkehr bereits aufgefallen sein. Ein Rad und viele Stundenkilometer weniger als üblich, manchmal bunt mit Werbung als Pizzabote oder Eislieferant versehen, surrt die Ape (italienisch für Biene) als dreirädriges Rollermobil durch die Straßen. Als Nachfolgerin der Wespe, der bekannten Vespa, hatte der italienische Hersteller Piaggio 1947 als Urtyp der Ape eine Vespa mit Ladefläche herausgebracht. Im Laufe der Jahrzehnte hat nicht nur der Hersteller, sondern auch der Ideenreichtum der Ape-Fans viel zur Umgestaltung dieses liebenswerten Fahrzeugs beigetragen.
Stolz zeigt Stefan aus Schwanau sein Schmuckstück, einen roten Ape Calessino, eine Cabrio-Version. Das Dach und die Türen, die an Sicherheitsbügel im Riesenrad erinnern, sind mit wasserdichtem Segeltuch umspannt. Die Seiten wurden zusätzlich verkleidet, ein Radio, Navi und Handyhalter zieren das glänzende Armaturenbrett. „Da gibt es noch so einiges, was möglich wäre. Luft nach oben ist immer“sagt der junge Familienvater. Im Innern gibt es drei Sitzplätze, ausreichend für ihn, seine Frau Katharina und Söhnchen Jonas. Verblüffend wie beeindruckend: Das Sechs-Mann-Zelt sowie die Ausrüstung fürs Wochenende finden ebenso Platz. Und das komplett ohne Kofferraum, denn dort befindet sich der Motor. Die Zahl der Pferdestärken liegt dabei im unteren einstelligen Bereich. Die Tour nach Krauchenwies war die erste lange Fahrt. „Fast 250 Kilometer haben wir zurückgelegt, mit Pausen benötigten wir sechs Stunden und zehn Liter Benzin.“
Die längste Anreise hatte ein ApeFahrer aus Bad Breisig mit 425 Kilometern. „Auf eigener Achse wohlgemerkt“, präzisiert „Onkel Bruno“alias Bruno Köb. Der Rentner, der im Schwarzwald groß geworden ist, hatte eigens als Prämierung für den Fahrer mit der weitesten Anreise einen Miniatur-Ape geschnitzt, eines seiner kleinen Hobbys. „Aber mit meinem Ape zu fahren, das ist das Größte“, erzählt der 76-Jährige und ist in seinen Erinnerungen kaum zu bremsen. Im April überquerte er den Bernina-Pass mit 2328 Höhenmetern, mit seinen Kumpels Reiner Dudeck und Adolf Fuss ist er als einer der „rasenden Rentner“unterwegs. Mit ihren Apes und circa 50 Stundenkilometern zieht das Trio nicht nur die Blicke auf sich, sondern auch des Öfteren die Kolonnen hinter sich her, „aber die Autofahrer sind geduldig“. Selbstironisch merkt Köb an: „Bei uns ist Blumenpflücken während der Fahrt erlaubt.“Das macht auch den Reiz des Fahrens aus, die Natur zu erleben und Leute kennenzulernen. Jahr für Jahr zieht das Trio durch die Lande, Touren führten nach Monaco, Venedig oder bis vors Spielcasino nach Monte Carlo. „Die Damenwelt liegt uns dabei immer zu Füßen. Wir bieten ihnen kostenloses Probeliegen an“, schmunzelt der Senior. Denn die Apes dienen auch als Unterkunft, „wir haben stets unsere Einzelzimmer dabei“, so die Senioren. Matratze, Beleuchtung, Regale für Kaffee, Geschirr und selbstgemachtes Piri-Piri-Öl sowie Fotos der Enkel zieren die Miniaturbehausung. Eine Plüschfigur von Star Wars hängt im Eck und hält am Abend ein mit drei Tropfen Autan getränktes Küchentuch, „gegen die Mücken, das hilft garantiert“.
„Bei uns ist Blumenpflücken während der Fahrt erlaubt“, sagt der 76-jährige Ape-Fan Bruno Köb.